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Deutschland feiert?

4. Oktober 2022 von ESZTER ZARÁNDI

Am 3. Oktober 2010:

„Tag der Deutschen Einheit. Deutschland feiert. In vielen Städten treten Politiker, Abgeordnete oder andere Amtsträger aufs Podium und halten Festreden. Sie rufen die politischen Ereignisse aus den Zeiten der politischen Wende in Erinnerung.

Es geht um die DDR-Bürger, die aus ihrem Land nach Westdeutschland flüchten wollten. Es geht um Prag und Warschau (?), wo die Ostdeutschen die Botschaften der Bundesrepublik überrannt hatten.

Ich sitze im Publikum und mit einem gewissen Stolz warte ich ungeduldig darauf, dass der Redner auch von Budapest spricht. Das kommt aber nicht. Von Ungarn keine Rede. Ob ich mich beleidigt fühlte? Nein, beleidigt war ich nicht. Ich habe nur wieder registrieren können, wie wenig die Westbürger über Ungarn und besonders über die Politik der damaligen Zeit informiert sind.“ (Auszug aus meinem Buch: Die Frau von hinter dem Eisernen Vorhang, 2013)

Im Buch habe ich damals – aus Höflichkeit – nicht erwähnt, dass ich mit dem Festredner, – einem EP- EVP  Abgeordneten – über 1989, über das Paneuropäische  Picknick in Sopron und über die Szenen in den Budapester Straßen, im Garten der damaligen Westdeutschen Botschaft in Budapest gesprochen habe. Er wusste darüber nichts. Auf meine Frage: Wieso er Budapest nicht erwähnt habe, antwortete er: „Entschuldigung, die Rede habe nicht ich geschrieben.

Am 3. Oktober 2022,

sitze ich wieder in derselben deutschen Stadt, in demselben Rathaus im Publikum und höre ich dem Festredner aufmerksam zu. Der Festredner ist Dennis Radtke, Mitglied des Europäischen Parlaments, Landesvorsitzender der CDU NRW, so steht es im Programmblatt.

Von der Deutschen Einheit hat das Publikum vom Redner kaum etwas vernommen. Vielleicht fand er das nicht wichtig zu erwähnen, weil auf den etwa 50 Stühlen fast ausschließlich Menschen aus der älteren Generation saßen. Sie haben vielleicht über den Mauerfall schon etwas gehört. Nicht wie die junge Generation. Ich wage das nicht mal zu vermuten, dass Herr Radtke selbst auch nichts oder wenig darüber weiß. Über das heutige, vereinigte Deutschland hat er nur so viel erzählen können, dass im ehemaligen Ostdeutschland die AfD heute die stärkste flächendeckende politische Kraft ist. Und das ist zum Schämen. Und natürlich katastrophal.

Dann kam das Mantra! Die europäische Einheit und die Demokratie sind gefährdet durch solche Länder wie Ungarn und Polen. Diese Länder wollen nur die Finanzen von der EU haben. Endlich mal werden Ungarn die EU-Gelder vorenthalten, weil es die Sanktionen bremst. Dann kam Herr Radtke mit seiner immer emotionaler werdenden Rede zu Italien, die dortige christliche Partei ist keine christliche, sondern eine populistische Partei. In Frankreich droht auch eine rechtsradikale Gefahr den Präsidenten Macron. Und in einer solchen Situation müssten wir, Deutsche in der EU, ein Vorbild sein.

Dann ist er mit seiner Rede zu Deutschland gekommen. Der Kanzler Scholz und seine früheren Skandale werden „aufgetischt“, weil er mit den Waffenlieferungen an die Ukraine zögert, obwohl Deutschland als der größte Waffenproduzent Europas für die Ukraine genügend herstellen könnte. Dann sprach Herr Radtke von Atomkraftwerken, die weiterlaufen müssten. Mit solchen Problemen könnte nur eine CDU-Regierung klar kommen… etc. Die Rede war keine feierliche, sondern eine Wahlkampfrede.

Den Punkt auf „i“ hat eine junge Frau gesetzt. Sie hat uns auf dem Münsterplatz in Bonn auf der Terrasse einer Cafeteria bedient. Viele Leute, anscheinend Deutsche aus Bonn und aus anderen Städten Deutschlands, genossen die Sonne. Die junge Serviererin mit intelligentem Gesicht, vielleicht eine Studentin, hatte keine Ahnung, warum heute, am 3. Oktober ein Feiertag ist. Wir haben sie aufgeklärt, und sie hat sich für unsere Information bedankt.

Autorin ist Eszter Zarándi

Bildquelle: MDR

3 Kommentare

  1. In diesem Sommer war Balaton, Dunántúl, ja auch das Feriendorf, wo wir ein Haus hatten voll mit Ostdeutschen . In Ungarn konnte man deutsche, englische, französische, Zeitungen kaufen, wir haben in “ Wettbewerb“ quer übersetzt, so einige Sprachen kamen zusammen. FÜR Freunde aus BRD und DDR war unser Haus Nachrichtennörse.
    Eine Schande für die Politik und Sche dass die während Geschichte verfälscht und/oder totgeschwiegen ist.
    Sowohl die Ostdeutsche als such die Ungarn haben ein Gespühr für Falschheit und gleichgeschaltete Presse.

  2. Kedves Anna,
    es gibt zahlreiche Ostdeutsche, die die Ungarn und deren Handeln 1989 nicht vergessen. Diese Radte ist ein Despot, der die grünverklebten Unwahrheiten vertritt. Ich gehöre zu den Deutschen, die Ungarn lieben und achten!!!!! 5 Jahre habe ich bei und mit euch gearbeitet und gelebt (Budapestm Baja). Da habe ich eure Geschichte, Kultur und Lebensweise kennengelernt.
    Ich bin erbost über die Äußerungen von Barlay und Co!!!
    Ich trete hier in Deutschland, wenn ich kann gegen diese Lügen an.
    Also – es gibt eben auch Freunde von Ungarn hier in Deutschland..
    Viele Grüße.
    Minden hat.
    Szia
    PS: Tanár fizikát és matematikát
    L

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