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Ungarn und Brüssel wären gemeinsam zu großartigen Dingen fähig

12. Mai 2023 Miniszterelnok.hu

Viktor Orbáns Rede in Veszprém, in der Kulturhauptstadt Europas

Sehr geehrter hochwürdigster Herr Erzbischof! Herr Bürgermeister, Herr Abgeordneter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Veszprém ist die Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2023. Im Jahr 2023 über Veszprém zu sprechen ist einfach und eine dankbare Aufgabe, über Europa zu sprechen fällt es schwer und erfordert Umsicht. Über Veszprém ist es deshalb leicht zu sprechen, denn es ist eine der spektakulären Erfolgsgeschichten des 2010 erneuerten Ungarns. Alte, seit Jahrzehnten gesteckte Ziele: städtisches Schwimmbad, Landstraße 8, südliche Umfahrung, Tierpark, Fabrikgarten und wer weiß, was noch alles. Es fehlt vielleicht nur noch der Final-Four-Sieg, doch das liegt außerhalb der Zuständigkeit der Regierung. Und jetzt nimmt durch die mit dem Titel der Kulturhauptstadt im Zusammenhang stehenden Entwicklungen und Investitionen Veszprém erneut seinen Platz auf dem ideellen Siegerpodest der Städte Ungarns ein.

Die hier Lebenden kenne ich als Menschen, die stolz auf sich sind als Veszprémer. Es ist eine historische, ja sogar eine der ältesten Städte unserer Geschichte. Man kann die bürgerliche Kultur, die pannonische Bildung und das Selbstbewusstsein geradezu greifen. Die Veszprémer waren schon immer der Ansicht, dass es eine Qualität bedeutet, Veszprémer zu sein. Und das hat niemand bestritten, niemand hat sich daran gestoßen, die Hierherkommenden sahen darin keine Überheblichkeit oder Anmaßung, vielmehr eine Art natürlicher Körperhaltung, eine sich von selbst verstehende Tatsache; ja eben, Veszprém ist Veszprém.

Ich hatte dies nicht nur verspürt, als ich als Grundschüler aus einem Dorf hierher auf einer Klassenfahrt kam, sondern auch als wir als Gymnasiasten hierher aus dem benachbarten Székesfehérvár auf einen Sprung herüberkamen. Székesfehérvár ist die Stadt der Könige und Veszprém ist die der Königinnen. Der Unterschied ist nicht nur ästhetischer Natur. Der König ist größer, doch auf dem Schachbrett – und zu Hause – stellt es sich deutlich heraus, dass die wahre Schlagkraft bei der Königin liegt. Natürlich ist einem jeden seine eigene Stadt am nächsten, doch als Bürger des in der Ebene von Sóstó liegenden Székesfehérvár betrachteten wir immer mit Bewunderung das romantische Stadtbild und die Stimmung des auf den Hügeln errichteten Veszprém.

Nach derart voreingenommenen emotionalen Voraussetzungen war es auch kein Wunder, dass die Regierung es aus vollem Herzen unterstützte, Veszprém solle auf eine würdige Weise die Kulturhauptstadt Europas sein. Die Regierung hat beinahe auch ihren letzten freien Fillér Veszprém gegeben, denn die Königin darf ja nicht in irgendwelchen Klamotten auf den Ball gehen. Die Summe liegt um hundert Milliarden Forint, die wir in die Stadt Veszprém investiert haben, und jetzt, wo ich bei Ihnen sein darf, sehe ich, wir haben richtig entschieden.

Darauf, was hier geschehen ist, kann jeder Ungar stolz sein, diesseits und jenseits der Grenze.

Ich ermuntere einen jeden, nach Veszprém zu kommen, hier wird er in dem Glauben bestärkt, dass es gut ist, ein Ungar zu sein und als Ungar zu leben eine würdige Form des menschlichen Lebens ist.

Es wird berichtet, die Stadt sei auf sieben Hügeln erbaut worden, so wie Rom. Als der Bischof Roms zuletzt bei uns war, sagte er den Jugendlichen auch, Jesus würde es nicht wollen, dass sie zu Hause auf der faulen Haut liegen, sondern sie sollten große Dinge erreichen. Wer dieses Tanz- und Bewegungskunstzentrum besucht, aus dem wird sicher keine Couchkartoffel, wie das der Heilige Vater sagen würde. Ich spreche meinen Dank der Stadt Veszprém auch für Ihre Großzügigkeit aus. Die Ritterlichkeit, die Fairness, die Großzügigkeit ist eine schöne und edle Eigenschaft der Ungarn. Schade, dass wir sie seltener als notwendig zeigen.

Ich glaube, an dieser Stelle schulden wir Herrn Minister Tibor Navracsics Dank, der immer auch die Position vertrat, dass es bei diesem Fest nicht nur um Veszprém, sondern auch noch um weitere 116 Siedlungen gehen soll und dies auch eine Möglichkeit für sie sein soll. Wir können von den Veszprémern lernen, die die hässliche Sitte der Engherzigkeit, des Egoismus und des Neides zurückgewiesen und mit den Siedlungen der Umgebung, denen am Balaton eine wahre Gemeinschaft und sie in die Investitionen und Programme der Kulturhauptstadt von Balatonberény bis Várpalota und von Marcali bis Zirc integriert haben. Wir danken dafür!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Über Europa zu sprechen ist heute eine schwierige Aufgabe. Beginnen wir mit dem leichten Teil, wenn wir vorhin bereits über die Fairness sprachen.

Wir danken der Europäischen Union, wir danken den die Entscheidung fällenden Brüsseler Bürokraten, dass sie sich für Veszprém, auf diese Weise für Ungarn entschieden haben.

Die Leistung von Veszprém zeigt, wenn die Brüsseler Bürokraten ihrer inzwischen schon wohl ausgebildeten Hungarophobie Herr werden können, dann sind wir, dann wären wir gemeinsam, Ungarn und Brüssel zu großartigen Dingen fähig. Schade, dass das Beispiel von Veszprém die Ausnahme darstellt und keine allgemeine Regel ist.

Natürlich wissen wir hier in Pannonien, dass die Kooperation der europäischen Staaten immer eine schwierige und komplizierte Angelegenheit war. Die Tatsache, dass das Römische Reich, dessen natürlicher Teil Pannonien war, nicht durch ein anderes Reich, sondern durch verschiedene kämpferische Stämme gestürzt wurde und seine einzelnen Territorien jeweils andere Stämme besetzten und sich auf ihnen einrichteten, entschied auch das Schicksal Europas.

Es entschied sich, dass in Europa über eigene Sprachen, eigene Kulturen, jeweils eine eigene Welt der Instinkte verfügende Nationen existieren werden.

Und es wird alles geben, was damit einhergeht: Rivalitäten, Konflikte, Diskussionen um Territorium und Macht, wahre Konkurrenz, bei der es um etwas geht und auch solche aus Prestigegründen. Und seit dem Sturz Roms schwebte dort immer ein Traum, eine Versuchung: Die Gebiete des einstigen Roms, d.h. Europa wiederzuvereinigen, in einem Reich zusammenzufassen: Byzanz, Karl der Große, Otto, Napoleon, Hitler haben alle auf jeweils anderer Grundlage von der europäischen Einheit geträumt. Und das ist auch heute so. Gleichzeitig sind die selbständige nationale Existenz und der imperiale Gedanke, die nationale Kultur und die europäischen Werte, die Souveränität und die – wie sie das in Brüssel sagen – die „ever closer union“ vorhanden.

Wenn wir Glück haben, dann finden wir die empfindliche Balance zwischen nationaler Souveränität und europäischer Kooperation. Wenn wir kein Glück haben, dann kippt die Sache,

und daraus wird ein Minenfeld der nationalen Konflikte oder eine bürokratische Machtmaschinerie, die ihre Macht missbraucht.

Für das Gleichgewicht sind führende Politiker der pannonischen Art nötig, die ihre Heimat und Europa gleichermaßen lieben, tolerant und stark sind. Diese sind heute selten wie ein weißer Rabe. Stattdessen gibt es Intoleranz, Schwäche, Herzlosigkeit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die moderne Form der europäischen Zusammenarbeit, die Europäische Union wurde durch zwei Zielsetzungen, zwei Missionen ins Leben gerufen: Frieden und Wohlstand. Heute stecken wir bis zum Hals in einem Krieg und die wirtschaftliche Lage sowie die Aussichten sind immer besorgniserregender und schlechtgelaunter. Wenn sie ihre ursprüngliche Mission nicht erfüllen kann, wozu gibt es dann die Europäische Union? Diese Frage schrieb der Herr der Geschichte mit seinem mahnenden Finger an den Himmel und wenn wir hierauf nicht die Antwort finden, dann sind auch die Tage solch schöner Gepflogenheiten und Programme wie die Kulturhauptstadt Europas gezählt. Doch heute sollten wir uns nicht mit solchen schwierigen Fragen quälen, denn wir sind zum Feiern gekommen, und freuen wir uns, dass es etwas zu feiern gibt.

Es lebe die Kulturhaupstadt Europas! Es lebe Veszprém! Es lebe die Europäische Union!

Quelle: Viktor Orbáns Rede bei der Übergabe des ActiCity Tanz- und Bewegungszentrums in Veszprém

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