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Ungarn vor dem Untergang bewahren!

Eine Kopie dieses Briefes von 1254 wurde von Viktor Orbán an Papst Franziskus während ihre kurzen Treffens in Budapest überreicht; der Brief mag erklären, warum Orbán den Papst darum bat, Ungarn vor dem Untergang zu bewahren.

In der Tatarenfrage haben wir uns an die drei höchsten Gerichte der ganzen Christenheit gewandt, aber von allen keinen Trost und keine Hilfe erhalten, sondern nur Worte.

KÖNIG BELA IV. AN PAPST INNOZENZ IV.
(11. November 1254)

Seinem in Christus heiligen Vater, Innozenz, durch die Gnade Gottes, Hoherpriester der heiligen Kirche von Rom, Béla, durch dieselbe Gnade König von Ungarn, in allen Dingen verpflichtet und demütig zu huldigen.

Denn Ungarn ist durch die Tatarenplage im größten Teil in eine Wüste verwandelt worden und wird von den ungläubigen Völkern, nämlich den Ruthenen und Brodniks im Osten und den bulgarischen und bosnischen Häretikern im Süden, gegen die wir gegenwärtig mit unseren Armeen kämpfen, wie ein Zaun um einen Schafstall umschlossen.

Allein vom Westen und Norden her sollte unser Land von den Deutschen, die demselben Glauben angehören, einige Früchte der Hilfe erhalten, aber auch von hier aus werden wir keine Früchte, sondern die Dornen der Raserei spüren, wenn die Güter des Landes durch unerwartete Überfälle beschlagnahmt werden.

Um ihretwillen, vor allem aber um der Tataren willen, die zu fürchten uns die Erfahrung des Krieges gelehrt hat, wie sie auch andere Völker gelehrt hat, die mit Füßen getreten wurden, haben wir es für angebracht gehalten, in Absprache mit den Oberpriestern und Edelleuten unseres Landes zum Stellvertreter Christi und seinen Brüdern zu fliehen, als dem einzigen und letzten Verteidiger

in der letzten Not der Christenheit, damit nicht durch uns das geschieht, was wir fürchten, euch und anderen Christen.

Denn täglich erreichen uns Nachrichten von den Tataren, dass sie sich nicht nur gegen uns rüsten, auf die sie am meisten eifersüchtig sind, weil wir auch nach einem solchen Unglück nicht zur Unterwerfung bereit waren, während alle anderen Völker, gegen die sie ihre Macht gezeigt haben, und besonders die östlichen Nachbarn unseres Landes, wie Russland, Kumnien, die Brodniks, Bulgarien, die früher größtenteils unter unserer Macht standen, alle ihre Tributpflichtigen geworden sind, sondern

gegen die ganze Christenheit; und, wie wir aus vielen vertrauenswürdigen Zeugnissen wissen, Sie sind fest entschlossen, in Kürze einen unerbittlichen Krieg gegen ganz Europa zu führen.

Wir fürchten, dass, wenn dieses Volk eintrifft, die Unsrigen, die unfähig und unwillig sind, sich der wilden Grausamkeit der Tataren zu widersetzen, sich gegen ihren Willen aus Furcht ergeben werden, wie es unsere bedrängten Nachbarn bereits getan haben, es sei denn, die weise Vorsehung des Apostolischen Stuhles würde unser Land vorsorglich und wirksam stärken, um die dort lebenden Völker zu trösten.

Wir schreiben vor allem aus zwei Gründen: Damit wir weder der Faulheit noch der Nachlässigkeit bezichtigt werden können. Was die Geschicklichkeit betrifft, so sagen wir Folgendes: Was die praktische Erfahrung über unsere Geschicklichkeit in der Kriegsführung aussagen kann, haben wir bereits gezeigt, als wir uns und die Unseren der beispiellosen Stärke und Gerissenheit der Tataren ausgesetzt haben.

Wir können aber auch nicht der Nachlässigkeit beschuldigt werden, denn als die Tataren in unserem Lande gegen uns kämpften, wandten wir uns in dieser Angelegenheit an die drei obersten Gerichte der ganzen Christenheit, nämlich an die Eure, da die Christen glauben und bekennen, die Herren und Meister aller Gerichte zu sein; an den Kaiser, dem wir uns zu unterwerfen gedachten, wenn er uns in der Zeit der besagten Pest mächtige Hilfe und Unterstützung gewähren würde; wir wandten uns auch an den Hof der Franzosen, aber

von all diesen erhielten wir keinen Trost und keine Hilfe außer Worten.

Und wir taten, was wir konnten, und gaben, indem wir unser Königtum für die Sache des Christentums erniedrigten, zwei unserer Töchter mit zwei Fürsten der Ruthenen vermählten und die dritte mit dem Fürsten von Polen, damit wir von ihnen und von unseren anderen östlichen Freunden die sorgfältig verborgenen Pläne der Tataren erfahren und so ihren Absichten und ihren betrügerischen Machenschaften wirksamer entgegentreten könnten. Wir haben auch die Kumanen in unser Land gelassen, und jetzt verteidigen wir leider unser Land mit Heiden und vernichten die Feinde der Kirche mit Heiden. Wir haben sogar unseren erstgeborenen Sohn im Interesse des Christentums mit einem Kumanen-Mädchen verheiratet, um Schlimmeres zu vermeiden und eine Gelegenheit zu schaffen, sie zu taufen, wie wir es bei vielen von ihnen getan haben.

Durch all dies und mehr möchte ich vor dem heiligen Prälaten klar beweisen, dass wir in dieser Notlage

von keinem christlichen Monarchen oder Volk in Europa nützliche Hilfe erhalten haben,

außer vom Haus der Jerusalemer Isopotami, deren Mitglieder auf unsere Bitte hin vor kurzem gegen die Heiden und Ketzer zu den Waffen gegriffen haben, um unser Land und den christlichen Glauben zu verteidigen; und diese haben wir sofort in den gefährlichsten Gebieten eingesetzt: auf der anderen Seite der Donau, an der Grenze zwischen den Hunnen und den Bulgaren, denn als unser Land angegriffen wurde, war dies auch das Einfallstor für die tatarische Armee. Von diesem Gebiet aus hoffen wir, wenn unsere Absicht und die Absicht der genannten Brüder von Gott unterstützt wird und wenn der Apostolische Stuhl die Gnade hat, sie in seine Gnade aufzunehmen, dass wir, so wie die Donau bis zum Meer von Konstantinopel reicht, durch sie den Schutz des christlichen Glaubens verbreiten und so dem Römischen Reich und sogar dem Heiligen Land wirksame Hilfe leisten können. Andere haben wir in unserem Land platziert, um die Festungen zu verteidigen, die wir entlang der Donau gebaut haben, denn in diesem Bereich ist unser Volk unerfahren.

Nach reiflicher Überlegung kamen wir überein, dass es für uns und für ganz Europa besser wäre, wenn wir die Donau mit Burgen befestigen würden. Denn dies ist das Wasser des Widerstands; hier trat Heraklius zur Verteidigung des (Ost)Römischen Reiches gegen Kostreus an, und hier haben auch wir, obwohl unvorbereitet und nach einem schweren Schlag, zehn Monate lang gegen die Tataren standgehalten, obwohl es unserem Land damals völlig an Burgen und Verteidigern mangelte.

Sollten die Tataren einmal davon Besitz ergreifen, was noch lange nicht der Fall ist, stünde ihnen die Tür zu den anderen Ländern des katholischen Glaubens offen,

denn erstens gibt es kein Meer, das die Christen behindert, und zweitens können sie hier ihre Familien und ihre bewundernswert zahlreichen Tiere bequemer ansiedeln als anderswo. Nehmen wir zum Beispiel Attila der, als er aus dem Osten kam, um den Westen zu erobern, sein Hauptquartier von Anfang an in der Mitte Ungarns aufschlug; hingegen versammelten die Kaiser, die aus dem Westen kämpften, um den Osten zu unterwerfen, ihre Heere meistens innerhalb der Grenzen unseres Landes.

Mögen Eure Heiligkeit sich daher um all diese Dinge kümmern, und möge Eure Gnade ein Heilmittel anwenden, bevor die Wunde sich verschlimmert. Die vielen Weisen wundern sich, dass Eure Vaterschaft unter solchen Umständen die Abreise des Königs von Frankreich, dieses edlen Mitglieds der Kirche, von den Grenzen Europas unterstützt hat. Noch mehr wundert er sich und hört nicht auf, sich zu wundern, dass die apostolische Frömmigkeit sich so sehr um das Reich von Konstantinopel und um die überseeischen Teile desselben kümmert, die, wenn sie verloren gingen, die weit entfernt sein mögen, den Bewohnern Europas nicht mehr Schaden zufügen würden, als wenn unser Land allein von den Tataren besetzt wäre.

Wir bekennen vor Gott und den Menschen, dass die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Sache so groß ist, dass wir, wenn die verschiedenen Unannehmlichkeiten der Reise uns nicht behindern würden, nicht nur Gesandte schicken würden, die wir geschickt haben, sondern uns auch persönlich zu Euren Füßen werfen würden, um vor der ganzen Kirche zu unserer Verteidigung zu verkünden, dass wir,

wenn der heilige Vater uns nicht helfen kann, uns gegen unseren Willen freimachen würden, um mit den Tataren notgedrungen zurechtzukommen.

Wir bitten euch daher, dass die Mutter Kirche die Verdienste, wenn nicht von uns, so doch von unseren Vorgängern, den heiligen Königen, bedenkt, die mit aller Inbrunst und Demut sich und ihr Volk durch ihre Predigt dem wahren Glauben unterworfen haben, und bewahrten es unter den Fürsten der Welt mit Reinheit und Gehorsam, wofür ihnen und ihren Nachfolgern, solange es ihnen gut ging, unaufgefordert alle Gunst und Hilfe des Apostolischen Stuhles versprochen wurde, wenn es die Not erforderte.

Seht also, jetzt, wo in der Tat die große Notwendigkeit zu drohen scheint, öffnet das väterliche Herz zur Verteidigung des Glaubens für das öffentliche Wohl in dieser Zeit der Verfolgung, andernfalls, wenn unsere Bitte, die so günstig und so notwendig für die Gläubigen der Kirche von Rom ist, abgelehnt werden sollte, was wir nicht glauben können, wären wir gezwungen, nicht als Söhne, sondern als Stiefsöhne um Hilfe zu bitten, als solche, die von der väterlichen Herde notgedrungen ausgeschlossen sind.

Datiert in Patak, am Tag des heiligen Martin, Bischof und Bekenner des Glaubens, am 11. November.

Quelle: https://library.hungaricana.hu/hu/view/KozMagyOkmanytarak_Codex_Diplomaticus_Tom_4_vol_2. S. 218-224.

Ein Kommentar

  1. Die historische Parallele zu heute drängt sich fürwahr auf: der Westen, dem auch Deutschland nicht erst seit der Kanzlerschaft Adenauers zuzurechnen ist, verrät wieder einmal die tapferen Ungarn in ihrem Abwehrkampf gegen muslimische Invasoren.

    Eine Passage in dem historischen Brief bedarf zumindest der Klarstellung: „… dass die apostolische Frömmigkeit sich so sehr um das Reich von Konstantinopel und um die überseeischen Teile desselben kümmert, …“ Ja, der Westen hat sich sehr wohl um das Reich von Konstantinopel gekümmert – leider auf seine eigene, destruktive Weise. Bekanntlich wurde der der 4. Kreuzzug umgeleitet, um statt der muslimischen Usurpatoren des Heiligen Landes den Ökumenischen Patriarchen und damit die Christen der Ostkirche dem Bischof von Rom zu unterwerfen. 1204 hauste die westliche Armee in fast so übler Weise in Konstantinopel wie 1453 die Türken. Und gegen die kamen die Westler den Griechen genauso wenig zu Hilfe, als es um den Endkampf ging, der eben an jenem 29. Mai 1453 verloren ging, wie eben jetzt den Ungarn.

    Laßt uns nicht unsere christlichen Glaubensbrüder der Orthodoxie vergessen! Ich bin Gott dankbar, daß der Eucharistische Weltkongreß in Budapest in dieser Hinsicht ein Zeichen gesetzt hat.

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