22. Juli 2022
Der 22. Juli 1456 ist der Tag des Triumphes von Nándorfehérvár (heute Belgrad, frühere deutsche Bezeichnung: Griechisch Weißenburg). An diesem Tag fügten die ungarischen Armeen, die Nándorfehérvár (das heutige Belgrad) verteidigten, den Armeen des türkischen Sultans Mehmed II. eine vernichtende Niederlage zu.
Im Mai 1453 eroberte Sultan Mehmed II. Konstantinopel (heute Istambul) und seine Aufmerksamkeit richtete sich gegen Europa. 1454 annektierte der türkische Sultan Serbien und im Mai 1456 begab er sich an der Spitze eines Hunderttausend Mann starken Heeres gegen die Burg und Stadt Nándorfehérvár, die als Schlüssel zum ungarischen Königreich galt. Auf die Nachricht dieses Aufmarsches hin verkündete man in Europa einen Aufruf zum Kreuzzug, aber es kamen keine Armeen, sondern nur Soldaten und Landstürmer aus Böhmen, aus Polen, Moldawien, Serbien. Der später heiliggesprochene italienische Franziskaner, Johannes de Capistrano organisierte ein Kreuzfahrerheer in Ungarn, der Feldherr János Hunyadi eilte an der Spitze einer Söldnerarmee zur Hilfe des Burgkommandanten Mihály Szilágyi.
Die Belagerung begann am 4. Juli 1456: die Türken beschossen mit Kanonen von der Ebene zwischen der Donau und der Save die im Halbkreis umzingelte Burg, sie verursachten damit schwere Beschädigungen im Mauerwerk. Am 14. Juli durchbrach die Flotte von Capistrano und Hunyadi die durch die türkischen Schiffe errichtete Sperre auf der Donau, damit eröffnete sich der Weg für die Entlastungsarmee in die belagerte Burg. Am 21. Juli begann der entscheidende Sturm der Türken gegen die zu Trümmern geschossene Burg, sie durchbrachen die äußere Verteidigungslinie und kämpften schon im inneren Bereich der Burg. (Nach der Legende opferte ein tapferer Mann namens Titusz Dugovics sein Leben, als er sich mit einem Türken, der die türkische Flagge hissen wollte, von der Burgzinne in die Tiefe stürzte.)
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Farbzeichnung von Nándorfehérvár von Ferenc Wathay, 1603
Am nächsten Tag griffen die Kreuzzügler, die von dem linken Ufer der Save übergesetzt hatten, an der Spitze des siebzigjährigen Kapistrans, an, Hunyadi eroberte bei seinem Ausbruch aus der Burg die türkischen Kanonen, und sie zusammen zerstreuten das Hauptheer der Belagerer. In der Schlacht wurde auch der Sultan verwundet, danach ergriffen die Türken ihre Ausrüstung zurücklassend die Flucht.
Nach diesem Sieg stockte die Ausbreitung des türkischen Reiches für sieben Jahrzehnte, die Festung im Süden konnte erst Soliman I. (der Prächtige). im Jahr 1521 einnehmen.
Im Jahr 1457 führte Papst Callixtus III. zur Erinnerung an diesen Triumph das Fest der Verklärung des Herrn für den 6. August ein, da die Nachricht vom Sieg zu diesem Zeitpunkt eintraf. Im Gegensatz zum Volksglauben verordnete der Papst das mittägliche Glockengeläut bereits vor dem türkischen Angriff als Fürbitte und er änderte erst nach dem Sieg diese Anordnung zur Bekundung des Dankes.
Den militärischen Erfolg auszunutzen gelang nicht: das Kreuzfahrerheer zerstreute sich, der nach der Schlacht ausbrechenden Pest fiel sowohl Hunyadi, als auch Kapistran zum Opfer.
Das ungarische Parlament erklärte den 22. Juli, den Tag der Schlacht von Nándorfehérvár, zum herausragenden Gedenktag. Nach den Initiatoren des Vorschlags steht dieser Tag für den Patriotismus, für die Selbstopferung, für die menschliche Standhaftigkeit und ist bis heute ein lebendiges Beispiel für die europäische und christliche Gesinnung.
Bildquelle: Wagner Sándor: Titusz Dugovics opfert sein Leben (1859)
Deutsche Übersetzung: Dr. Gábor Bayor