4. November 2022 World of Value Talk von Steffen Krug
In dieser Kurzanalyse diskutiert der Ökonom Steffen Krug mit dem Investor und Fondsberater Dr. Markus Elsässer bzw. mit dem Unternehmensberater Dr. Markus Krall über mögliche Investitionen und ein zweites Standbein in den ehemaligen k.u.k. Staaten. Die Staatsbürokratien im Westen würden sich für alles zuständig fühlen und gerade deshalb nichts richtig auf die Reihe kriegen. So ist auch die Energiekrise selbstverschuldet. Es werden historische Kontexte aufgezeigt und klar resümiert, dass Ungarn nicht zum Ausland gehöre.
Das ganze Interview zu hören: https://www.youtube.com/embed/oELXrMULcCg
Zur neuen Ausgabe der WOV Talk hat Steffen Krug, Dr. Markus Krall und Dr. Markus Elsässer eingeladen. Das Thema der Tagung ist natürlich Ungarn und die „k.u.k.“ drum und rum. Die Frage jetzt gerade in diesen Zeiten, als man nicht mehr weiß, wo man und wie man investieren soll, finden sich dann die k.u.k. Länder Anfang des 21. Jahrhunderts als Standort um dort zu investieren?
Dr. Markus Krall: Die Frage ist: kann man noch investieren? Und die Antwort ist eigentlich ja. Es ist auch schwieriger geworden zu investieren aber hier in den k.u.k. Ländern kann man sagen das Geld geht ja dahin, wo die Vernunft regiert. Wo also Logik und Verstand zu Wort kommen, da geht in der Regel die Marktwirtschaft.
Und weil man hier beispielsweise Ungarn wahrscheinlich als freiestes Land Europas bezeichnen kann im Moment, wird hier auch das Geld hinfließen und das hat zwei Vorteile.
Erstens: die Investitionsopportunität entsteht ganz allgemein aus der marktwirtschaftlichen Ordnung und zweitens: weil mehr Geld dorthin fließt, werden auch die Bewertungen steigen und insofern ja ist die Antwort.
Dr. Markus Elsässer: Ich sehe das in der größeren Perspektive. Ich halte das 20. Jahrhundert mit den beiden Weltkriegen für fatal. Hätten wir die nicht gehabt, hätten wir längst ein wirklich geschlossenes Europa. Damals war im Unternehmertum und in der gehobenen Oberschicht richtig international. Bereits Adelige hatten Ölquellen in Baku, in Sankt Petersburg arbeitete die Hälfte Bevölkerung als Ausländer. Also wir waren da tätig und da müssen wir wieder hinkommen.
Wenn ich mich hier zum Beispiel in Budapest umschaue ich bin mal durch einige Wohnstifte gefahren, allein auf dem Gebiet da teile ich die Meinung von Doktor Karl, die Vielfalt des Angebots der Möglichkeiten zum Renovieren, um ein Grundstück zu kaufen, um ein Development zu machen, allein in dem Sektor ja es ist für mich erstaunlich, dass nach der langen Zeit seit 1991 noch solche Opportunities da sind. Man muss natürlich sein Spezialgebiet suchen und professionell angehen aber auch da, ich würde sagen: ja, natürlich. Gerade jetzt ist Zeit zum Investieren.
Steffen Krug: Interessant ist ja auch, dass die Staatsquoten hier in den k.u.k. Ländern mittlerweile deutlich unter denen des Westens liegen. Und dann hat man immer gesagt Na ja in Deutschland sind die Staatsquote nur dafür, funktioniert die Infrastruktur besser, die Post funktioniert, die Bahn funktioniert. Aber selbst das kann man ja auch nicht mehr behaupten. Ich meine
wir haben hier in Ungarn, ich glaube Unternehmenssteuersatz von 9% , Einkommensteuer als Pauschal bei 15% . Und trotzdem funktioniert hier ja schon die Infrastruktur.
Dr. Markus Krall: Die Antwort ist ganz einfach. der Staat beschränkt sich auf die Dinge, für die er wirklich da ist und die macht er dann auch anständig. In Deutschland macht der Staat alles. Er fühlt sich für alles zuständig. Und dadurch, dass er sich für alles zuständig fühlt, ist am Ende für gar nichts zuständig. Und das Ergebnis ist eine verfallene Infrastruktur. Nichts funktioniert mehr, die Dinge sehen abgeranzt aus. Um nicht zu sagen, versifft in vielen Teilen. Und man möchte sie eigentlich gar nicht mehr anfassen und betreten. Und das ist das Ergebnis einer Staatswirtschaft. Man muss es im Prinzip als Ausfluss des Sozialismus bezeichnen, wenn die Dinge nicht mehr funktionieren und wer sozialistische Rezepte anwendet, der erntet das.
Steffen Krug: Wichtig ist vor allem auch der Ausblick und die Wirtschaftsdynamik in Ungarn auch in anderen k.u.k. Staaten. Natürlich ist alles jetzt schon wesentlich dynamischer als bei uns im Westen. Wie kann man davon als Investor profitieren? Da ist ja jetzt die nächsten Jahre hier wirklich Aufbruchstimmung. Man sieht es auch hier drum rum, hier wird gebaut, hier wird getan. Was gibt es für Möglichkeiten für Investoren hier sich in irgendeiner Form zu beteiligen?
Dr Markus Elsässer: Die eigene Standard Analyse ist entscheidend und man muss ein bisschen über den Tellerrand schauen. Also viele betrachten einfach, dass sie im Odenwald groß geworden sind und sie betrachten diese Länder als Ausland. Das ist ein völliger Quatsch. Ich würde sagen aus deutscher Sicht ist die Mongolei ein Ausland ja oder Patagonien oder Chile, das ist sehr weit weg. Aber es ist ja so viel leichter geworden sich kundig zu machen, kostenlos. Man kann wunderbar vorrecherchieren. Früher musste man irgendwie einen Anwalt erstmal finden, der mal im Land gelebt hat, hatte Netzwerk, kannte die Leute. Heute hat jeder eine Chance sich gut vorzubereiten. Man kommt billiger hierhin mit gewissen Airlines, billiger hin als mit dem Zug. Man muss einfach schauen, wo man hinkommt. Fazit ist ja. Man kann so fleißig und klug sein, wie man will und kann auch kluge Freunde haben. Aber man muss die Zeitepoche, in dem man lebt anerkennen und gucken, wo für mich, für meine Person gut ist. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und wenn es nicht vor der Haustür ist, dann muss man dahin gehen, wo es ist. Und das glaube ich, es wird für viele Investoren zutreffen. Man muss sich halt einfach mal auf den Sockel machen.
Steffen Krug: Ein großer Standortvorteil von Ungarn ist die Energiesicherheit auch für die nächsten Jahre, weil über die Türkei die Erdgas Pipeline ihr direkt nach Ungarn kommt. Die Verträge sind auch schon gesichert für die nächsten Jahre. Ich kann mir vorstellen, dass eine Menge Industrie, insbesondere Chemieindustrie und andere Energienbranchen aus Deutschland jetzt wahrscheinlich überlegen werden einen Schritt nach Ungarn zu machen oder wie ist das?
Dr. Markus Krall: Es ist völlig klar, ich meine es ist ja nicht so, dass wir erst seit ein paar Monaten also seit man den Wirtschaftskrieg mit Russland führt dieses Energieproblem hätten, sondern wir haben es über Jahre hin programmiert auf diesen Zustand in Deutschland.
Deutschland hat aber im wesentlichen energieintensive Industrien. Denen wird jetzt die Lebensgrundlage entzogen und sie werden schauen, wo finden sie gute Standorte
und sie werden nicht auf die andere Seite der Welt schauen gute Standorte zu finden, weil sie auch sowas wie Logistikkosten berücksichtigen, sondern sie werden schauen, wo in der Nähe finde ich einen guten Standort. Und es wird genau hier sein.
Markus Elsässer: Wenn ich dazu sagen kann, es zu bestätigen: ich glaube, dass die jüngere Generation, auf die wir setzen müssen, viel mobiler sein wird. Und dann ist natürlich die Attraktivität gewisser, nicht nur Budapest, sondern generell und gewisser auch historisch gewachsener alter Städte, auch mit entsprechender Bevölkerungsstruktur ist natürlich äußerst attraktiv, weil diese Generation auch, wie die Älteren, wir sind ja auch sehr verwöhnt. Also die Bereitschaft jetzt, sagen wir als Pionier weitab in der Wüste Kasachstans sozusagen mit einem Zelt neu anzufangen, so wie die Pioniere der Diamantenindustrie in Afrika, die Leute haben ja in Zelten erst mal 5 Jahre gelebt, so sind die Leute heute nicht. Und insofern werden sie hingehen, wo interessante Jobs sind und die werden aber auch gerne dahin gehen wo man interessant leben kann. Wo es Lokale gibt, zu besichtigen Freizeit und so weiter und also da kann man viele dieser Orte ja nur sehr empfehlen. Also ich glaube das wird für Firmen leicht sein, interessante Leute für sich zu gewinnen.
Steffen Krug: Was natürlich auch besonders hilfreich ist, ich merke immer in Gesprächen. Wenn man ins Geschäft kommt und man spricht auf Englisch, wird es gleich gesagt, sprechen sie auch Deutsch. Also
diese alte Verbundenheit, diese historische Verbundenheit, diese Deutschkenntnisse macht es natürlich auch für deutsche Investoren einfacher.
Also Ungarisch ist eine Herausforderung, aber man kommt hier mit Deutsch fast noch besser als mit Englisch durch. Also das ist schon toll im Hauptstandort.
Dr. Markus Krall: Ich glaube, dass es auch dazu kommt, Dr. Elsässer hat schon angesprochen, es ist kosmopolitisch. Und zwar ist es auf eine andere Weise kosmopolitisch, als die westlichen Städte, die so langsam eigentlich nur noch das Wort Party kennen. Kosmopolitisch ist aber mehr als eine Party. Kosmopolitisch ist Theater, ist Kunst, ist Architektur, alte Architektur, ist das Stadtbild. Es sind ganz viele Dinge, auch Traditionen. Das ist auch kosmopolitisch. Und ich glaube,
die wahre Lebensqualität für jemanden, der unternehmerisch denkt
und über den Tellerrand hinausblickt, ist diese Art von Kosmopolitik.
Steffen Krug: Ich bedanke ich mich sehr fürs Zuhören und wir sehen uns dann hoffentlich wieder am 21. Januar 2023 zum nächsten Mal in Frankfurt .