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Der Westen täuscht und betrügt die Ukrainer auf moralisch inakzeptable Weise

10. Juli 2025 Interview mit Viktor Orbán in der Sendung von „Rádió Kossuth“, 27. 06. 2025

  • Die Befürworter der Mitgliedschaft der Ukraine argumentieren, dass der Krieg jetzt stattfindet und Kiew in Jahren entweder der Europäischen Union oder der NATO beitreten würde. Warum glauben Sie, dass die Kriegsgefahr dann noch besteht, wenn der Krieg bis zum Zeitpunkt des Beitritts beispielsweise beendet ist?

Viktor Orbán: Zunächst einmal wollen sie die Ukraine jetzt aufnehmen, nicht später. Hier reden doch alle davon, dass es noch vor 2030 sein soll, so schnell wie möglich! Bevor also irgendjemand denkt, dass die EU-Mitgliedschaft der Ukraine in ferner Zukunft liegt, möchte ich klarstellen, dass dies nicht der Fall ist! Dieselben Politiker, die uns gestern angegriffen haben, weil wir den EU-Beitrittsprozess der Ukraine gestoppt haben, sagen jetzt, dass dies jetzt so schnell wie möglich geschehen muss. Die Ukraine scheint fast schon bereit für alles zu sein. Wir sprechen also von einer unmittelbaren Bedrohung.

Was ist das Kernproblem?

Wir müssen wissen, wenn wir ein Land in die Europäische Union aufnehmen, was das ist. Wie groß ist es? Wo liegen seine Grenzen? Wie groß ist seine Bevölkerung? Danach kann man darüber sprechen, ob beispielsweise sein Rechtssystem oder sein Wirtschaftssystem geeignet ist.

Die erste Frage ist, ob es eine definierte, abgegrenzte Identität hat, ob es eine definierte Identität besitzt, ob es eine definierte Entität existiert, die ein Land wie Ungarn ausmacht. Wir wissen genau, was Ungarn ist. Ungarn ist nach dem derzeitigen Stand der Dinge 93.000 Quadratkilometer groß, dort leben etwa 10 Millionen Menschen, was bei der Berechnung der Stimmrechte ein entsprechendes Gewicht hat, was uns in finanziellen Fragen zu bestimmten Leistungen berechtigt und was bei der Berechnung der Agrarsubventionen berücksichtigt wird.

Die Ukrainer sind zwar nicht selbst schuld, aber dennoch sind sie heute eine undefinierte Entität. Niemand kann sagen, was die Ukraine ist. Wir wissen, was sie einmal war. Wir wissen nicht, was sie gerade ist, und wir wissen auch nicht, was aus ihr werden wird, was von ihr übrig bleiben wird und wo ihre Grenzen liegen. Ihre östlichen Grenzen stehen unter militärischer Besatzung. Die Bevölkerung flieht. Wir wissen nicht, wie viele es sind und wie viele es noch sein werden.

Wir wollen also etwas in die Union aufnehmen, das ganz einfach nicht umrissen und nicht abgegrenzt ist.

Diese Gefahr bestand übrigens immer, wenn Länder aufgenommen wurden, die zuvor zum Sowjetblock gehörten. Deshalb war es bisher die Lösung – eine gute Lösung, auch wenn sie uns Unannehmlichkeiten bereitete –, dass die Länder des ehemaligen Sowjetblocks zunächst in die NATO aufgenommen wurden. Damit war die militärische Sicherheit dieser Länder gewährleistet. Die Union musste sich damit nicht mehr befassen. Man wusste, dass Ungarn Mitglied der NATO ist, Polen Mitglied der NATO ist, Litauen Mitglied der NATO ist, Rumänien Mitglied der NATO ist, und wir wissen genau, wo die Grenzen dieser Länder verlaufen. Und sie bleiben auch dort, weil die NATO, einschließlich der Vereinigten Staaten, diese Grenzen mit ihrer gesamten militärischen Macht garantiert. Und nachdem dies geschehen war, sagte die Union: Okay, dann kommen wir.

Die Union ist kein Militärbündnis, sondern eine politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Wenn ein Gebiet militärisch gesichert ist, können wir darüber reden, wie wir es verwalten. Aber das ist hier nicht möglich, denn die

Ukraine kann nicht in die NATO aufgenommen werden, denn wenn die Ukraine NATO-Mitglied wäre, würden wir am nächsten Tag im Dritten Weltkrieg stehen,

da wir ein Land aufnehmen würden, das sich im Krieg mit Russland befindet. Die NATO würde also sofort in einen Krieg mit Russland geraten. Das würde einen Weltkrieg bedeuten, den niemand will, hoffe ich zumindest. Deshalb kann die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen werden. Wenn sie nicht in die NATO aufgenommen werden kann, können ihre Ostgrenzen nicht festgelegt werden. Und wenn die Union der NATO zuvorkommen und die Ukraine schneller aufnehmen will, dann wird der Krieg nicht in die NATO, sondern in die Europäische Union getragen. Das ist Wahnsinn! Darüber muss man also ehrlich und ernsthaft sprechen. Ich weiß, dass es für die Ukraine eine schreckliche Nachricht ist, dass sie weder in die NATO noch in die Union aufgenommen wird, aber

man kann ein Land, das kämpft und jeden Tag Blut für seine Zukunft vergießt, nicht mit Versprechungen abspeisen.

Man muss ihnen sagen, dass dies möglich ist und jenes nicht. Wir können bis zu einem bestimmten Punkt helfen, aber darüber hinaus nicht mehr. Wir Ungarn sprechen ehrlich und ernsthaft. Die Brüsseler machen den Ukrainern falsche Hoffnungen, täuschen sie und versprechen ihnen etwas, was nicht möglich ist.

  • Nun ja, die Frage ist, wie ehrlich man hier darüber sprechen kann, denn es gibt zwar ein Ergebnis von Voks2025, aber gleichzeitig gibt es auch eine aktuelle Umfrage in Polen, wonach die Mehrheit die EU- und NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht mehr unterstützt. Die Stimmung hat sich hier gewandelt, und das scheint in immer mehr Ländern der Fall zu sein. War dieser Stimmungswandel hinter verschlossenen Türen zu spüren, etwa beim NATO-Gipfel oder beim EU-Gipfel? Was haben Sie davon gespürt?


V.O. Der NATO-Gipfel war einfacher, denn dort kamen die Amis, die Neuen, und sagten dann, na gut, Jungs – sie drückten sich höflicher aus –, sie sagten, na gut, bis jetzt gab es dieses angenehme Treffen, bei dem man alle möglichen Eseleien sagen konnte, jetzt lasst uns ernsthaft reden. Meint ihr wirklich ernsthaft, dass die Ukraine in die NATO aufgenommen werden soll? Vergesst das! Und da ist unsere Position, denn das haben wir auch gesagt, nur nicht in dieser Tonlage, denn unsere Größe rechtfertigt diese Tonlage nicht, aber unsere Position hat in der NATO die Mehrheit gefunden. Das ist nun die Position der NATO.

Die Union ist schwieriger. Zunächst einmal besteht die Union aus Mitgliedsstaaten. Brüssel sollte also nur ein Koordinierungszentrum sein, aber in letzter Zeit verhält es sich immer mehr wie Moskau. Ich rechne jetzt mal schnell nach, dass viele nicht mehr wissen, wovon wir sprechen. Moskau hatte vor 35 Jahren noch eine Bedeutung, aber für diejenige, die jünger sind, hat es keine Bedeutung mehr.

Moskau war jedoch ein Machtzentrum, von dem aus Anweisungen nach Budapest geschickt wurden. Das machen jetzt Ursula von der Leyen und Herr Weber.

Teilweise direkt, teilweise über ihre Parteien – denn es gibt ja Parteien in Ungarn, die nicht auf der Seite Ungarns stehen, sondern auf der Seite Brüssels –, teilweise über diese Parteien, über die Tisza und die DK senden sie Botschaften an Ungarn.

Aber manchmal auch direkt, wie Ursula von der Leyen jetzt. Das war in Moskau. Ursula von der Leyen zeigt Anzeichen von Breschnewisierung, sie verhält sich also zunehmend wie ein sowjetischer Parteigeneralsekretär, der 1968 den Tschechen gesagt hat: Hier wird es nicht so sein, wie ihr es wollt, sondern so, wie wir es aus Moskau sagen. Oder genauso 1980/81 gegenüber den Polen. Es gibt hier also Probleme in Brüssel, aber das ist vielleicht ein Thema für ein anderes Gespräch.

Wir müssen uns nicht davor fürchten, dass wir jetzt noch allein sind, denn genau das war auch bei der Migration der Fall. Hier waren alle für die Migration, hier sprach man von Willkommenskultur. Die Deutschen sagten also, dass hier eine Kultur der Aufnahme herrschen müsse, dass man sich über die Migration freuen müsse, dass sie etwas Gutes sei. Wir standen allein dem gegenüber. Ein paar Jahre sind vergangen, und heute sagen genau alle das, was wir gesagt haben. Und so wird es auch in der Angelegenheit der Ukraine sein. Wir sagen von Anfang an, wie die Lage ist, nicht weil wir unsere Meinung vorwegnehmen wollen, wir haben auch in der Migrationsfrage nicht so laut gesprochen und waren nicht deshalb die Ersten, die Nein gesagt haben, weil wir uns nicht beherrschen konnten, sondern weil die Migranten in Budapest am Ostbahnhof waren und uns das am meisten betroffen hat, weil sie hereinströmten.

Mit dem Krieg ist die Situation genauso. Wenn ich luxemburgischer Ministerpräsident oder französischer Ministerpräsident wäre, dort in der Nähe des Atlantiks oder an dessen Küste, würde ich auch sagen: Leute, das sind interessante Dinge, und ich würde irgendeinen Vorschlag machen. Aber wir leben nicht dort, sondern hier.

Wenn es Krieg gibt, trifft es uns zuerst. Die Folgen der EU-Mitgliedschaft der Ukraine werden zuerst in Mitteleuropa schwerwiegende Auswirkungen haben.

Deshalb wird sich die Stimmung hier zuerst ändern. In Ungarn hat immer die Vernunft gesiegt, in den mitteleuropäischen Ländern wird sich diese Stimmung ändern, und es wird immer deutlicher werden, dass die mitteleuropäischen Staaten als erste verlieren werden, wenn wir die Ukraine aufnehmen. Dann kommen die anderen, je weiter wir hineingehen, in den Kontinent vordringen, dann werden die Deutschen umschwenken, dann die Österreicher, dann die Tschechen und am Ende auch die Franzosen, die ohnehin generell leichter Nein zur Erweiterung sagen als andere. Es wird also nichts daraus werden.

Deshalb sage ich noch einmal, dass die Brüsseler Führer die Ukrainer, mit denen man ehrlich und offen sprechen sollte, auf moralisch inakzeptable Weise täuschen und betrügen.

Ministerpräsident Viktor Orbán wurde von Zsolt Törőcsik am 27. Juni 2025 für die Sendung „Jó reggelt Magyarország “ von Kossuth Rádió interviewt. Ein Ausschnitt aus dem Interview .

MAGYARUL: https://miniszterelnok.hu/orban-viktor-interjuja-a-kossuth-radio-jo-reggelt-magyarorszag-cimu-musoraban-2025-06-27/

Bildquelle: Magyar Nemzet

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