15. August 2022 Makronom-Mandiner von GÉZA SEBESTYÉN
Laut OECD sind die Ungarn in der besten Lage, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Region zu bewältigen.
Der Krieg in der Ukraine, hat schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in ganz Europa und auch in der ganzen Welt. Das Ausmaß des negativen wirtschaftlichen Schocks ist in der Region besonders groß. Unter den Nachbarländern hat Ungarn die erfolgreichste wirtschaftspolitische Reaktion gezeigt.
Der Russland-Ukraine-Krieg hat der Weltwirtschaft an sich schon schweren Schaden zugefügt. Obwohl öl- und gasexportierende Länder wie Saudi-Arabien und Norwegen von der aktuellen Situation profitieren, wird der militärische Konflikt für die Welt bis Ende 2023 fast zweitausend Milliarden Dollar kosten. Der relative Verlust Europas ist sogar noch höher, „dank“ einer fehlgeleiteten Sanktionspolitik.
Die negativen Auswirkungen sind in Europa deutlich zu spüren. Steil ansteigende Marktpreise für Energie, das Schreckgespenst einer möglichen Gas- und Brennstoffmangel in einigen Ländern, steigende Lebensmittelpreise. Steigende Preise und eine steigende Inflation sind natürlich auch schlechte Nachrichten für die Wirtschaft. Die höheren Kosten bremsen den Konsum und zwingen die Unternehmen, die Produktion zu drosseln.
Bis Ende 2023 hat die Weltwirtschaft aufgrund des militärischen Konflikts 9,2 Prozent des BIP des vierten Quartals 2019, fast 2 Billionen US-Dollar verloren. Dies ist eine brutal hohe Zahl, etwa das 11-fache des ungarischen BIP im Jahr 2021.
In einer neuen Studie schätzt die Kyiv School of Economics die wegen des russisch-ukrainischen Kriegs entstandenen Verluste auf fast dreitausend Milliarden Griwna (108,3 Milliarden US-Dollar). Der Ökonomist Dan Ciuriak bezifferte in einem Artikel von Juli die weltweiten negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des militärischen Konflikts auf 10.000 Milliarden USD (fast das 65-fache des ungarischen BIP).
Einer der größten Verlierer, wenig überraschend, ist Russland.
Die fehlgeleitete europäische Sanktionspolitik hat zu einem noch größeren relativen Rückgang auf dem alten Kontinent geführt. Die Länder der Eurozone werden über den gesamten Schätzungszeitraum (2019-2023) einen wirtschaftlichen Verlust von 15,1 Prozent hinnehmen müssen. Dies ist viel höher als der weltweite Durchschnitt.
Die Länder Mittel- und Osteuropas sind – verständlicherweise – am stärksten betroffen, da sie den Ländern im Krieg näher liegen und daher traditionell stärkere Handelsbeziehungen mit ihnen haben.
In Europa wird Rumänien in der kommenden Zeit am meisten wegen dem Krieg verlieren. Über den gesamten Schätzungshorizont hinweg wurde die Prognose für die Wirtschaftsleistung bis Ende 2023 um fast die Hälfte (41,5 Prozent, um genau zu sein) des BIP des vierten Quartals 2019 gekürzt. Über den gesamten Zeitraum hinweg setzt sich die Liste der größten Verlierer mit Lettland (38,2 Prozent kumulierter BIP-Rückgang) fort, gefolgt von Slowenien (28,4 Prozent), Litauen (28,3 Prozent) und Polen (26,6 Prozent).
Ungarns Widerstandsfähigkeit gegenüber der Krise ist eindeutig die beste in der Region.
Obwohl der Konflikt und die Sanktionen auch die Prognose für das inländische BIP zurückgedrängt haben, nimmt der Rückgang ab 2023 bereits Quartal für Quartal ab. Am Ende des OECD-Planungshorizontes zeigen die Zahlen für Ungarn eindeutig den geringsten Rückgang.
Obwohl der weltweite Abschwung dramatisch ist, sind nicht alle Länder in schlechter Lage. Die Wirtschaftsleistung Saudi-Arabiens profitiert von dem Anstieg der Ölpreise. In Europa ist Norwegen das einzige Land, das in der gegenwärtigen Situation nicht zu den Verlierern, sondern zu den Gewinnern gehört. Der nordische Staat profitiert vom Anstieg der Öl- und Gaspreise, sowie von der Substitution russischer Energieträger, so dass es verständlich ist, dass seine BIP-Prognose jetzt günstig aussieht. Dennoch ist der Anstieg von 13,2 Prozent über den gesamten Zeitraum hinweg erstaunlich.
Autor, Géza Sebestyén ist Leiter des MCC Economic Policy Workshop