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Ungarische Kulturschätze: die Bibliotheca Corviniana (15. Jh.)

13. Juni 2023

König Matthias Corvinus von Ungarn, vor 580 Jahren geboren, hegte eine tiefe Leidenschaft für Bücher. Heute erinnern wir an die legendäre und einzigartige Königsbibliothek.

Matthias Hunyadi , genannt Corvinus (1443 – 1490), seit 1458 König von Ungarn, gründete an seinem Hof in Buda eine Bibliothek, die bis heute legendären Ruf genießt. In zwei Sälen waren dort nahezu komplett die Werke der griechischen und römischen Antike versammelt. Dazu kamen Schriften von Humanisten, zu denen der gebildete König regen Kontakt pflegte. Mit der prachtvollen Ausstattung vieler Bücher beauftragt er die führenden italienischen Künstler seiner Zeit. Vor allem in Italien, aber auch in Griechenland ließ er Ankäufe für die ständig wachsende Sammlung tätigen. Alle Bücher erhielten einen prächtigen Leder- oder Seideneinband und das Wappen des ungarischen Königs (Rabe/Corvus), mit einem Ring im Schnabe), was heute eine weitgehende Rekonstruktion seiner Bibliothek ermöglicht.

Nach Matthias Tod wurden die „Corvinen“, schätzungsweise 2000 bis 2500 Bände, in alle Welt verstreut oder gingen verloren. Nur mehr ein Zehntel ist heute erhalten. 235 dieser Corvinus-Handschriften lassen sich in rund 50 Bibliotheken in Europa und den USA nachweisen.

In Ungarn gibt es nur 55 Werke. Im Besitz von Österreich sind 42 Werke, in den verschiedenen italienischen Bibliotheken (mit der Vatikan zusammen) sind 73 Corvinen, der Rest befindet sich u.a. in französischen (11). polnischen (4), englischen (6), amerikanischen (5) türkischen (2) Sammlungen.

Die deutschen Bibliotheken besitzen 28 Bände von der ehemaligen Sammlung „Bibliotheka Corviniana„. In der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel befinden sich neun, in der Bayerischen Staatsbibliothek München acht dieser wertvollen „Corvinen.“ Zwei von diesen letzteren acht Werken wurden sechs in lateinischer und zwei in griechischer Sprache geschrieben. Die lateinischen Corvinen gehörten zum alten Bestand der Münchner Hofbibliothek, wohin sie 1571 mit der Büchersammlung des Johann Jakob Fugger (1516 – 1575) gelangt waren. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Italien geschrieben und von italienischen Künstlern illuminiert.

Der einzigartige Rang der Bibliotheca Corviniana wurde durch die Aufnahme in das UNESCO-Weltdokumentenerbe am 13. Juni 2005 – genau heute vor 18 Jahren – gewürdigt.

Die bisher digitalisierten Codices können hier eingesehen werden: https://corvina.hu/hu/category/virtualis-corvinak/osszes/ bzw https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-ANG-0000HSS000SLG002?

Bild: Codex Regiomontanus: Canones LXIII, (Országos Széchényi Könyvtár)

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