Vortrag von Dr. Gerhard Papke in der Bremischen Bürgerschaft / Landtag am 6. November 2023
Was ist die Ursache für das erkennbare Ungarn-bashing? Weshalb ist dieses dauerhafte Kesseltreiben gegen Ungarn?
Die eigentliche Ursache liegt darin, dass Ungarn, das ungarische Volk von Überzeugungen getragen wird, die der politischen Linken in Deutschland, in Westeuropa, in Brüssel zutiefst zuwider sind. Die Ungarn glauben an Überzeugungen, die die politische Linke in Brüssel für Teufelswerk hält.
Ich will das an drei Beispielen verdeutlichen.
1. Massenmigration
Großkonflikt zwischen Deutschland und Ungarn fing 2015. Als Angela Merkel die Grenzen Deutschlands und Europas weit aufgerissen hat. Das einzige Land war ein kleines Land, ein mutiges Volk, das damals gesagt hat, das ist falsch. Das ist der falsche Weg. Die Ungarn haben damals auch gesagt, wenn wir es zulassen, dass hunderttausende junge Männer aus islamisch geprägten vormodernen Gesellschaften in unser Land kommen, dann wird unser Land bald nicht mehr unser Land sein. Wir sind ein weltoffenes Land, wir heißen hier gerne Menschen aus aller Welt willkommen. Aber Ungarn bleibt unser Land. Seitdem ist Viktor Orban zur Unperson erklärt worden, in Deutschland aber in Westeuropa generell.
Heute wissen wir, die Ungarn hatten recht.
2. Familie
Ungarn glauben an die Stärke der Familie. Sie sind der Überzeugung, dass eine klassische Familie mit Mutter, Vater und Kindern die Basis für jede freiheitliche Gesellschaft ist. Wenn man das zulässt, dass diese Familie zerstört wird, hat man keine freiheitliche Gesellschaft, keine innere Stabilität, keine Zukunft mehr. Daran halten sie sich fest gegen alle Widerstände im westeuropäischen Ausland. Die Ungarn haben in ihrer Verfassung geschrieben, eine Mutter ist eine Frau und ein Vater ist ein Mann.
Die Ungarn sind einfach normal geblieben.
5. Traditionen
Die Ungarn sind ein unglaublich traditionsbewusstes Volk. Sie haben eine über tausendjährige, sehr wechselvolle Geschichte mit Phasen brutaler Fremdherrschaft 150 Jahre etwa durch das Osmanische Reich durchlebt. Das hat sich im kollektiven Gedächtnis verankert, sowie die Jahrzehnte unter sowjetischer Herrschaft. Das ist in der Gesellschaft, bei den Menschen viel stärker präsent, als wir uns das als Deutsche vorstellen können. Die Ungarn sind überzeugte Europäer, aber sie wollen ein Europa freier, selbstbestimmter Nationen, und sie wollen keinen europäischen Superstaat, der ihnen aus Brüssel vorschreibt, wie sie ihre Kinder zu erziehen haben.
Ich glaube, dass diese die Richtungsfragen sind, die wir auch in Deutschland in den nächsten Jahren werden beantworten müssen.
Wir haben im nächsten Jahr wieder eine Wahl zum EU-Parlament, schauen wir, wie die ausgeht. Aber auch darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, das können wir von den Ungarn lernen, dass wir wieder stärker zurückmüssen zur Ursprungsidee der europäischen Gemeinschaften, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Zu der Idee, dass Europa natürlich unglaublich viele gemeinsame Werte hat, Werte teilt, ein gemeinsames Freiheitsverständnis hat, dass die Europäische Union aber etwas sein muss, das auf der Basis von Freiwilligkeit beruht zum Wohle aller. Ein freiwilliges Miteinander freier, souveräner Völker, die für sich entscheiden, was für ihr eigenes Volk am besten ist. Das ist die unglaublich starke europäische Idee, und davon ist im Zuge dieses Bürokratisierungsprozesses in Brüssel in den letzten Jahren, Jahrzehnten immer weniger übrig geblieben. Und das ist ein Irrweg.
Ich glaube, dass wir Europa wieder vom Kopf auf die Füße stellen müssen, um die Stärke, die wir haben, auch wirklich wieder nutzbar zu machen, und das können wir von den Ungarn lernen.
Und was wir auch von ihnen lernen können, ist die Erkenntnis, dass wir unsere Freiheit verteidigen müssen.
Die Freiheit ist kein Selbstverständliches, unsere Freiheit ist bedroht. Und wer das immer noch ignoriert, der spielt mit dem Feuer. Die Ungarn wissen aus ihrer leidvollen Geschichte, dass man Freiheit verteidigen und manchmal auch neu erkämpfen muss.
Ich fühle mich mit meinem pro-ungarischen Engagement, mit meinem Engagement für die Deutsch-ungarische Freundschaft wohler denn je. Falls sich jetzt zeigt, wie wichtig es wäre, auch einem kleinen Kulturvolk aus der Mitte Europas zuzuhören. Wenn ich in Budapest bin, dann merke ich an jeder Ecke, dass ich mitten in Europa bin.