21. April 2022
Viktor Orbáns erste Auslandsreise nach dem Wahlsieg führte – auf Einladung des Papstes – zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus.
Aus der Logik der ungarischen Geschichte folgt, dass Ungarn mit besonderer Aufmerksamkeit auf das Zentrum des Christentums, den Vatikan und den Heiligen Vater blicken sollte. Damit wurde eine große ungarische Tradition fortgesetzt, indem Viktor Orbán nach dem Wahlsieg die Einladung des Heiligen Vaters als erste angenommen hat. Dem gibt der Krieg auch noch eine besondere Bedeutung, denn der Heilige Vater ist bekannt dafür, seinen Einfluss im Interesse des Friedens zu mobilisieren, und auch Ungarn vertritt den Standpunkt, dass es möglichst schnell Frieden geben soll, es gibt keine Sache, die wichtiger wäre.
Auch die Flüchtlinsfrage ist zur Sprache gekommen. Es ist eine weltweit bekannte Tatsache, dass im Vergleich zur eigenen Bevölkerungszahl – denn wir sind ja ein Land mit zehn Millionen Einwohnern – Ungarn die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hat, jetzt ist das Land bereits bei etwa 640 tausend. Ungarn hat auch jene Studenten aufgenommen, die grundlegend keine Ukrainer sind, aber in der Ukraine studiert haben, und jetzt vermutlich in Ungarn, ihre Studien werden fortsetzen können. Ungarn führt die größte humanitäre Aktion aller Zeiten durch. Dies löst überall in der Welt Anerkennung und Respekt aus, auch der Heilige Vater hat das erwähnt, und hat den Ministerpräsidenten ermuntert, diese gute Angewohnheit nicht aufzugeben.
Mit dem Vatikan pflegt man bzw. pflegt ein Land keine politischen Beziehungen, sondern man pflegt eine spirituelle und seelische Verbindung, doch kann man ruhigen Gewissens sagen, dass zwischen den beiden Staaten, dem Vatikan und dem ungarischen Staat die wichtigste Übereinstimmung gerade hinsichtlich der Familien entstanden ist. Wir alle denken hier, in Rom, im Vatikan und auch in Budapest, dass die wichtigste Gemeinschaft unserer Zeit die Familie ist. Das ist der letzte Rückzugsort und die letzte Zuflucht für den modernen Menschen, deshalb müssen wir all unsere Kräfte im Interesse dessen mobilisieren, um diese Gemeinschaft, die wichtigste menschliche Gemeinschaft der modernen Zeit, die Familie zu schützen und zu stärken, und dabei kann man auf den Heiligen Vater zählen.
Es werden seit längerer Zeit Gespräche in die Richtung geführt, dass der Heilige Vater nach Ungarn zu Besuch kommt. Die vorbereitenden Arbeiten sind an den Punkt angelangt, dass Ministerpräsident Viktor Orbán den Heiligen Vater auch offiziell zu einem Besuch nach Ungarn im Laufe des kommenden Jahres einladen konnte, worauf er eine ermunternd positive Antwort erhalten hat. Das Datum steht noch nicht fest.
Am Ende des Treffens fand die Zeremonie der gegenseitigen Geschenkübergabe statt. Der ungarische Ministerpräsident überreichte dem Heiligen Vater ein englisch-lateinisches Gebetsbuch für die Karwoche aus dem Jahr 1750 sowie einen Band über den Komponisten, weltberühmten Musiker Béla Bartók und einen weiteren über seine Werke.
Da die ungarische Sprache nur von wenigen Menschen außerhalb von uns gesprochen wird, habe ich ungarische Musik als Geschenk mitgebracht, denn jeder, der sie hört, wird unsere Herzen verstehen
sagte Viktor Orbán dem Papst.
Der Heilige Vater überreichte dem Ministerpräsidenten eine runde Bronzetafel von der Größe eines Tellers und sagte: „Ich selbst habe dieses Relief für Sie aus der vatikanischen Werkstatt ausgewählt.
Es stellt den heiligen Martin dar, der ein Ungar war – ja, ich weiß – er stammte aus der römischen Provinz Pannonien, aber trotzdem seid ihr „das Volk des heiligen Martin“.
Und dieses Gewand, das in zwei Teile geschnitten und über seine armen Schultern gehängt wurde, ist der Dienst, den ihr für sie tut. Und die Armen sind die halbe Million Flüchtlinge, die Sie jetzt aufnehmen“. Neben der Bronzetafel des Heiligen Martin stiftete Papst Franziskus ein Exemplar seiner apostolischen Ermahnungen. „Ich habe Ihnen heute Morgen die diesjährige Botschaft zum Weltfriedenstag unterschrieben“. Außerdem überreichte er Orbán das 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete Dokument über die Bruderschaft der Menschen und die von „Vatican Books“ herausgegebene Gedenkschrift Statio Orbis, die am 27. März 2020 zum Gedenken an die Pandemie gehalten wurde.
Das Gespräch dauerte den Angaben zufolge rund 40 Minuten. Auf einem vom Heiligen Stuhl veröffentlichten Video des Treffens wirkt die Stimmung zwischen den beiden offen und freundlich.
MAGYARUL: https://miniszterelnok.hu/orban-viktor-interjuja-a-ferenc-papaval-valo-talalkozojat-kovetoen/
Quelle: Kanzleramt