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Journalistenrunde bei Viktor Orbán

2. Februar 2023 Mandiner nach ROD DREHER

Viktor Orbán sei „scharfsinnig, witzig, brillant und vollkommen selbstbewusst“, ganz und gar nicht so, wie er in den westlichen Medien dargestellt werde, schreibt der amerikanische konservative Journalist Rod Dreher, der als Gast des Budapester Donau-Instituts zu einer kleinen Gruppe ausländischer Journalisten und Wissenschaftler gehörte, die unlängst an einer Diskussion mit dem ungarischen Ministerpräsidenten teilnahmen. Orbán verbrachte zwei Stunden mit ihnen und beantwortete selbst die schwierigsten Fragen, darunter auch die eines polnischen Kollegen, auf inhaltlich sehr sachliche Weise.

Dreher gab einen ausführlichen Bericht über das Gespräch, in dem auch die Frage der ungarischen EU-Mitgliedschaft zur Sprache kam: Er überarbeitete den Text nach der Veröffentlichung, um klarzustellen, was Orbán seiner Meinung nach über die ungarische EU-Mitgliedschaft genau gesagt hatte.

Die Russen sind dabei, die Ukraine in einen Trümmerhaufen zu verwandeln

Rod Dreher schreibt, Orbán werde „fälschlicherweise beschuldigt, Putins Marionette zu sein“. Laut seiner Zusammenfassung sagte Orbán jedoch, dass Putin es sich schlicht nicht erlauben könne in der Ukraine zu verlieren, da in Russland im nächsten Jahr Wahlen stattfinden werden. Darüber hinaus können es sich die Russen nicht leisten, einen NATO-Verbündeten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu haben. Da ein schneller russischer Sieg und ein Regierungswechsel in der Ukraine nun unmöglich geworden sind,

bestehe das wahrscheinliche Ziel der Russen darin, die Ukraine in einen unregierbaren Scherbenhaufen zu verwandeln, den der Westen sich nicht als Sieg verbuchen kann. Mit anderen Worten: „Die Ukraine wird dadurch das neue Afghanistan, ein Niemandsland“, so Orbán.

Zu einem möglichen russischen Staatsstreich sagte der Premierminister, er glaube, dass nur ein noch schärferer kriegstreibender Politiker Putin ersetzen könnte und dass ein Staatsstreich deswegen gar keine Lösung sei.

Die NATO rückt immer näher an den Krieg heran

Wenn die Entwicklung so weitergeht, so Orbán, werde sich die NATO die Frage stellen müssen, ob sie Truppen in die Ukraine entsenden soll. Laut Dreher, habe Orbán ausdrücklich gesagt:

„Der Westen befindet sich im Krieg mit Russland. Das ist die Realität. Und mit jedem Tag sind wir mehr und mehr daran beteiligt“. Der Westen mag denken, dass er sich nicht im Krieg mit Russland befindet, aber je mehr Waffen er schickt, desto näher ist er an der Realität einer tatsächlichen Intervention.

Dreher betont, dass Orbán natürlich möchte, dass sich der Westen nicht in den Konflikt in der Ukraine einmischt und keinen Krieg führt.

Berichten zufolge hat jemand behauptet, dass die russischen Truppen auf dem Schlachtfeld schlechte Leistungen erbringen. Orbán entgegnete, das sei zwar richtig, aber das sei in der russischen Geschichte schon immer so gewesen: Sie fangen schwach an und sind dann schwer zu stoppen.

Besonders gefährlich sei die Tatsache, dass die Russen zu einem Bündnis mit dem Iran gezwungen seien, was vor allem für Israel problematisch sei. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, dass Israel sogar als Friedensvermittler zwischen den Kriegsparteien fungieren könnte – und das alles sagte Orbán, während der Sohn des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu am Tisch dabei saß.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs wissen nicht, wer sie sind

Es wurde auch von der Frustration gesprochen, was es bedeutet, in der EU mit einer friedensfreundlichen Haltung allein zu sein. Orbán sagte jedoch, die Staats- und Regierungschefs der EU und der Mitgliedstaaten würden nicht darüber diskutieren, ob es sich lohne, in den Krieg verwickelt zu werden. Warum nicht? „Weil sie nicht wissen, wer sie sind.“

Wenn man sie fragt, wer sie in Bezug auf den Krieg sind, sagt Orbán, sie würden sagen: „Ich bin der Regierungschef eines Landes, das auf der richtigen Seite der Geschichte steht“, anstatt sich um die tatsächlichen Interessen ihres eigenen Landes zu kümmern. Ihre Haltung wird von Washington und den liberalen Medien vorgegeben.

Orbán sieht seine Rolle als gewählter Premierminister seines Volkes, der den Menschen helfen muss, die Herausforderungen zu bewältigen.

Der ungarische Premierminister merkte auch an, dass neben ihm der französische Präsident Emmanuel Macron der einzige europäische Politiker mit einer Vision sei. Orbán fügte hinzu: wenn er selbst sagen würde, dass Europa zu seinen christlichen Wurzeln zurückkehren sollte, um die Probleme zu bewältigen, Macron damit nicht einverstanden wäre und selbst eine liberale ideologische Strategie vorschlagen würde. Aber für alle anderen europäischen Staats- und Regierungschefs würde das alles wie Unsinn klingen.

Orbán sprach auch über die Deutschen: Er sagte, dass

die Deutschen leiden, weil sie wissen, dass es nicht in ihrem Interesse ist, mit Russland in den Krieg zu ziehen, aber sie sind nicht in der Lage, es klar zu benennen, und aus irgendeinem Grund sind sie nicht in der Lage, gegenüber Washington Nein zu sagen.

Orbán erzählte der Gruppe auch, dass er jetzt unter anderem die Biografie von Joe Biden lese, weil er die Art und Weise schätze, wie der US-Politiker nach dem tödlichen Autounfall seiner ersten Frau für sich selbst gekämpft habe.

Wir bleiben in der EU

Natürlich kamen auch die EU-Debatten zur Sprache, und Orbán räumte ein, dass die Distanz zwischen Brüssel und Budapest immer größer wird. Der Grund dafür sei, dass beide Seiten sehr unterschiedliche Vorstellungen von Mensch und Gesellschaft hätten – die Gender-Ideologie und ihre diametral entgegengesetzten Positionen zur Einwanderung seien gute Beispiele dafür.

Damit kommen wir zum Thema der EU-Mitgliedschaft Ungarns

Orbán, so Rod Dreher, „sagte, dass es

für ihn persönlich schmerzhaft sei, dass Ungarn in der EU den Schikanen der EU unterliege, aber es stehe außer Frage, dass das Land in der EU bleibe, weil sein wirtschaftlicher Wohlstand davon abhänge“.

Dieser Teil des Berichts wurde aufgrund von Missverständnissen, auf die Rod Dreher auf Twitter hingewiesen hat, korrigiert. Er schreibt, dass die linken Medien die Worte des Ministerpräsidenten in Bezug auf den Bericht verdreht haben, dass Orbán aber nur seine persönliche Frustration zum Ausdruck gebracht hat und sich die Zukunft Ungarns klar in der EU vorstellt.

Laut Dreher fügte Orbán hinzu: „Brüssel verkörpert alle Übel der letzten 30 Jahre der europäischen Geschichte“. Seiner Meinung nach wird Ungarn in der EU verteufelt, weil es, wenn es erfolgreich ist, eine Grundlage für die Infragestellung der EU-Politik und -Ideologie bieten kann.

Orbán gestand auch, dass „es für mich nicht leicht ist, dorthin zu gehen und zu ertragen, dass ich als für alles Verantwortlicher heruntergeputzt werde“. Er fügte hinzu, dass ein Politiker, der in der Lage ist, ihnen die Stirn zu bieten, ein Rückgrat aus Stahl haben und mehr darauf achten muss, was seine eigenen Wähler sagen, als darauf, was seine Gegner über ihn denken.

Die Orthodoxie ist die Hoffnung des Christentums

Rod Dreher befragte den ungarischen Premierminister über das Christentum, und er sagte, dass „das Christentum nicht durch die Politik erneuert werden kann“, weil der Glaube letztlich auf der persönlichen Bekehrung beruht. Aber wenn die Christen nicht aufwachen und den heutigen kulturellen Trends nicht widerstehen, wird der christliche Glaube verschwinden.

Orbán sagte, die Hoffnung liege heute bei den Orthodoxen, die glauben und nicht streiten – während Protestanten und Katholiken ständig miteinander in Streit stehen. Laut Dreher erklärte Orbán, dass die Orthodoxen heute die wichtigste Basis des Christentums seien, von der die Erneuerung des westlichen Christentums ausgehen könne.

Der Premierminister soll gesagt haben, dass er sich bewusst sei, wie wenig Menschen in Ungarn in die Kirche gehen, und dass er sich darüber „keine Illusionen“ mache, aber dass

Europa, wenn es überleben wolle, zum Glauben zurückkehren müsse, auf dem es die heilige Ordnung errichtet habe, auf der die Zivilisation aufgebaut sei.

Die Gender-Ideologie muss rasch besiegt werden

„Meiner Meinung nach ist die soziale Struktur, die in den letzten dreißig Jahren aufgebaut wurde, völlig gegen die menschliche Natur gerichtet ist“, sagte Orbán. – „Und sie wird zusammenbrechen, hoffentlich ohne ein Armageddon auszulösen.“ Wenn wir die Macht der Gender-Ideologie und anderer sog. fortschrittlicher Dinge schnell brechen können, wird die Rückkehr zur Tradition schneller erfolgen als wir dachten, aber zuerst müssen wir sie politisch besiegen, erklärte der Premierminister. Orbán fügte hinzu, dass er nicht verstehe, wie jemand konservativ sein könne, ohne persönlich zu glauben, und dass es kein Zufall sei, dass der Kampf in Europa gerade von den mitteleuropäischen Staaten geführt werde, die weniger von der störenden Moderne betroffen seien. Gleichzeitig können die Politiker nur den materiellen Wohlstand der Menschen steigern, aber es ist nicht ihre Aufgabe, den Menschen das Glück ihres Leben zu ermöglichen.

Autor, Rod Dreher ist Chefredakteur von „The American Conservative“, Projektleiter im Danube Institut

MAGYARUL: https://mandiner.hu/cikk/20230127_orban_eu_nyugat_haboru

Deutsche Übersetzung: Dr. Andrea Martin

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