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Die polnisch-ungarische Freundschaft ist wieder ewig

6. September 2022 PestiSrácok.hu von ÁRON AMBRÓZY

Die Polen scheinen zur Vernunft gekommen zu sein. Sie haben erkannt, dass Deutschland (wie auch Russland) niemals ein echter Verbündeter für das Europa dazwischen (Ost-Mitteleuropa, Zwischeneuropa, wie man es nennen will) sein wird, da die imperiale Logik dem widerspricht. Und die angelsächsischen Garantien werden ohnehin immer nur zu den in der Region üblichen Kursen umgetauscht. So bleibt ihnen also nur Ungarn und die ewige polnisch-ungarische Freundschaft, die weder ewig noch unzerstörbar ist, aber wenn wir sie so in Erinnerung behalten, wird es uns damit gut gehen, denn sie ist tatsächlich funktionsfähig.

Brüssel, das theoretisch nicht nur die Hauptstadt Belgiens, sondern auch die von Europa ist, wird seit dem Rückzug der Briten immer deutlicher zum Ausdruck der imperialen Interessen Berlins. Das ist bequem für die Belgier, weil sie sich an den Status einer Phantasieland-Hauptstadt gewöhnt haben, und für die Deutschen, weil sie, seit sie sich verändert haben, die kalten und überlegenen deutschen imperialen Ziele als europäische Werte deklarieren.

Wir Ungarn waren und sind uns dessen zu unseren besseren Zeiten, schädliche Naivität beiseitegelegt, sehr wohl bewusst. So wie wir uns bewusst sind, dass

die geopolitische Strategie unserer Region, des so genannten „Zwischeneuropas“, nur darin bestehen kann, dass sich kleine Nationen zusammenschließen, um den beiden Imperien, dem deutschen und dem russischen, gleichzeitig sowohl nahe zu sein als auch fernzubleiben.

Sogar das ursprüngliche Visegráder ungarisch-polnisch-tschechische Dreierbündnis wurde 1335 gegründet, um gemeinsam zu verhindern, dass Wien alleine den ganzen Handel aus dem Osten verzollt, also unser Geld abschöpft und unsere Interessen in großem Bogen ignoriert. Denn das war schon damals das Hauptziel der germanischen Welt mit diesem Zwischeneuropa.

Und dieses Mittelosteuropa hatte bereits damals viel Verstand besessen, obwohl das Russische Reich noch nicht einmal existierte. Aber es gibt es jetzt, und deshalb haben wir doppelt so viele Gründe, uns genau so klug zusammenzuschließen wie in 1335. Die Polen hingegen neigen dazu, auch aus historischer Sicht, dies von Zeit zu Zeit zu vergessen, abzuschweifen und mit begeistert errötetem Gesicht einem schönen, blumigen Versprechen zu folgen.

Die polnisch-ungarische Freundschaft geht offiziell auf die dynastischen Ehen zwischen den Árpáden und den Piasten zurück und umspannt die letzten tausend Jahre in dem Sinne, dass beide Seiten die Bergkämme der Tatra ohne Unterbrechung als gemeinsame Grenze ernst genommen und akzeptiert haben, und nur seltenst haben wir die Klingen gekreuzt. Die polnische Legion, die in ungarischem Unabhängigkeitskrieg 1848/49 auftrat, zeigte, dass die Freundschaft zwischen den beiden Völkern nicht nur ein leeres Wort war; sie zeigte natürlich auch, dass die Polen jederzeit und an jedem Ort bereit waren, gegen die Russen in den Krieg zu ziehen. Im Gegenzug lieferten wir Ungarn, ein nach dem Ersten Weltkrieg vollkommen ausgeblutetes Polen, ihnen eine riesige Menge an Munition, damit sie die Moskowiter endlich an der Weichsel schlagen konnten. Das bedeutete natürlich auch, dass es in unserer Region keinen Platz für Russen gab.

Unsere berühmte Freundschaft wurde jedoch während des Zweiten Weltkrieges richtig mit Inhalt gefüllt, als wir, – Mitglieder zweier feindlicher Bündnissysteme in Europa – uns miteinander als die einzigen zivilisierten Gegner verhalten haben.

1939 haben wir Ungarn uns geweigert, die gegen Polen marschierende Wehrmacht durchzulassen, und dann haben wir, solange wir konnten, Hunderttausende von Polen aufgenommen, die vor den damaligen europäischen Werten der deutschen Besatzer geflohen sind und später auch dann noch, als wir nicht mehr konnten. Dann mussten die Deutschen zu ihrem Entsetzen feststellen, dass die im Warschauer Gebiet stationierten ungarischen Truppen, die mit ihnen gegen die Sowjets gekämpft hatten, sich weigerten, gegen die polnischen Rebellen zu kämpfen.

„Die Polen sind unsere Freunde und die Deutschen unsere  Waffengefährten. Wir dürfen uns nicht in ihren Konflikt einmischen.

gab Miklós Horthy diesen klaren Befehl aus. Die Ungarn wurden daraufhin zurückgezogen und die ungarischen Soldaten begannen, polnische Soldaten und Zivilisten, die gegen unsere deutschen „Waffenfreunde“ kämpften, mit Munition, Waffen und Lebensmitteln zu versorgen und die Polen über deutsche Truppenbewegungen zu informieren. Sie verhalfen ihnen in angespannten Situationen zur Flucht, halfen ihnen bei der Flucht, kleideten sie notfalls in ungarische Uniformen und retteten eine Gruppe polnischer Partisanen, indem sie sie als Kriegsgefangene getarnt nach Ungarn brachten.

Es ist eine typische Geschichte, dass ungarische Offiziere, als sie erfuhren, dass die deutschen Invasoren die polnische Nationalhymne bei Todesstrafe verboten hatten, der ungarischen Honvéd-Militärkapelle sofort befahlen, ausschließlich diese Hymne beim Marschieren zu spielen. Die Deutschen konnten in ihrer hilflosen Wut nur die Zähne fletschen. So sah das damalige Vetorecht aus, das gegen die „europäischen Werte“ der damaligen Zeit ausgeübt wurde.

In Europa können wir uns nur aufeinander verlassen. Vorübergehend können wir Freundschaften schließen, Allianzen bilden, mit anderen in Formation fliegen und gemeinsame Interessen und Ziele verfolgen, aber wenn es hart auf hart kommt, können wir uns nur aufeinander verlassen. Nicht umsonst fürchten die Deutschen, die sich unter dem falschen Etikett „Brüssel“ verstecken, die polnisch-ungarische Achse wie der Teufel das Weihwasser. Zwei EU-Mitgliedstaaten können von ihnen ungeachtet der vielen Anschuldigungen und Hasstiraden, die von Heerscharen von Pseudoexperten zusammengetragen wurden, nicht gleichzeitig durch irgendeine Art von schamlosem und dreistem Missbrauch der Rechtstechnik neutralisiert (vgl. „carpet-bagged“) und ausgeplündert werden (was das eigentliche, urinstinktgetriebene Ziel ist).

Das ungarisch-polnische Tandem ist jederzeit in der Lage, die Europäische Union lahm zu legen,

und Morawieckis Ankündigung deutet darauf hin, dass wir das bestimmte Etwas auf den Tisch gelegt haben. Wenn sie in Brüssel weiterhin so ätzend sind, wenn sie weiterhin unser Geld stehlen, wenn sie weiterhin in der Art von kranken kommunistischen Diktaturen mit Hetzkampagnen auf die Jagd nach inneren Feinden gehen, dann werden wir uns ein Herz fassen und das Licht ausmachen.

Ach ja, brauchen wir gar nicht, sie werden es selbst mit ihren eigenen Sanktionen ausschalten. Aber die Stühle werden leer bleiben, so wie es dem französischen Präsidenten de Gaulle in den 1960er Jahren gelungen ist, die sturen Teutonen zur Vernunft zu bringen.

Weil das die einzige Möglichkeit ist, mit Ihnen zu reden.

.Die Polen sind genauso anfällig für geopolitische Romantik wie wir, nur wir sind es weniger oft. Die österreichisch-ungarische Aussöhnung (1867) war vielleicht die einzige, bei der die Romantik siegte, aber alles, von der Idee loyaler Pufferstaaten über die Idee von der großen Donaurepublik bis hin zu einem gemeinsamen ungarisch-rumänischen Königreich, war Totgeburt. Und was nicht geht, sollte nicht erzwungen werden. Es sei denn, Ungarn und Polen haben einen ewigen Freund und ewige Interessen.

Und glücklicherweise sind die ewigen Interessen genau dieselben: ein Zwischeneuropäer in einem Zwischeneuropa zu bleiben; wir werden weder russisch noch deutsch werden.

Dieser Artikel erschien in Pesti Srácok.hu

MAGYARUL: https://pestisracok.hu/ujra-orok-a-lengyel-magyar-baratsag/

Deutsche Übersetzung: Dr. Andrea Martin

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