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„Auf keine Truppe schwören“ – Tag der ungarischen Poesie

11. April 2022 Ungarischer Lyrikkreis der LMU

Seit 1964 wird in Ungarn am 11. April – Geburtstag des Dichters Attila József – der Tag der Ungarischen Dichtung gefeiert.

Attila József (1905-1937) ist einer der bedeutendsten Lyriker der klassischen Moderne. Sein Werk ist Teil sowohl des ungarischen als auch des weltliterarischen Kanons. Als 2005 sein 100jähriger Geburtstag gefeiert wurde, hat die UNESCO das Jahr zum Attila-József-Jahr erklärt.

Der jung verstorbene Lyriker Attila József zählt zweifellos zu den bedeutendsten Dichtern Ungarns. Obwohl es ihm dank seines Talents gelang, den einfachen Verhältnissen seiner Kindheit zu entkommen, fühlte er sich Zeit seines Lebens stets verkannt. Zugegebenermaßen muss man einräumen, dass die Rezeption seines vielschichtigen Werks erst nach seinem Freitod im Jahr 1937 verstärkt zugenommen hat. Nicht selten ist sein poetisches Schaffen nur äußerst schwer von den tragischen Umständen seiner Biographie zu trennen. Dass er beim Schreiben offenkundig private Erfahrungen dargestellt hat, ist möglicherweise einer der Gründe für die ungebrochene Faszination seines Publikums.

Der „Ungarische Lyrikkreis“ des Instituts für Finnougristik/Uralistik der LMU (Ludwig Maximilians Universität) München hat im Sommersemester des Gedenkjahres 2005 unter der Leitung der Ungarischlektorin Mária Kelemen die deutsche Rezeption des großen ungarischen Lyrikers Attila József recherchiert.

Du weißt, es gibt kein Verzeihn (Tudod, hogy nincs bocsánat)
  • Du weißt, es gibt kein Verzeihn,
    lass also die Reue sein.
    Sei, was du wärest: ein Mann,
    über dich wächst Gras allein.
  • Schuld lässt sich so nicht zähmen,
    vergeblich deine Tränen.
    Um dieses zu bezeugen,
    sollst du dich dankbar geben.
  • Lass Klagen und Beschwören,
    du sollst dir selbst gehören,
    nicht huldigen, nicht rauben,
    auf keine Truppe schwören.
  • Sollst überflüssig bleiben
    und das Geheimnis meiden,
    dein Menschsein aber achten,
    denn Mensch bist du zu leiden.
  • Denk an dein vieles Klagen,
    dein flehendes Verzagen,
    dein falsches Zeugensagen
    im eigenen Verfahren.
  • Suchtest Gott in deiner Not,
    Menschen, wenn er sich nicht bot,
    analytisch in der selbst
    Fandest du den frühen Kot.
  • Glaubtest den leichten Sätzen,
    Leuten, die willig schwätzten,
    und sieh, keiner war bereit,
    sich für dich einzusetzen.
  • Sie liebten dich betrügend,
    du kannst nicht lieben lügend,
    so nimm nun diese Waffe,
    dein leeres Herz berührend,
  • oder meid kaltes Denken,
    Lass treu die Liebe lenken,
    denen ganz blind zu glauben,
    die dir Vertrauen schenken.

Das Gedicht wurde von Wilhelm Droste übersetzt

Im Instituts für Finnougristik/Uralistik der LMU (Ludwig Maximilians Universität) München kann man Hungarologie (Ungarische Sprache und Kultur) studieren

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