Die Eucharistischen Weltkongresse gehören zu den großen öffentlichen Veranstaltungen der
Kirche. Als solche unterstreichen sie die Rolle der Eucharistie im Leben der Christen und in der
kirchlichen Praxis und rücken diese in den Vordergrund. 1881 wurden sie ins Leben gerufen, um
Jesus Christus, der in der Eucharistie wahrhaft gegenwärtig wird, zu preisen und Zeugnis von seiner
unendlichen Liebe zur Welt abzulegen. In den Christengemeinden lösten sie als Antwort auf die
Erwartungen der Menschen historisch bedeutende Entwicklungsprozesse aus und leisteten so, ausgehend von der Eucharistiefeier, einen Beitrag zur Schaffung einer menschlicheren, gerechteren
und friedlicheren Welt.
Schon 1938 hatte Ungarn einmal einen Eucharistischen Weltkongress ausgerichtet, der ein denkwürdiges Ereignis war. Nun findet die Veranstaltung 82 Jahre später wieder an demselben Ort statt,
allerdings unter historisch und gesellschaftlich völlig anderen Bedingungen.
3. September 2021, domradio.de von ANDREAS GUTENBRUNNER
Ein überdimensionales Kreuz aus 64 mit Flugdrohnen gebildeten Lichtpunkten bildete kürzlich den Schlusspunkt des Großfeuerwerks über der Donau in Budapest zum ungarischen Staatsfeiertag. Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban betont bei jeder Gelegenheit die christliche Identität des Landes.
Nun ist von 5. bis 12. September der 52. Eucharistische Weltkongress der katholischen Kirche in Budapest zu Gast. Das achttägige Programm des Eucharistischen Weltkongresses wird mit Erstkommunionfeier eröffnet und umfasst Katechesen und heilige Messen, Ausstellungen, Konzerte und einen Familientag auf der Margareteninsel. Prominenz aus Kirchen und Politik stellen sich in Ungarns Hauptstadt ein. Für Abschlussmesse kommt sogar Papst Franziskus zu einem Kurzbesuch in die ungarische Hauptstadt.
Stärkung des Glaubens
Nicht eine katholische Machtdemonstration soll das Großereignis aber sein, sondern eine kirchliche „Öffnung zur Welt“ und „eine Stärkung des Glaubens,“ wie der Budapester Kardinal Peter Erdö im Vorfeld mehrfach betonte. Das Verständnis und die Verehrung des Sakraments der Eucharistie in der Orts- und Weltkirche fördern und vertiefen sollen die alle paar Jahre in einer anderen Metropole stattfindenden Internationalen Eucharistischen Kongresse (IEC/NEK). Zudem bringt das geplante Programm in Budapest zum Ausdruck, dass zwischen Frömmigkeit und karitativem Wirken ein untrennbarer Zusammenhang besteht.
1.200 Erstkommunionkinder
Das wird bereits zum Auftakt deutlich: Eröffnet wird das Treffen am Nachmittag des 5. September – und zwar mit einem vom Vorsitzenden des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) Kardinal Angelo Bagnasco geleiteten großen Gottesdienst auf dem Budapester Heldenplatz, bei dem 1.200 Erstkommunionkinder zum ersten Mal die Eucharistie empfangen werden. Schon vorab organisieren die Kongressveranstalter aber auch ein Mittagessen für Obdachlose.
Abschlussgottesdienst mit Papst
Schlusspunkte sind am Abend des 11. September ein Gottesdienst mit Kerzenprozession, die vom Kossuth-Platz vor dem Parlament über den breiten Boulevard der Andrassy-Straße zum Heldenplatz führt. Dazu wird auch der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. erwartet. Tags darauf kommt Papst Franziskus morgens in Budapest an und feiert den Abschlussgottesdienst des Weltkongresses, bevor er nach Pressburg weiterreist. Es ist das erste Mal seit dem Jahr 2000, dass ein Papst persönlich am IEC teilnimmt.
Corona-Beschränkungen aufgehoben
Für die Tage des IEC hat Ungarns Regierung die nationalen Corona-Zugangsbeschränkungen zu Massenveranstaltungen aufgehoben. Staatssekretär Zoltan Kovacs sprach zuletzt von rund 100.000 Menschen, die sich rund um die Kongresstage in Budapest aufhalten werden. Wie groß vor allem die Zahl internationaler Teilnehmer sein wird, bleibt aber abzuwarten. Angesichts der internationalen Corona-Reisebeschränkungen ist zu erwarten, dass die Versammlung nicht so groß ausfallen wird wie frühere Treffen.
Bischöfe aus der ganzen Welt
Aus der Weltkirche erwartet werden neben dem vatikanischen Kurienerzbischof Piero Marini etwa die Kardinäle Louis Raphael Sako (Bagdad), Charles Maung Bo (Yangon, Myanmar), Dominik Duka (Prag), Orani Joao Tempesta (Rio, Brasilien), John Onaiyekan (Nigeria) und Jean-Claude Hollerich (Luxemburg) oder der philippinische Erzbischof Jose Palma aus Cebu, wo 2016 der vorige Weltkongress stattfand. Auch Ungarns Präsident Janos Ader gibt ein Glaubenszeugnis ab, „nicht nur als Präsident, sondern auch als katholischer Vater und Ehemann“, wie Weltkongress-Generalsekretär Kornel Fabry erklärte.
Gottesdienst in Lovari-Romanes
Am 9. September gibt es einen Gottesdienst in Lovari-Romanes, für den ein junger ungarischer Komponist erstmals die in diesen Dialekt der Roma und Sinti übersetzten Hauptteile der katholischen Messe vertont hat. Weitere besondere Gottesdienste finden etwa in der Stephansbasilika im Zentrum Budapests statt. Dort feiert der melkitische griechisch-katholische Patriarch von Antiochien und Alexandrien, Yousif Absi, am 8. September eine Messe im byzantinischen Ritus.
Jugendveranstaltungen
Zum Programm gehören auch eine Jugendveranstaltung in der Laszlo-Papp-Sportarena am 10. September und tags darauf ein Familientag auf der Margareteninsel. Auf dem Platz vor der Stephansbasilika erwarten Besucher während der Kongresstage Kulturveranstaltungen, darunter die St.-Stephans-Buchwoche und eine Bühne mit landestypischer Musik und Podiumsgesprächen. Das Ungarische Nationalmuseum zeigt eine Schau, die unter dem Titel „Kreuzfeuer“ Christenverfolgung thematisiert.
Geplant sind außerdem zahlreiche Konzerte. So tritt am 9. September in der Franz-Liszt-Musikakademie der Synodal-Chor des orthodoxen Moskauer Patriarchats auf. Parallel zum Kongress findet in Budapest das diesjährige „Ars Sacra“-Musikfestival statt.
Der Autor, Andreas Gutenberger ist Redakteur an der Katholischen Presseagentur Kathpress
Das Programm des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses auf Deutsch: https://www.iec2020.hu/de/program
Das Moderationsteam von EWTN. Katolischen TV mit Experten und Gästen ist in dieser Zeit täglich mehrfach live auf Sendung und begleitet den Weltkongress vor Ort. https://iec.ewtn.de/
3 Kommentare
„In hoc signo vinces.“ Konstantin der Große vertraute auf dieses Wort und siegte im Zeichen des Kreuzes an der Milvischen Brücke. Die demokratischen Repräsentanten Ungarns vertrauen heute auch darauf. Ich hoffe und bete, daß sie bei der Wahl im kommenden Jahr ebenfalls siegen werden. Es wäre ein Sieg für die Kultur, die uns trägt und aus der wir leben, gegen die globalen Kräfte, die sie zerstören wollen.