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Ami, go home!

10. April 2023 Magyar Hírlap von IRÉN RAB

Westlich des Rheins liegt die Eifel, eine Region in Deutschland, die ans ungarische Mittelgebirge erinnert. Hier befindet sich der Luftwaffenstützpunkt Büchel, wo US-Atomwaffen gelagert werden. Hier sind auch Tornado-Kampfjets stationiert, die im Notfall ins Zielgebiet fliegen und Atombomben abwerfen können. Hier werden Kampfbomberpiloten im Rahmen der NATO-Atompartnerschaft für den Einsatz von Atomwaffen ausgebildet. Durchgesickerten Berichten zufolge lagern in dieser Militärbasis zwanzig Atombomben mit einer Sprengkraft von bis zu fünfzig Kilotonnen. Das ist etwa dreizehnmal (!) so groß wie die Atombombe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde.

Außer in Deutschland verfügen die Vereinigten Staaten auch in den Niederlanden, Belgien, Italien und der Türkei über Atomwaffen, nach Expertenschätzungen mehr als hundert. Und vergessen wir die beiden NATO-Mitglieder mit Atomwaffen, Frankreich und Großbritannien, nicht!

Im Rahmen der sogenannten nuklearen Partnerschaft ist Europa mit Atombomben, die in der Lage sind, den Feind zu vernichten, vollgestopft.

Die Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) wurde zu Beginn des Kalten Krieges gegründet, um den westlichen Teil der bipolaren Welt gegen die angenommene Expansion ihres ehemaligen Kriegsverbündeten, der Sowjetunion, zu schützen. Sie sollte die Freiheit und Sicherheit ihrer Mitgliedsstaaten gewährleisten. Die Bildung des Warschauer Paktes, eines Militärbündnisses der in die sowjetische Zone gezwungenermaßen annektierten Länder, war eine Reaktion auf die Aufnahme Westdeutschlands in die NATO. Später kamen die anderen sicherheitssuchenden Staaten hinzu, und die Organisation wuchs von zwölf Gründungsmitgliedern auf einunddreißig an. Sie ist wie ein rollender Schneeball gewachsen, obwohl die Auflösung des Warschauer Paktes ihre Existenz in einer scheinbar unipolaren Welt überflüssig gemacht hatte. Die ehemaligen sowjetischen Soldaten zogen sich hinter ihre eigenen Grenzen zurück, aber die NATO, die sich selbst als Friedenswächter bezeichnete, überlebte, und die militärische Präsenz der USA in Europa nahm immer weiter zu.

Die Europäische Union sah keine Notwendigkeit, eigene Streitkräfte aufzustellen, weil die meisten ihrer Mitgliedstaaten auch Mitglieder der NATO waren, die sie als ausreichend für die Verteidigung der Gemeinschaft ansahen. Naive, friedensbewegte europäische Politiker lösten ihre nationalen Armeen auf, schafften die Wehrpflicht ab und machten die Jugend zu global denkenden, egoistischen Hedonisten.

Die NATO unterhält Militärbasen in allen Mitgliedsstaaten. Fast drei Viertel ihres Haushalts zahlen die Vereinigten Staaten und haben mehr aktive Soldaten als alle EU-Mitgliedstaaten zusammen. US-Soldaten sind auf allen NATO-Stützpunkten stationiert, aber Deutschland ist es, das sie am meisten bevorzugen. In Stuttgart befindet sich das Hauptquartier des Alliierten Oberkommandierenden in Europa (SACEUR) sowie das Europäische Kommando der Vereinigten Staaten (EUCOM), die Befehls- und Kontrollzentrale für die gesamten US-Streitkräfte in 51 Ländern. Deutschland ist auch das operative Hauptquartier des AFRICOM (Afrikanisches Kommando der Vereinigten Staaten), nachdem kein afrikanischer Staat den USA einen Platz auf dem schwarzen Kontinent zugestanden hat.

Im Jahr 2021 gab es 119 US-Militärstützpunkte in Deutschland. Der größte und bekannteste unter ihnen ist Ramstein, das Hauptquartier der US-Luftwaffe in Europa.

Dieser Stützpunkt wird für Einsätze in Europa und im Nahen Osten genutzt, er war der Stützpunkt, von dem aus Nachschub nach Afghanistan und in den Irak gesendet wurde, und er wird auch heute noch für Drohnenangriffe genutzt. Machen wir uns die Größe und Bedeutung des Stützpunkts bewusst: 2004 waren hier 35 000 Soldaten stationiert, mehr als die gesamte ungarische Armee zu dieser Zeit.

Der Krieg in der Ukraine wird jedoch nicht von hier aus geführt, sondern von der Logistikbasis Wiesbaden-Erbenheim. Hier befindet sich das Hauptquartier, von dem aus die Waffenlieferungen koordiniert werden, was notwendig ist, weil vierzig Länder die Ukraine in unterschiedlicher Form militärisch unterstützen. Hier findet auch die Kampfausbildung der ukrainischen Soldaten statt, von denen zweitausend bereits an die Front zurückgekehrt sind. Das Pentagon hat auf dem Stützpunkt eine Art diplomatische Mission eröffnet, in der zweihundert hochrangige Soldaten stationiert sind. Die SAGU, die Sicherheitsgruppe zur Unterstützung der Ukraine, ist auch hier stationiert. Man hat den Eindruck, dass das strategische Ziel der USA darin besteht, Deutschland und damit Europa direkt in den Kriegskonflikt hineinzuziehen. Mit anderen Worten: Es könnte bedeuten, einen Krieg in Europa zu beginnen.

Die meisten deutschen Bürger sind sich dessen nicht bewusst. Sie sind so sozialisiert worden, dass sie die amerikanische Präsenz brauchen, weil sie ihnen Sicherheit gibt. Die USA (natürlich die Demokraten) sind die Guten, sie beschützen sie und Europa vor dem Terrorismus, der russischen Bedrohung, weil sie ihnen geholfen haben, die (eigenen) Nazis loszuwerden und die Demokratie nach amerikanischem Vorbild auf deutschen Boden brachten. Nur wenige Menschen sind sich der Gefahr bewusst, die ihnen droht.

Es scheint, dass die Interessen des deutschen Volkes ignoriert werden und dass die NATO und die USA über die Köpfe der deutschen Politiker hinweg ein Hauptquartier in Deutschland einrichten, als ob das so genannte Besatzungsrecht aus dem Zweiten Weltkrieg noch in Kraft wäre.

Als ob Deutschland kein unabhängiger Staat mit eigenem Willen wäre. Oder haben die  Politiker vielleicht einen Hinterzimmer-Deal gemacht, dessen Inhalt wir nicht kennen?

Die Grünen haben, seit sie an der Regierung sind, ihre hehren Slogans vergessen. „Frieden schaffen ohne Waffen“ hat sich um 180 Grad gedreht und sie wollen den Frieden nun mit Waffengewalt durchsetzen. Sie stört auch das Grundgesetz nicht, das in Artikel 26 die Störung des friedlichen Zusammenlebens der Völker und die Vorbereitung eines Angriffskrieges verbietet. Bisher ist Deutschland noch nicht Opfer einer bewaffneten Aggression geworden, aber seine Beteiligung am Krieg in der Ukraine wird es früher oder später zum Kriegsteilnehmer machen. Die rote Linie ist bereits überschritten, und es liegt an den Russen, wann sie darauf reagieren.

Der DDR-Schlager, der gegen die US-Militärpräsenz protestiert, stammt noch aus der Zeit des Kalten Krieges. „Ami, go home!“ sangen die Ostdeutschen, „hör auf guten Rat: Bleib auf deinem Längengrad, Denn dein Marshall bringt uns zuviel Kriegsgefahr.“ Es würde nicht schaden, dieses Lied mal wieder zu singen.

Autorin, Dr. phil. Irén Rab ist Kulturhistorikerin

Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin

MAGYARUL: https://www.magyarhirlap.hu/velemeny/20230410-ami-go-home

3 Kommentare

  1. Ich stimme völlig zu. Die USA benutzt uns, damit wir „den Kopf hinhalten“ und ihr >Territorium verschont bleibt … Leider begreifen, wie im Text schon geschrieben, die Mehrheit der Deutschen nicht. Sagt man es ihnen, dann ist man sofort ein Nazi …
    Armes Deutschland – es schafft sich ab!!!

    1. Lieber Herr Schneider!
      Sorry, ich antwortete auf d. Artikel ungarisch.
      ABER: völlige Einstimmigkeit!
      D – ade…
      Gruss:
      Dr. Szutrely

  2. Kedves Asszonyom!
    Gratulálok! Ezt a minden tekintetben aljas plakátot már vödrökkel felszerelt fiataloknak kellene mindenütt átmeszelni!!
    Vagyis:
    „Ami, go home!“ – ra!!!!

    Sajnálatos, hogy „köreinkben“ ez Önnek jut eszébe először!
    (Meg nekem, sorry.)
    A cikk kitűnő, megalapozott, és nagyon is fontos!
    Üdvözlettel:
    Dr. Szutrély Péter, Keszthelyről
    szutrelypeter@gmail.com
    06304016686
    (Minden adatot vállalva!)

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