20. Februar 2024 Magyar Nemzet von László Földi
„Der Westen gibt so lange keine Ruhe, bis er Russland nicht unterjocht hat. Dazu braucht man die Nato, und nicht im Interesse der Verteidigung unserer Länder“
Das haben auch schon andere oft gesagt und mit Tatsachen untermauert, woraus folgt, dass es an der Zeit wäre, über die NATO neu nachzudenken, weil schließlich ein falscher Schritt zur Vernichtung Europas führen kann.
Aus vielen Blickwinkeln betrachtet ist eine konsternierende Tendenz vorhanden, die wir in unseren Tagen in der Sache NATO erleben. Die deklarierten Ziele des Militärbündnisses stehen in den meisten Fällen nicht im Einklang mit der realen Praxis. Verteidigung?
In den letzten dreißig Jahren haben wir gesehen, dass die NATO-Divisionen in solchen Konflikten gekämpft haben, die entlang der außenpolitischen Interessen der USA von ihr selbst provoziert worden sind. Wir Europäer duldeten das stillschweigend, Kritik beinhaltende Artikel wurden kaum veröffentlicht. Offenbar gibt es jetzt auch keinen Protest, wenn unser eigenes Leben zum Schlachtfeld wird.
Die NATO begann vom 31. Januar bis 31. Mai 2024 eine große Militärübung im Gebiet des so genannten Suwalki-Korridors. Der „friedenssichernde“ Plan nahm seinen Anfang mit der Teilnahme der 31 Mitgliedsländer plus Schweden, mit dem Einsatz von etwa 90 000 Soldaten – darunter auch von ungarischen – , 50 Kriegsschiffen, 80 Flugzeugen, 133 Panzern und von weiteren, mehr als 1000 Kampffahrzeugen testet man, wie Russland in die Knie gezwungen werden könnte.
Das ist kein geheimes Ziel, man hat es unverständlicherweise nicht als Kriegsgeheimnis deklariert, die aufgebrachte NATO-Kriegsführung hat es ausgedacht.
Der Hintergrund dieser Provokation ist, dass Klarheit darüber bestand:
in der militärischen Doktrin Russlands der jüngsten Vergangenheit kam die Besetzung Europas nicht vor. Einfach deshalb, weil die wirtschaftlichen und militärischen Fähigkeiten des Landes vor der „Sonderoperation“ dafür nicht ausreichten, und auch der politische Wille nicht vorhanden war.
Na und in Moskau dachten auch alle, dass man auf dem Gebiet Europas jeder den Frieden will.
Diese These wird dadurch untermauert, dass die Kapazität der russischen Kriegsindustrie vor zwei Jahren nur ein Drittel der heutigen entsprach. 2022 waren sie nicht einmal in der Lage einen entscheidenden Schlag gegen die Ukraine zu führen. Das bis zum heutigen Tag erhöhte Produktionsvolumen ist natürlich alarmierend, aber dahinter versteckt sich nicht der Vorsatz einer russischen Eroberung, sondern eher die Tatsache, dass die unter das Embargo gekommene russische Wirtschaft nur deshalb nicht zusammenbrach, weil man mit Hilfe der staatlichen Investionen den Ausfall der von den westlichen Investoren betriebenen Fabriken kompensierte. Ein Weg dafür war die Umstellung auf die Kriegswirtschaft. Die zweite offensichtliche Ursache, die Russland zur Produktion von Waffen anhält, ist natürlich die Ukraine, wo die russischen Panzer nicht mit ukrainischen, sondern mit NATO-Panzern und Kriegsgerät zu tun bekommen.
Das gegenwärtige NATO-Manöver könnte den Kreml endgültig zu einem Strategiewechsel nötigen, denn eine offenkundigere Bedrohung gab es in der zuletzt siebzigjährigen Geschichte Europas nicht.
Das am meisten Erschreckende an dem neuesten, bereits gelüfteten Plan, der im Gehirn des Hintergrundmanagements geboren wurde, ist die Idee des Übergreifens auf den Schengen-Korridor. Unter dem Hintergrundmanagement muss man die Kriegsindustrie, die ruchlosen, politischen Führer und natürlich die Welt des Geldes und der Bankaktionäre verstehen.
Nach dem Plan des „Schengen-Korridors“ könnten sich die unterschiedlichen NATO-Divisionen innerhalb von Europa zwischen den Mitgliedstaaten frei bewegen.
(Wenn sagen wir mal eine Regierung sich konstituiert, die bestimmten politischen Interessengruppen nicht gefällt, könnte man einfach mit dem Einsatz der NATO-Kräfte die Demokratie „retten“.) Zur Zeit erschweren bürokratische Hindernisse diese Vorstellung, denn die NATO-Mitgliedstaaten dürfen wegen ihrer Verpflichtungen an ihre eigenen Grundgesetze eine Überquerung ihres Landes durch ausländische Militärkräfte ohne vorherige Konsultation nicht erlauben.
Der spektakulärste Schritt wäre, wenn wir hier im Osten, die unmittelbar Betroffenen des am Suwalki-Korridor geplanten Manövers, mit unseren Traktoren den Kampffahrzeugen den Weg verstellen würden. Wie im Westeuropa die Menschen an immer mehr Stellen denken, dass dies der richtige Weg sei, ihre Regierungen zur Vernunft zu bringen. Die Reaktion der NATO-Falken wäre bei so einer Konstellation interessant, und wir würden auch eine Antwort bekommen, was es bedeutet, was wir „wissen, wagen, machen“, wenn die Rede vom unseren Leben und vom dessen Schutz ist.
Das ernsthafte Hindernis für den Frieden und für die Entwicklung Europas ist das „Hintergrundmanagement“, das selbst die militärische Organisation für ihre scheelen Ziele benutzt.
Natürlich ist hier nicht die Rede von den Stabsoffizieren, und wir wollen nicht die guten Vorsätze der Berufssoldaten in Frage stellen. Sie befolgen den Befehl und nehmen auf sich, dass sie als erste Kräfte in einem Krieg mit Russland sterben. Die Zivilsten folgen erst später.
Diejenigen, die glauben, dass sie die Rohre ihrer Waffen gegen Zielpunkte lenken, würden blitzschnell mit der Tatsache konfrontiert, dass das ausführende Personal – die Soldaten – höchstens in Rededuellen mit den Traktorfahrern seine Entschlossenheit beteuert und nicht mittels physischer Lösung die augenblicklich falsch verstandene Friedensoffensive durchführt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir bei der endgültigen Lösung auch die Unterstützung der rusischen Traktorfahrer benötigen, nämlich nach dem Prinzip „sicher ist sicher“.
Autor, László Földi ist Sicherheitsberater a.D. und Vorsitzender der Stiftung „Geschützte Gesellchaft“
MAGYARUL: https://magyarnemzet.hu/velemeny/2024/02/veszjoslo-nato-hadgyakorlat-putyin-hataban
Zum Thema vom Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/politik/nato-uebung-grenze-moskau-russland-warnung-konsequenzen-zr-92800875.html