245. August 2021 Interview von Ferenc Almássy mit Abel Bódi, dem Chef der ungarischen Organisation
Die Bewegung Génération Identitaire ist in Frankreich, wo die Bewegung – mit dem Bloc Identitaire im Jahr 2003 – ihren Ursprung hat, sehr bekannt, aber auch in Deutschland (IB) und Österreich (IBÖ) präsent und aktiv. Weniger bekannt ist, dass die Bewegung auch in Ungarn präsent und aktiv ist. Als Bewegung junger Aktivisten, die sich mit Themen wie Einwanderung, LGBT-Hegemonie und der Islamisierung von Teilen Europas befasst, wird die Identitäre Bewegung häufig angegriffen, auch von den Staaten Frankreich, Deutschland und Österreich, bzw.
von der liberalen und progressiven linken Presse als faschistische, rechtsextreme oder gar rassistische Bewegung bezeichnet.
Während die Situation – und damit die Aktionen der IB-Aktivisten – in Frankreich, Deutschland und Österreich ähnlich sind, wirft die Existenz und das Vorgehen dieser Bewegung in Ungarn Fragen auf. Warum eine solche Bewegung in einem Land, das keine außereuropäische Einwanderung kennt? Warum diese Bewegung in einem Land ohne massive muslimische Einwanderung? Was ist der Sinn und Zweck der Idenditären Bewegung in Ungarn, dem Land des konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der 2015 durch seinen Widerstand gegen die unkontrollierte Masseneinwanderung weltberühmt wurde?
Ferenc Almássy traf den Chef der ungarischen Organisation, Ábel Bódi, in Budapest zu einem exklusiven Interview.
Ferenc Almássy: Es gibt also keine einheitliche Führung für alle nationalen IBs?
Ábel Bódi: Nein. Wir sehen es so, dass wir diejenigen sind, die Europa wirklich gerne funktionieren sehen würden. In unserem Fall sind wir unabhängige Bewegungen, die auf gemeinsame Ziele hinarbeiten, aber wir mischen uns nicht in die Innenpolitik der anderen ein. Wir haben ein festes Wertesystem, nach dem wir handeln und in dessen Richtung wir den Rest der Gesellschaft lenken möchten.
Ferenc Almássy: Haben Sie eine gemeinsame Charta oder etwas Ähnliches?
Ábel Bódi: Nein. Es ist nicht nötig, das schriftlich festzuhalten, denn das rechte und konservative Denken ist überall gleich. Es ist nicht notwendig, irgendetwas in Stein zu meißeln, denn mit einer bestimmten Einstellung werden Sie, wo auch immer Sie sich befinden, auf die gleichen Probleme auf die gleiche Weise reagieren.
Dies ist ein Prozess, der in der Kritik an der Migrationsinvasion und in der Ablehnung der Kulturrevolution vom Mai 68 leicht zu beobachten ist.
Und da ich schon bei diesem organischen – und wirklich einheitlichen – Denken bin, das wir vertreten: Allein die Tatsache, dass die IB als Extremismus gilt und Orbán als Faschist bezeichnet wird, zeigt, wie weit der Westen in eine ungesunde Entwicklung abgesunken ist. Von diesem Zeitpunkt an kann jeder verstehen, wie ernst die Lage ist. Der Hauptunterschied besteht darin, dass in Westeuropa die Stimmen, die uns als Rechtsextremisten bezeichnen, diejenigen derer, die sich an der Spitze der Staaten befinden, von wo aus sie z.B. Frankreich bzw. Deutschland ruinieren.
Ferenc Almássy: Aber vielleicht haben sie recht: beweist nicht die Tatsache, dass Sie in Ungarn nicht als Extremisten gelten, dass Orbán selbst ein Extremist sei und Sie deshalb dulde?
Ábel Bódi: Gute Frage! Die Antwort lautet natürlich: Nein. Sie müssen nur darauf achten, was wir sagen. Wenn uns jemand nach der Prüfung immer noch für extremistisch hält, dann sollten wir uns vielleicht erst einmal fragen, ob es nicht einen Mangel an Objektivität gibt – einerseits; andererseits müssen wir sehen, dass auch im Westen die schweigende Mehrheit immer weniger an diese Etiketten glaubt. Natürlich hat die ständige Untergrabung durch die liberale Konsensfabrik in den letzten Jahrzehnten die Bevölkerung völlig umerzogen, so dass
die Menschen Angst haben, die Konflikte, die wir uns noch erlauben, im öffentlichen Diskurs zu thematisieren, auch nur zu erwähnen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die linke Presse dort sehr mächtig ist. Stimmen von rechts sind bestenfalls als „geflüsterte Propaganda“ zu hören – ähnlich wie in Ungarn in den frühen 2000er Jahren. Im Westen hört der normale Bürger, der sich nicht mit Politik beschäftigt, ständig, dass die Identitären die Bösen seien, dass es sich um eine faschistische Bewegung handle – selbst wenn er sich nicht für das öffentliche Leben interessiert, wird er, sobald er dieses Symbol sieht, es ohne weiteres mit den Bösen in Verbindung bringen. Es ist unwahrscheinlich, dass er weitere Informationen sucht, darüber liest oder etwas anderes hören will…
Von dort aus sind einige Leute auf nationaler Ebene zu Meistern darin geworden, ein Narrativ über die Rolle unserer Bewegung zu schmieden. In Ungarn funktioniert das Gott sei Dank nicht, denn – ich glaube sagen zu können –
es ist nicht so einfach, den Ungarn zu sagen, dass dieser und jener ein Faschist ist, weil wir mit beiden Gesindeln, dem Faschismus und dem Kommunismus, direkte Erfahrungen gemacht haben.
Ich denke also, dass die ungarische Gesellschaft diesen Versuchen der Verunglimpfung auf westliche Art und Weise etwas kritischer gegenübersteht. Im Westen ist dies jedoch nicht der Fall, wo eine solche politische Offensive gegen die Génération Identitaire möglich war (nicht wahr?), weil es nicht im Interesse der Regierungen dieser Länder liegt, eine „rechte NGO“ zu haben, die auf Probleme aufmerksam machen kann, die sie selbst nicht ansprechen wollen – man denke beispielsweise an die Frage der Einwanderung.
Es ist erwähnenswert, dass die Linie, die wir in Ungarn vertreten, nicht genau dieselbe ist. Natürlich haben auch wir eine klare Stimme in der Kritik an Einwanderung und Islam. Wenn wir gefragt werden, warum eine Identitätsbewegung in Ungarn notwendig ist, wo wir doch Orbán haben, dann sage ich meistens, dass man nicht vergessen darf, dass es in Frankreich auch unter De Gaulle sowohl den Mai 68 als auch die Entstehung der Neuen Rechten gab.
In Ungarn sind die kulturelle Linke und der Kulturmarxismus auf dem Vormarsch,
so dass wir die Herausforderung unbedingt annehmen müssen, bevor es zu spät ist, denn im Interesse der jungen Menschen müssen wir jetzt die Schlachten der Zukunft schlagen.
Ferenc Almássy: Seid ihr die Husaren des Fidesz? Oder dessen Partisanenbataillon?
Ábel Bódi lacht: Nein, nicht die der Fidesz, sondern die der Rechten. Die wahren Partisanen sind wir – zumindest, was die Operationen im Feindesland betrifft, sind wir es zweifellos. Ich habe immer gesagt, dass wir eine Art besondere militante Kraft sind.
Ferenc Almássy: Wie ist Ihr Verhältnis zur ungarischen Regierung? Wie ist das Verhältnis zwischen der ungarischen Regierung und der IB? Besteht die Gefahr, dass die Bewegung auch hier verboten werde? Was könnte zu einem solchen Verbot führen? In letzter Zeit waren Sie in den Fidesz-nahen Medien sehr präsent. Was haben Sie dazu zu sagen?
Ábel Bódi: Ich würde sagen, dass die Beziehung eher eine Geschichte ist. Es gibt Dinge, bei denen wir uns einig sind, und Dinge, bei denen wir uns nicht einig sind. Ich glaube nicht, dass die Bewegung in Ungarn von einem Verbot bedroht werde, aber in der Politik sollte man natürlich niemals „nie“ sagen. Ich habe den Sturz von Donald Trump nicht kommen sehen.
Wir treten oft in der Sendung Kommentár auf, ich schreibe in Magyar Nemzet, und es gibt auch Pesti TV. Gott sei Dank kann ich Ihnen sagen, dass
in Ungarn der rechte und neurechte Identitätsdiskurs im Mainstream angekommen ist.
Es gibt Themen, zu denen sich der Fidesz vor einigen Jahren nicht getraut hätte, Stellung zu beziehen. Damit er dazu in der Lage wurde, musste sich natürlich die politische Landschaft verändern und die schweigende Mehrheit aufwachen. Die Tatsache, dass die Gesetze zur Bekämpfung der Pädophilie in Kraft getreten sind, dass der Kampf in Brüssel immer härter wird und dass Ungarn immer mehr angegriffen wird – all das bedeutet, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt. Wenn Brüssel uns angreift, wenn [das ungarische liberale Portal] 444 Schreckliches über uns, die Rechten, schreibt, ist das eine gute Sache. Wenn sie uns loben würden, würde das bedeuten, dass wir etwas verpasst haben.
Ferenc Almássy: Unterstützt die Regierung Sie finanziell?
Ábel Bódi: Nein. Ich habe einen Zivilberuf, wie alle anderen in der IB: Wir sind entweder Studenten oder Angestellte, und wir kämpfen parallel dazu.
Das ganze Interview ist hier zu lesen.
Bildquelle: https://www.blauenarzisse.de/