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Wie Ungarn Familien unterstützt

Europa inmitten einer demografischen Krise

12. Oktober 2021, Centro Machivalli von MARTON ARON KOVÁCS

Die Lebenserwartung steigt weltweit, dank besserer Gesundheitsversorgung und gesünderer Lebensweise. Allerdings bekommen die Europäer weniger Kinder als früher und in einem höheren Alter. Diese beiden Dynamiken treiben den demografischen Wandel in Europa voran, dessen relatives Gewicht in der Welt abnimmt.

Während 1960 die Bevölkerung der heutigen EU-Länder 12 % der Weltbevölkerung ausmachte, sind es heute nur noch 6 %, und es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2070 auf unter 4 % sinken wird.

So können wir im Bericht der EU-Kommission über die Auswirkungen des demografischen Wandels lesen.

Laut der Weltbevölkerungsprognose der Vereinten Nationen wird mehr als die Hälfte des weltweiten Bevölkerungswachstums bis 2050 in Afrika stattfinden. Von den 2,2 Milliarden Menschen, die zur Weltbevölkerung hinzukommen werden, werden 1,3 Milliarden aus Afrika stammen. Europa ist die einzige Region, deren Bevölkerung im Jahr 2050 voraussichtlich niedriger sein wird als im Jahr 2017. In der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen wird die internationale Migration als positive Kraft für die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den Arbeitsmärkten in den Herkunfts- und Zielgebieten anerkannt, wodurch die globale sozioökonomische Entwicklung gefördert wird.

Die UN-Perspektive ist eine globale Perspektive, die die verschiedenen Interessenkreise in der Welt nicht repräsentiert. Europa hat seinen eigenen Interessenkreis – zumindest theoretisch. Die UN-Initiative zielt auf ein „Rebalancing“ ab, was vereinfacht ausgedrückt bedeutet, dass man dort, wo man mehr hat, etwas wegnimmt und dort, wo man weniger hat, etwas gibt. Ist die hyperkonsumorientierte europäische Gesellschaft bereit für einen solchen Wandel? Eines ist sicher: Die postkommunistischen Länder haben schlechte Erfahrungen mit einer solchen „Neuausrichtung“ gemacht.

Im Jahr 2020 werden etwa 15 Millionen EU-Einwohner aus einem Mitgliedstaat mit hohem Bevölkerungsanteil stammen. Die innereuropäische Migration erfreut sich zunehmender Beliebtheit, was vor allem auf die Abwanderung von Fachkräften zurückzuführen ist: Qualifizierte Arbeitskräfte aus Osteuropa werden dazu gebracht, in Westeuropa zu arbeiten, wo sie im Gegenzug höhere Löhne und soziale Sicherheit erhalten. Junge Arbeitnehmer verlassen ihre Länder in der Regel ohne die Absicht, zurückzukehren.

In Ungarn wird jungen Paaren jedoch eine Alternative zur Auswanderung geboten: Sie können eine Familie gründen und dank der zahlreichen Möglichkeiten der Familienförderung eine langfristige Zukunft planen.

Worin besteht die ungarische Strategie?

Lassen Sie uns mit einem aktuellen Beispiel beginnen. Ministerpräsident Viktor Orbán hat kürzlich eine Steuerrückerstattung für Familien angekündigt. Die einzige Bedingung ist, dass das BIP im Jahr 2021 um mindestens 5,5 Prozent wächst. 1,9 Millionen Eltern, die Anspruch auf Familienbeihilfe haben, sowie schwangere Frauen nach dem 91. Tag der Schwangerschaft (und ihre Ehepartner) werden anspruchsberechtigt sein. Die Steuerrückerstattung soll die durch die Pandemie verursachten Härten lindern, nachdem das Wirtschaftswachstum wieder eingesetzt hat.

Die Regierung ist der Ansicht, dass die Pandemie vor allem ältere Menschen und Familien getroffen hat. Daher hat sie beschlossen, dass diejenigen, die Steuern zahlen und gleichzeitig Kinder großziehen, belohnt werden, wenn sie ein Einkommen aus einem erheblichen Wirtschaftswachstum haben. Wie Viktor Orbán erklärte, waren es diese Menschen, die während der Pandemie die schwerste Last zu tragen hatten.

Diese Maßnahme ergänzt das Familienhilfssystem, das Ungarn seit 2010 aufgebaut hat.

Budapest gibt derzeit 5 % seines BIP für die Unterstützung von Familien aus – das ist der höchste Wert in der Welt.

Wie jedes andere Industrieland befindet sich auch Ungarn in einer demografischen Krise, auf die die Regierung mit außergewöhnlichen Maßnahmen reagiert. Die ersten kleinen, aber vielversprechenden Ergebnisse sind zu sehen: Die Geburtenzahl im Jahr 2021 ist die höchste seit 25 Jahren.

Das ungarische System der Familienförderung

Gegenwärtig umfasst das ungarische System zur Unterstützung von Familien:

  • Familienwohngeld (CSOK): Finanzielle Unterstützung für Familien und junge Ehegatten, die Wohneigentum erwerben wollen;
  • Rural CSOK“: Menschen, die in kleineren Dörfern leben, haben leichteren Zugang zu Wohngeld;
  • Green CSOK“: zinslose Darlehen für Menschen, die „grüne“ Häuser kaufen oder bauen;
  • Steuererleichterungen für Familien, die ein Haus kaufen;
  • Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen an Familien für die Renovierung von Häusern;
  • Erlass von Studienschulden für Personen mit mehr als drei Kindern;
  • Reduzierung der Hypothek im Verhältnis zu den Kindern;
  • zinslose Darlehen für Personen, die Kinder erwarten;
  • Fonds für den Kauf von Familienfahrzeugen;
  • Ausbau der Kinderkrippen;
  • Zuschuss für Großeltern zur Betreuung ihrer Enkelkinder;
  • ermäßigte oder gar keine Kosten für Dienstleistungen für Kinder, wie z. B. Schulbücher, Impfungen, öffentliche Verkehrsmittel, Sprachprüfungen.

Das ungarische Portal „Portfolio“ bietet ein nützliches Beispiel dafür, wie diese Hilfe funktioniert. Eine Familie mit drei Kindern kann 41 Millionen HUF (115.000 €) an Zuschüssen und 73 Millionen HUF (205.000 €) an zinsgünstigen Darlehen erhalten. Dies ergibt eine Gesamtunterstützung von 114 Millionen HUF (320.000 €). Für Paare mit zwei Kindern beträgt die Unterstützung 100 Millionen HUF (280.000 €), für Paare mit einem Kind 96 Millionen HUF (270.000 €).

Das Familienschutzgesetz regelt teilweise die ungarische Unterstützungspolitik. In der Präambel der Verfassung wird deutlich gemacht, in welche Richtung sie geht:

Die Familie ist die wichtigste Ressource Ungarns. Als Grundeinheit der Gesellschaft ist die Familie von zentraler Bedeutung für den Lebensunterhalt der Nation und bildet das natürliche Umfeld, in dem sich die Persönlichkeit entfaltet. Sie muss vom Staat respektiert werden. […] Es gibt keinen nachhaltigen Fortschritt oder wirtschaftlichen Wohlstand ohne die Geburt von Kindern und die Gründung von Familien. Kinder zu haben, darf nicht zur Verarmung der Familie führen.

Die Wirksamkeit der ungarischen Familienpolitik wird sich erst langfristig zeigen. In der Zwischenzeit sind bereits kleine, vielversprechende Veränderungen eingetreten. Die ungarische Regierung unternimmt sicherlich große Anstrengungen, um junge Paare zur Gründung einer Familie zu ermutigen.

Autor, Marton Aron Kovacs ist MCC-Stipendiat am Centro Studi Machiavelli. Er studiert Jura an der Katholischen Péter Pázmány-Universität und ist Projektleiter von „RoLink Biotechnology“.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei CENTRO MACHIVALLI, übernommen von unserem Partner „Unser Mitteleuropa“

3 Kommentare

  1. Ich wünschte mir, die deutsche Regierung würde dieses ungarische Programm zur Förderung von Familien mit Kindern in vollem Umfang übernehmen. Meine eigene Familie habe ich längst gegründet, und meine Kinder stehen voll im Erwerbsleben und haben selber wiederum so viele Kinder, wie sie wollten. Es geht also nicht um mein Privatinteresse, sondern um den Erhalt eines autochthonen Staatsvolkes in deutschen Landen, in dem sich auch meine Enkel in ihrem Alter noch unter Ihresgleichen aufgehoben wissen können. Es ist ein selbstzerstörerischer Irrglaube zu meinen, das Defizit an autochthonem Nachwuchs könne mit Zuwanderern aus Ländern mit inkompatiblen Kulturen aufgefüllt werden. Die Folge davon ist bloß, daß etliche Autochthone aufgrund der jetzt schon v.a. in Kindergärten und Schulen sehr deutlich spürbaren Tribalisierung Deutschlands weiter entmutigt werden, selber Kinder zu bekommen.

  2. Als ich jung war, versorgte ein Familienmitglied, in der Regel der Mann, die Familie. Viele Familien hatten sogar noch die Chance, ein Haus zu bauen.
    Heute reichen die Gehälter von 2 Menschen kaum noch für einen Hausbau. Die Frauen müssen auch arbeiten, die Kitas übernehmen die Kinder, sobald sie geboren sind, damit die Frau schnell wieder arbeitet.
    In den Schulen werden die Schüler i. d. R. bis abends versorgt.
    Wofür dann Kinder?
    Die Frauen in D müssen mitarbeiten, wenn die Familien sich ein gutes Leben leisten wollen. Anders geht es nicht, das Kindergeld reicht nicht.

  3. Es ist im Sinne des in der EU wütenden Kulturmarxismus, das die Familien ihre Kinder in staatliche Indoktrinationsanstalten geben müssen, damit deide Eltern arbeiten müssen, um zu überleben. Wer noch glaubt, Deutschland braucht einen Hinweis, wie gut Ungarn Familienpolitik macht, hat nicht begriffen, das in D alles so gewollt ist!

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