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Wieviel kostet der „Plan B“ im Ukraine-Krieg?

24. November 2023 Interview mit Viktor Orbán

Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Guten Morgen Ungarn!” von Radio Kossuth am 27. Oktober 2023
  • Es gibt aus den Vereinigten Staaten immer mehr Stimmen, die auf die Minderung oder die Einstellung der Unterstützungen für die Ukraine drängen. Wird es die Europäische Union finanziell schaffen, wenn sie mit der Unterstützung der Ukraine allein bleibt?

Ob Europa es schafft, das weiß ich nicht, aber dass Ungarn es weder schafft noch schaffen will. Darin bin ich mir sicher, da ich keinerlei Begründung dafür sehe, dass wir Geld in die Ukraine schicken sollen, Geld, das die ungarischen Steuerzahler in den ungarischen Haushalt eingezahlt haben. Es kommt also vor, dass irgendwo ein Krieg ausbricht, ein Konflikt entsteht, die Russen die Ukraine angreifen, das ist hier geschehen, und danach sind wir ihnen zu Hilfe geeilt, sagen wir, wir leisten humanitäre Hilfe. Das kann gemeinsame Ausgaben umfassen.

Doch was auch immer wir tun, bevor wir unser Geld ausgeben, muss es eine klare Strategie hinsichtlich dessen geben, was wir erreichen wollen. Und gemessen daran muss das Geld zur Verfügung gestellt werden. Das größte Probleme heute ist, und ich war gezwungen dies – obwohl man darüber hier nicht auf diese Weise zu sprechen pflegt – geradeheraus und deutlich zu formulieren: Die Situation ist heute die, dass jene Strategie, mit der sie eingestiegen sind, und mit der im Übrigen die Brüsseler auch uns in diesen Krieg mitgenommen haben, gescheitert ist.

Also der Plan war sehr klar, Russland hat die Ukraine angegriffen, die Ukraine soll darauf mit Waffen antworten, also nicht mit Verhandlungen, wir sollen den Konflikt nicht auf die Weise isolieren, wie wir das im Fall der Krim vor einigen Jahren getan haben, sondern die Ukraine sollte einen offenen Krieg auf sich nehmen, sie soll einen Verteidigungskrieg beginnen, wir sollten sie dazu ermuntern und wir sollten sagen:

Es wird also einen Sieg geben. Wenn wir uns zurückerinnern, dann hat man vor Monaten auch eingeläutet, dass jetzt die große Gegenoffensive beginnen würde, mit der die Ukraine siegen würde. Nun, solange dies ein realistisches Drehbuch ist, kann man darüber sprechen, dass wir zum Erreichen dieses strategischen Zieles Geld geben sollen.

Doch heute weiß schon ein jeder, nur man wagt es nicht auszusprechen, dass diese Strategie gescheitert ist. Es ist also ganz offenkundig, dass dies so nicht gehen wird.

Das schreiben und sagen alle Militärexperten, nur die Politiker wagen es noch nicht, zuzugeben, dass wir eine schlechte Strategie gewählt haben.

Zu unserer Entlastung, zur Entlastung der Ungarn sei gesagt, ich habe schon im ersten Augenblick hier in Brüssel gegenüber einem riesigen Gegenwind den Standpunkt vertreten, dass dies ab ovo keine gute Strategie ist. Da aber alle sehr klug waren und erklärten, wie wir trotzdem siegen werden, konnten wir es nicht verhindern, dass die große Mehrheit diese Strategie zu verfolgen begann. Jetzt ist es peinlich auszusprechen: „Leute, wir haben eine falsche Entscheidung getroffen, diese Strategie funktioniert nicht.

Das war die europäische Strategie. Die Ukrainer müssen siegen, die Russen müssen verlieren, der Präsident muss stürzen. Das sagten wir mit einer Stimme, im Chor zusammen mit den Amerikanern.

Aber das wird nicht gehen. In solchen Momenten muss man innehalten und sagen: „Plan A ist gescheitert, jetzt sollten wir einen Plan B anfertigen. Wenn es einen Plan B gibt, dann sollten wir darüber sprechen, wie viel der kostet. Und wenn wir wissen, wie viel der kostet, dann verteilen wir diese Last untereinander. Umgekehrt geht das nicht, dass wir darüber zu reden beginnen, wie viel Geld wir jemandem geben, dessen Kriegsstrategie, deren Bestandteil auch wir im Übrigen sind, nicht mehr gültig ist. Also in Wirklichkeit stehen wir hier einem Führungsproblem gegenüber. Nicht einem finanziellen, sondern auch dem Problem muss man ins Auge blicken, und deshalb

Es mag sein, dass sie in Friedenszeiten, wenn das Wasser glatt ist, wenn der Wind nicht bläst und man paddeln kann, gute Führer sind. Doch jetzt, im Sturm, es gibt riesige Wellen, es erscheinen auch Piratenschiffe auf den Meeren, werden wir mit diesen Führern mit Sicherheit nicht Erfolg haben, das ist sicher. Eine Veränderung ist in Brüssel nötig!

Das Interview wurde von Zsolt Törőcsik geführt.

Ein Kommentar

  1. Man kann behaupten, dass Brüssel mit der Unterstützung der Ukraine nicht viel erreicht hat, da die Ukraine den Krieg zu verlieren scheint. Doch hat Brüssel bzw. Amerika dennoch sehr viele andere Punkte erreicht. 1. Die Schwächung der Verbindung von Russland zu Europa 2. Unzählige Tote unter den slawischen Brüdern 3. Die Darstellung Russlands als Aggressor im Mainstream 4. Die wirtschaftliche Schwächung der EU – Somit hat vor allem Amerika einiges ohne eigene Verluste gewonnen!

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