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Ungarische Schätze: der Tokajer Wein

17. Oktober 2021 von IRÉN RAB

Vor hundert Jahren gab es vier Länder, die für die besten und teuersten Weine der Welt verantwortlich zeichneten: Frankreich (Burgund, Bordelais, Champagne), Deutschland (Mosel, Saar, Rheingau), Spanien (Rioja) und Ungarn (Tokaj, Eger, Szekszárd).

Ungarn war also einst eines der prominentesten und größten Weinexportländer der Welt;

viele ungarische Süß- und Rotweine standen auf den Karten der bekanntesten Hotelrestaurants in London oder New York. Nach der kommunistischen Machtübernahme 1947 ging die große Zeit ungarischer Weine rasch zu Ende, die großen Weingüter wurden enteignet und die kommunistische Planwirtschaft konnte keine Qualität liefern – und später nicht mal Masse.

Nach 1990 ging es langsam bergauf, doch erst in den letzten Jahren hat sich im ungarischen Qualitätsweinbau enorm viel getan – enorm viel mehr als in den anderen postkommunistischen Weinbauländern Europas. Ein Blick auf die Modernisierungen in der bekanntesten Region Tokaj reicht, um zu erkennen,

dass ungarische Winzer wieder auf Weltniveau keltern.

Die Weinberge von Tokaj liegen im Nordosten Ungarns, am Füße des unberührten Zemplén-Gebirges und treffen auf die riesige ungarische Tiefebene, die den Weinreben die Sommerhitze liefert. Die Böden der Weinberge sind hauptsächlich vulkanischer Riolitentuff.  Das Klima ist geprägt von heißen Sommern, langen Herbsten, kühlen Wintern und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 550 mm. Die für die Edelfäule essentiellen Luftfeuchtigkeit steigt aus den Flüssen Bodrog und Theiß auf. Die ersten schriftlichen Quellen des Weinbaus reichen ins 13. Jhd. zurück.

Ihre Weinherstellungskultur und -traditionen gehören seit 2002 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die Region ist ist nach der Stadt Tokaj, dem ehemaligen Handelszentrum benannt und wurde nach den legendaren Aszú-Weißweine bekannt. Der französische König, Ludwig XIV. schon im 17.Jhd. bezeichnete diesen Wein als „den Wein der Könige, der König der Weine“.

In den letzten 25 Jahren erlebte die Region eine große Entwicklungsphase. Etwa 5500 ha sind in der Region mit Reben bepflanzt. 2021 wurde die Tokaj-Hegyalja-Universität gegründet, die zur Ausbildung der zukünftigen Winzer, Wein-fachleute auch über eine Fakultät für Weinbaukunde verfügt.

Die ungarische Regierung stellt bis 2024 150 Milliarden Forint (416 Millionen Euro) für die touristische Entwicklung der nordostungarischen Tokaj-Zemplén Region zur Verfügung.

Unter anderem wird das Besucherzentrum der Weinregion errichtet. Die Region soll nach Budapest und dem Plattensee zum drittbedeutendsten touristischen Gebiet Ungarns werden.

„In der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts kannst du etwas bleiben, was auch deine Vorfahren waren”– sagt István Szepsy Senior, der weltberühmte Winzer, der mit seinem Sohn zusammen jetzt im Tokajer Weingebiet insgesamt 65 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Im Durchschnitt werden aus den Szepsy-Weinberger jedes Jahr 38.000 Flaschen trockener Wein, 7.000 Flaschen Aszú und 12.000 Flaschen Samorodni produziert.

Die Familie Szepsy lebte schon im 16. Jahrhundert auf den Tokajer Hügeln bei Bodrogkeresztúr.Im Jahre 1632 erhielt der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater vor achtzehn Generationen den Adelstitel, eine Privilegienurkunde und ein Wappen von Kaiser Rudolf. In der kommunistischen Zeiten – als ihre Weingüter enteignet worden waren – hat István Szepsy in der LPG gearbeitet, um Trauben in möglichst großer Menge anzubauen.

Seit der Wende, ab 1991 leitet die Winzerfamilie ihre eigene Kellerei wieder.

István Szepsy Senior hatte eine Vision, Tokaj auf den ersten Platz unter den historischen Weingebieten Ungarn zu bringen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat er mehrere hochrangigee staatliche und fachliche Auszeichnungen erhielten: 1999 wurde er  mit dem Offiziers- und 2010 mit dem Kommandeurkreuz des Staats ausgezeichnet. 2001 wurde er zum Winzer des Jahres, 2009 zum WINZER DER WINZER gewählt. 2013 erhielt er von der European Grand Juree den Preis „LES SEIGNEURS DU VIN”, welcher als der Oscar des Weinbaus betrachtet werden kann.

Szepsy hat 2015 beschlossen, den Preis seines Aszú (Ausbruch) zwischen 1000-2000 Euro festzulegen. Je teurer er ist, umsomehr wird von den Konsumenten geschätzt. Er meint, dass die ungarischen Weine nicht überwertet sind, ein ausländischer Wein zum gleichen Preis und derselben Qualitat existiert nämlich nicht.

Beim „Decanter World Wine Award 2020dem weltweit größten Weinwettbewerb hat Ungarn eine Rekordzahl von Auszeichnungen mit nach Hause genommen. Die Weine wurden auf der üblichen 100-Punkte-Skala bewertet, die besten ungarischen Weine erreichten diesmal 97 Punkte und erhielten insgesamt 123 Auszeichnungen: 5 Platin-, 12 Gold-, 40 Silber- und 66 Bronzepreise.

Quelle: die Welt, Ungarn Heute

Festrede Viktor Orbán zur Anweihung der Tokaj-Hegyalja-Universität: https://miniszterelnok.hu/viktor-orbans-rede-auf-der-eroffnungsfeier-des-neuen-studienjahres-an-der-tokaj-hegyalja-universitat/

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