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Ein Vorbild für das christliche Europa – Sankt Martin

11. November 2023

Die Botschaft von Sankt Martin ist heute, das verschiedenen fremden Einflüssen und der Zuwanderung ausgesetzte Europa an die christlichen Grundlagen und Lebensweise zu erinnern

„Dieses Relief stellt den heiligen Martin dar, der im Übrigen ein Ungar war. Ich weiß, dass Pannonien eine römische Provinz war, aber ihr seid trotzdem das Volk des heiligen Martins. Dieser zerteilte und auf die Schulter des armen Mannes gelegte Mantel symbolisiert den Dienst, den ihr für uns verrichtet. Dieser stellt die armen Flüchtlinge dar, die ihr jetzt aufnimmt.“ sagte Papst Franziskus als er die großformatige Bronzeplakette dem ungarischen Ministerpräsidenten übergab.

Sankt Martin (317-397) wurde in der pannonischen Stadt Savaria, im späten Römischen Reich geboren. Savaria war der Vorgänger der heutigen Stadt Szombathely in Westungarn. Deshalb ist in der Stadt der Kult des heiligen Martins bis zum heutigen Tag lebendig. Es ist auffällig, dass es früher im Zusammenhang mit der Abstammung von Martin die Möglichkeit eines ungarischen Bezuges nicht entstanden ist. Nicht zuletzt deshalb, weil die ungarische Landnahme erst nahezu sechshundert Jahre nach dem Tod des Bischofs erfolgte, und selbst Attilas Hunnen ein gutes halbes Jahrhundert später in den Karpatenbecken gekommen waren.

Vorerst aber erscheint wahrscheinlicher, dass der Ausspruch „Ihr seid das Volk des heiligen Martins“ eher ein Teil der europäischen Strategie des Vatikans – und innerhalb derer die Strategie gegenüber Ungarn – ist. Die katholische Kirche hat die Heiligen mit ungarischem Bezug mit großer Ehrfurcht behandelt. Sie betrachtete den heiligen Adalbert, den Bischof von Prag, der im Jahr 997 den Märtyrertod starb, als Ersten in dieser Reihe. Nach der Legende soll er auch den ungarischen Staatsgründer, den heiligen König, István (1000-1038) getauft haben, dessen Nachfolger selbst als getaufte Christen die Souveränität der Nation gegenüber Rom jahrhundertelang bewahrt hatten.

Die Worte des Papstes besitzen eine große Bedeutung und beinhalten auch eine große Verantwortung. Die Bedeutung des durch den Papst gegebenen Auftrages besteht darin, dass die Existenz des Ungarntums im Karpatenbecken bis zum Ende des 3. Jahrhunderts zurückreicht, und wenn jemand das genau überlegt, dann erschaudert man davon. Die Verantwortung bedeutet so viel, dass das das Christentum der Ungarn eine mit dem heiligen Martin begonnene, bereits siebzehnhundert Jahre alte Mission wäre. Das ist eine riesige Verantwortung und eine große Last.

Zurückgehend bis auf die Zeit des heiligen Istváns wurde die ungarische Anwesenheit und die ungarische christliche Mission ab da um sieben Hundert Jahre erweitert. Dank Papst Franziskus besteht nun die Möglichkeit, dass man eine universelle, kirchengeschichtliche Person in die Reihe der ungarischen Heiligen einfügen könnte, die gleichzeitig ein gesamteuropäisches Symbol ist.

Sankt Martin wurde 371 zum Bischof der französischen Stadt Tours und starb am 11. November 397 dort. Nach seinem Tod wurde er bald als Heiliger verehrt, als erster unter den nicht-martyrisierten Heiligen. Er ist ab dem Jahr 996 der Schutzheilige von Ungarn, und ab dem 3. Republik (1870) auch der Schutzpatron Frankreichs. Tausende von Bergen, Kirchen, Schlössern und Klöstern tragen Martins Namen. Sein Grab in Tours war während des gesamten Mittelalters ein berühmter Wallfahrtsort.

Seinen Kult kräftigt noch zusätzlich das geschichtliche Zusammentreffen, dass der Erste Weltkrieg am Tag des heiligen Martins, also am 11. November 1918, zu Ende ging. Die Orte der Aufenthalte von Martin umspannen den ganzen Kontinent und der Europarat erklärte den über fünftausend Kilometer langen, über 11 Ländern verlaufenden Sankt-Martin-Pilgerweg von Szombathely bis zum französischen Tours zum offiziellen europäischen Pilgerweg. Auf Latein: „Via Sancti Martini“. Ein wichtiger Teil des Pilgerweges in Ungarn verläuft im Hinterland des Plattensees und berührt zwischen Keszthely und Veszprém zahlreiche Ortschaften, unter anderen Sümeg, Tapolca-Disztel, Szigliget und Balatonudvari. Das Motto für diesen Wegabschnitt ist: „der unter uns wandernde Sankt Martin“.

Die ungarische Regierung erklärte das Jahr 2016 als Ehrerbietung des siebzehnhundert Jahre zuvor geborenen Bischofs St. Martin zum Gedenkjahr. Der ungarische Staat bezahlte 15 Milliarden Forint zum sog. Sankt-Martin-Programm, woraus die kirchlichen Gebäude in Szombathely erneuert wurden. Aus dieser Quelle wurde unter anderen die Erneuerung der St. Martinskirche, des Platzes vor der Kirche, des Domes, der Renovierung des Bischofspalastes und des Platzes davor bezahlt. Zusätzlich konnte das Programm des Gedenkjahres aus 800 Millionen Forint ermöglicht werden. Diese Gelder teilten die städtischen Behörden und zivile Organisationen unter sich auf.

Martin musste eine charismatische Person gewesen sein. Das zeigt sich daran, dass die Gemeinden, die auf seine Gründung zurückgehen, bis zum heutigen Tag existieren. Er selbst ist der an erster Stelle stehende Heilige Frankreichs. Seine Persönlichkeit wird durch seine Lebensgeschichte geformt, dass er aus einem Soldaten Bischof wurde. Die Erfahrungen des physischen Kampfes versuchte er zielstrebig in das Leben des Glaubens umzusetzen. Aus gesellschaftlicher und politischer Sicht ist Martin ein großes Vorbild für das christliche Europa. Im durch fremde Völker überrannten Gallien gründete Martin eine große Zahl an Mönchsgemeinschaften und verkündete das Evangelium.

Martin ist eine symbolische Figur für den europäischen Charakter, der sich der gegebenen Situation entgegenstellte und versuchte das christliche Ideal in einer grundlegend feindlichen Umgebung zu verwirklichen. Die Botschaft von Sankt Martin ist heute, das verschiedenen fremden Einflüssen und der Zuwanderung ausgesetzte Europa an die christlichen Grundlagen und Lebensweise zu erinnern.

Quelle: Hetek Univerzum von Péter Morvai

MAGYARUL: https://soundcloud.com/hetek-magazin/egy-rejtelyes-katolikus-joslat-miatt-jon-ferenc-papa-magyarorszagra-hetek-univerzum

Bild: Sankt Martin und der Bettler, Teil des Hauptaltars im Dom von Pozsony, 1734. Der Künstler war Georg Raphael Donner https://hu.wikipedia.org/wiki/Georg_Raphael_Donner

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