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Antiregierungsdemo in Budapest

10. April 2024 Budapester Zeitung von Rainer Ackermann

Die neue Bewegung von Péter Magyar erschüttert die gesamte Parteienlandschaft, zuvorderst aber die des Oppositionslagers. Außerdem wollen mehr Ungarn wählen gehen, zeigt eine aktuelle Erhebung des Republikon-Instituts.

In seiner Rede am Samstag zielte Péter Magyar eindeutig auf jene Bürger, die weder Viktor Orbán noch Ferenc Gyurcsány wollen. Wie das Forschungsinstitut feststellt, waren diese Wähler bislang das „Spielfeld“, das einzig die Satirepartei und die Momentum beackerten. Laut Republikon entzieht die Magyar-Bewegung diesen Parteien aktuell mindestens jeden fünften Wähler, und obendrein noch ein gutes Viertel der bislang unentschiedenen Wähler.

Am Samstagnachmittag (6. April) gab Péter Magyar der gegen seine Person gerichteten intensiven Regierungs-Propaganda eine schallende Antwort: Die dritte Großdemo des Systemkritikers vereinte nach Angaben des Organisators „mehrere hunderttausend unzufriedene Ungarn“. Auch wenn diese Zahl weit übertrieben ist, waren es in jedem Fall mehr als bei den beiden vorangegangenen Anti-Regierungsdemos.

Bereits am frühen Nachmittag sammelten sich die Anhänger der Bewegung „Steht auf, Ungarn!“ (Talpra Magyar) von Péter Magyar am Deák tér im Zentrum der Pester Innenstadt, um von dort vor das Parlament zu ziehen. Dort füllten die Massen den Kossuth tér und die angrenzenden Straßen. „Jeder muss seinen Beitrag leisten für Veränderungen“, rief Magyar den Menschen bei der anschließenden Großkundgebung vor dem Parlamentsgebäude zu.

Status Quo erschüttert

Die Machthaber hätten Angst vor der neuen Bewegung, die den über Jahrzehnte einbetonierten politischen Status-Quo erschüttere. Jede Verunglimpfung durch die Gegner stärke sein Lager, zeigte er sich kämpferisch. Für die Opfer des pädophilen Heimleiters in Bicske sollte die Regierung als Entschädigung den gleichen Betrag auszahlen, wie die Rogán-Propaganda an Milliarden verbrät.

„Wie einst die türkische Besatzung und die kommunistische Unterdrückung werden wir Ungarn auch dieses System abschütteln!“ Seine Bewegung sei angetreten, die Spaltung des Landes zu überwinden. Das Land müsse „Ziegel um Ziegel“ vom Fidesz zurückgewonnen werden, um ein neues, souveränes, modernes und europäisches Ungarn zu erbauen, „für eine sichere und lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder“.

Gyurcsány Garant des Orbán-Systems

Den Ex-Ministerpräsidenten und heutigen DK-Vorsitzenden Ferenc Gyurcsány bezeichnete er als „Träger und Garanten“ des Orbán-Systems. „Seit zwanzig Jahren leben Viktor Orbán und Ferenc Gyurcsány voneinander, beginnen wir also eine neue Zeitrechnung!“ Orbán wolle immer nur gegen Gyurcsány antreten, denn den weiß er zu besiegen.

Zu den Vorwürfen der regierungsnahen Medien, er sei nur auf Geld und Macht aus, merkte der vormalige Chef der Zentrale für Studentendarlehen (DHK) an: „Da hätte ich es einfacher gehabt zu bleiben, wo ich bin. Dort, wo Macht und Geld endlos erscheinen.“ Die Fidesz-Propagandisten sollten besser nicht von sich auf andere schließen, „denn wir wollen weit mehr, wir wollen unsere Heimat zurück“, erklärte Magyar.

Fortsetzung am Muttertag

Magyar versprach seinen Anhängern, für die Europawahlen zu kandidieren. Er bat um Bewerbungen für die Landesliste. Der 9. Juni werde der erste Nagel im Sarg des Orbán-Systems. Die nächste Anti-Regierungsdemo kündigte er für Sonntag, den 5. Mai an, an dem in Ungarn der Muttertag begangen wird.

Quelle: https://www.budapester.hu/inland/eine-waehlbare-alternative/

Bildquelle: rtl.hu

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