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Europäische Werte in Regenbogenfarben

18. Juni 2021 Magyar Hirlap von IRÉN RAB

Mein deutscher Kollege und Freund hat großes Mitleid mit mir, dass ich mich als Ungarin verpflichtet fühle, die inakzeptable Politik Orbáns zu entschuldigen und zu verteidigen. Übrigens ist mein ehemaliger Kollege ein großer Freund Ungarns und deshalb schämt er sich in meinem Namen und im Namen aller Ungarn für das jüngste ungarische Gesetzespaket, das natürlich offen minderheitenfeindlich ist und die europäischen Werte mit Füßen tritt. 

Um es klar zu sehen: Das am Dienstag verabschiedete Kinderschutzgesetz lässt ihn durch Fremdscham erröten, weil er nur so viel darüber weiß, wie es ihm – als deutscher Bürger mit ungebrochenem Vertrauen in die Demokratie – in der unabhängigen und öffentlich-rechtlichen Presse mitgeteilt wird. Nämlich, dass die ungarische Parlamentsmehrheit – trotz der vehementen Proteste der linken Opposition – ein Gesetz gegen Homosexuelle verabschiedet hat, das Pädophilie mit Homosexualität vermischt.  Unter dem Vorwand, Kinder zu schützen, hat sie die Idee der europäischen Vielfalt torpediert. Von nun an wird das Leben für LGBTQ-Menschen in Ungarn die Hölle sein. Orbán hat den Schafspelz abgelegt, sein Wahlkampf hat eine Minderheit zum Opfer gemacht, deren Schutz ein vorrangiger europäischer Wert ist. 

So weit die Überschrift. Die Scharfmacher, von den manipulativen öffentlich-rechtlichen Sendern bis hin zu den am weitesten links-außen liegenden Presseorganen (Entschuldigung, ich vergesse immer, dass es in Deutschland nur unabhängige, objektive Medien gibt), nutzen das ungarische Jugendschutzgesetz, um den ungarischen Ministerpräsidenten zu verleumden, den sie „Puszta-Putin“ nennen.

Das kann die liberale EU nicht länger hinnehmen! Das Narrativ der ungarischen Opposition spiegelt sich in den deutschen Berichten wider, die unaufhörliche Wiederholung des „umstrittenen“ Aufbaus der Beziehungen zu China und Russland, damit die Orbán-Autokratie endlich entlarvt wird.

Eine chinesische kommunistische Eliteuniversität anstelle eines Wohnheims für Studenten zu bauen, ein Gesetz gegen sexuelle Minderheiten nach russischem Vorbild, das veraltete Vater-Mutter-Familienmodell, das im Grundgesetz verankert ist, die hohen Todesfälle der Pandemie, die hinter einer erfolgreichen Impfkampagne versteckt wird.  

Das alles ist für die Deutschen besonders schmerzhaft: Sie können es kaum ertragen, dass Ungarn ihnen bei der Durchimpfung voraus ist, indem es Impfstoffe von außerhalb der EU einkauft, damit die Wirtschaft hier schneller in Gang kommt. Sie hätten die Fudan-Universität in Deutschland begrüßt, weil sie wissen, dass es keine bessere Innovation gibt als den akademischen Import von grauen Zellen. Außerdem, wie kommt es, dass dieses zerstückelte Land die Vorteile des chinesischen Handels nach Europa für sich abschöpft, an Deutschlands Stelle? Und jetzt haben wir dieses homophobe Gesetz, das sogar einen schweren Verstoß gegen die Pressefreiheit darstellt! RTL-Klub (ein Fernsehsender im deutschen Interessenbereich) wird von nun an in seinen wirtschaftlichen Grundfesten erschüttert (moralisch wurde er bereits erschüttert), da er die – ungesunden – Coca-Cola-Produkte, die mit schwulen Paaren beworben werden, nicht mehr in der Primetime zeigen darf. Oh je, wir haben ihnen wieder auf die Füße getreten!

Der Schutz von LGBTQI (die Buchstabenfolge kann man beliebig fortsetzen) Menschen ist ein europäisches Anliegen.

In der Europäischen Union gibt es vierzig Millionen einheimische Bürger, die nationalen Minderheiten angehören, und ihr Schutz fällt, wie wir in der Begründung zur Ablehnung des Minority Safe Pack lesen, in die Zuständigkeit der Nationalstaaten.

Das mag sein, aber diese Menschen scheinen ein bodenständiges Volk zu sein, denn sie leben immer noch dort, wo sie geboren wurden, und wollen auch weiterhin dort leben. Im Gegensatz zu jenen mit einer der Identitäten der vielen Buchstaben, symbolisiert durch einen vielfarbigen globalisierten Regenbogen, der den Himmel überspannt. Sie verstehen den Geist der Zeit! Sie sind die jungen Leute, die anders denken und sich selbst einen riesigen Applaus zujubeln. Diejenigen, die auf die Straße gehen (weil sie die Zeit dazu haben), die die Universität besetzen (weil es ihnen gestattet wird),

für die die freie Geschlechtswahl ein Symbol der Freiheit ist.

Und sie wollen diese Freiheit von dem Moment an ausüben, in dem sie geboren werden, oder zumindest von dem Moment an, in dem sie selbstbewusst werden. Sie merken nicht, dass sie zu tausend Prozent manipuliert, auf Neudeutsch, sensibilisiert werden.

Die Sensibilisierung ist eine alte Methode, in meiner Kindheit wollte die Partei die Kinder durch das Hissen und Senken der Fahne jede Woche, durch die Integration von Kleintrommlern, Pionieren und der KISZ-Bewegung in den Schulen, zu guten Genossen im Geiste des Sozialismus erziehen. Onkel Lenin schenkte den armen Kindern Schuhe und Schokolade, sagte die Kindergärtnerin, ganz im Sinne der Parteipropaganda. Heute liest die Kindergärtnerin den Kindern eine Geschichte über den anderen Prinzen vor, der mit dem Drachen um die Hand des Prinzen kämpfte. Begleitend zum Bilderbuch wird ein Leitfaden für Pädagogen erstellt, wie man Kindern Geschlechtervielfalt erklären kann.  Mit dem Regimewechsel wurde die Politik aus den Bildungseinrichtungen verbannt, und nun ist sie im Regenbogengewand zurück. Es wäre schön, wenn auch die Hüter der europäischen Werte erkennen würden, worum es in dieser Geschichte geht! 

Das „Homosexuellen“-Gesetz, wie auch immer es genannt wird, richtet sich nicht gegen gleichgeschlechtliche Paare. Sie können immer noch eine Lebenspartnerschaft eingehen, die ihnen Rechte verleiht, die in etwa der Ehe entsprechen.

Da sie aber nicht verheiratet sind, können sie nicht den Namen des anderen tragen oder Kinder adoptieren. Genau wie bei einer heterogenen Lebenspartnerschaft. (Übrigens, in Klammern, das Gesetz, das dies festschreibt, wurde vom Parlament unter der sozialistischen Regierung verabschiedet. Vielleicht sollten sie zur Rechenschaft gezogen werden, warum die Ehe für Homosexuelle und die Möglichkeit der Adoption damals nicht beschlossen wurden).

Zurück zu den Deutschen: Ich würde mich freuen, wenn sie erkennen würden, dass das aktuelle Gesetz Minderjährige schützt. Nicht nur vor Pädophilen, sondern vor allen Arten von sexueller Sensibilisierung und Beeinflussung.

Und lassen Sie uns klarstellen, dass in Bildungseinrichtungen kein Platz für politische, sexuelle oder sonstige Propaganda ist! 

Wie es das Schicksal so will, sind wir bei der Fußball-Europameisterschaft in der gleichen Gruppe wie Deutschland. Es wäre wirklich schön, wenn ich mir bei der Übertragung aus Budapest in der deutschen Sportsendung nicht Dinge anhören müsste wie: „Hier sind wir in Budapest, wo der rechtsradikale, rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orbán gerade ein Gesetz gegen Homosexuelle verabschiedet hat.“  Wenn es endlich nicht um Politik, regenbogenbeleuchtete Münchner Stadien und emotionale Kniefälle ginge, sondern endlich um Sport.

Autorin, Dr. phil. Irén Rab ist Kulturhistorikerin

Erschien auf Ungarisch bei Magyar Hírlap, deutsche Übersetzung von Dr. Gergely Muraközi

Bildquelle: Petities.nl

2 Kommentare

  1. Wie bitte? „Homosexualität“ ist ein Wert? Da dreht sich mir der Magen um!
    Vor 60 Jahren hat man nicht im Traum daran gedacht, dass Homosex je
    erlaubt werden würde!! Da hat die WHO (in Verbindung mit den sata-
    nischen Multimilliardären) eine große SCHULD auf sich geladen, weil sie
    Homosex und alle Perversionen finanziell stark förderte, UM DIE NATIONEN
    ZU SCHWÄCHEN und danach die NeueWeltOrdnung einzusetzen. Auf den
    kaputten Völkern! Gesunde Völker würden sich dagegen WEHREN!

  2. Auch mir dreht sich der Magen um, schon allein der Gedanke an Homos, ich verstehe ( ich bin Deutscher) meine Landsleute nicht, die 1.) Staaten und deren Völker defamieren 2.) sich selbst zu Sittenwächtern höchster Moral erheben und den Rest der Welt Moralinsauer ermahnen.
    Aber auch Deutsche werden in Deutschland wieder Stigmatisiert und ausgegrenzt wenn man die Grünen und die Regierung Kritisiert, wenn aufrechte Demokraten wie Viktor Orban u.a. Ihre Völker gut Regieren und dafür gescholten werden ist es an der Zeit etwas gegen diese Perversen zu unternehmen!!!

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