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Veranstaltungsbericht 30 Jahre Deutsch-Ungarischer Freundschaftsvertrag

15. Februar 2022 MCC TÜNDE DARKÓ

Am 14. Februar 2022 veranstaltete das Deutsch-Ungarische Institut am MCC, die Stiftung für ein Bürgerliches Ungarn und die Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer, der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, dem Deutschen Wirtschaftsklub sowie der Deutschen Botschaft in Budapest eine Jubiläumsfeier anlässlich des 30. Jahrestages der Unterzeichnung des Deutsch-Ungarischen Freundschaftsvertrages.

Die Zeremonie fand ab 18.00 Uhr im Ungarischen Nationalmuseum statt, wo rund 220 Gäste zu den Feierlichkeiten eintrafen. Unter den Teilnehmern waren wichtige Persönlichkeiten der ungarisch-deutschen Beziehungen, der Wissenschaft und Wirtschaft sowie zahlreiche Studenten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der am 6. Februar 1992 von Ministerpräsident József Antall und Bundeskanzler Helmut Kohl sowie dem damaligen Minister ohne Geschäftsbereich Ferenc Mádl und dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher unterzeichnete

Vertrag über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa.

Mit der Unterzeichnung des Abkommens verpflichteten sich beide Staaten zu einer engen Kooperation, in deren Rahmen sie sich um den Aufbau eines Europas bemühen werden, das die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit im Geiste des Völkerrechts, der UN-Charta, der Schlussakte von Helsinki und der Charta von Paris achtet.

Die beiden Länder waren bei der Veranstaltung durch die Festredner Gergely Gulyás, Minister des Ministerpräsidentenamtes, und Matthias Rößler, Präsident des Sächsischen Landtags, vertreten. Die Veranstaltung wurde von Bence Bauer moderiert und vom Kammermusikensemble „Virtuózok“ sowie vom Donauschwabenorchester „Bergländer Buam“ musikalisch begleitet. Weitere Reden hielten Zoltán Szalai, Generaldirektor des Mathias Corvinus Collegium, Michael Winzer, Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung, Johannes Haindl, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn, und Barbara Zollmann, Geschäftsführerin der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer.

Zoltán Szalai, der mit seiner Rede den Auftakt machte, zitierte zu Beginn Bundeskanzler Helmut Kohls Worte seiner Rede bei der Unterzeichnung des Vertrags:

„Dieses Europa bleibt ein Torso, wenn Ungarn nicht Teil dieses Europa ist. Ungarn braucht Europa, aber Europa braucht auch Ungarn“.

Szalai betonte, dass Ungarn im Sommer 1989 beim Paneuropäischen Picknick im übertragenen Sinne den ersten Stein aus der Berliner Mauer schlug und damit die Wiedervereinigung Deutschlands einleitete. Der Vertiefung der traditionsreichen deutsch-ungarischen Beziehungen verschrieb sich das im Dezember 2020 gegründete Deutsch-Ungarische Institut am MCC, so Szalai. Talentierten und fleißigen jungen Menschen werden Praktika in Deutschland und Vorlesungen deutscher Professoren in verschiedenen Formaten und an verschiedenen Orten angeboten. Damit entspricht, Szalai zufolge, das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit auch dem Plädoyer von Helmut Kohl vor 30 Jahren: „Verträge sind Papier, vor der Geschichte sind sie erst Wirklichkeit und realistisch, wenn sie mit Leben erfüllt werden.“

Auch Michael Winzer erinnerte mit den Worten Helmut Kohls an die Unterzeichnung des Vertrages. Winzer unterstrich, wenn man sich umsehe, wie viele deutsche Organisationen in Ungarn aktiv seien, könne man sicher sein, dass der Vertrag auch nach 30 Jahren noch lebendig sei und dass die Freundschaft tatsächlich nicht nur auf dem Papier stehe. Seiner Erfahrung nach bestehe der beste Weg zur Vertiefung der Freundschaft darin, einen intensiven Dialog zu führen, die Unterschiede zwischen den Ländern zu akzeptieren und Synergien zu nutzen. Winzer nach dürfe die Freundschaft überdies nicht nur im bilateralen Rahmen verstanden werden, da sie auch den europäischen Herausforderungen gerecht werden müsse.

Johannes Haindl erinnerte in seiner Rede an das

Paneuropäische Picknick, das zu Beginn der Wiedervereinigung Deutschlands eine friedliche Revolution ohne Präzedenz in Europa darstellte.

Botschafter Haindl betonte, dass mit der Feier des 30. Jahrestags der Unterzeichnung eine mehr als tausendjährige Freundschaft gewürdigt werde, die auf die Hochzeit von Königin Gisela und dem Heiligen Stefan zurückgeht. Er betonte, dass die politischen, kulturellen und akademischen Beziehungen inzwischen Deutschland und Ungarn hervorragend seien, trotzdem sei in den vergangenen Jahren eine Tendenz hin zu einem „ideologischen Kulturkampf“ zwischen Ost- und Westeuropa wahrnehmbar. Seiner Ansicht nach liege der Schlüssel zur weiteren Vertiefung der Beziehungen darin, dass man voneinander lernen und miteinander reden müsse, nicht übereinander.

In ihrer Rede konzentrierte sich Barbara Zollmann auf die wirtschaftlichen Facetten der deutsch-ungarischen Beziehungen, die deutlich zeigten, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht hätten. In Ungarn sind 2.700 deutsche Unternehmen tätig, die deutsche Technologie nach Ungarn bringen und deutsche Ausbildung an ungarischen Arbeitsplätzen anbieten.

Ungarn ist zu einem Zentrum der Forschung und Entwicklung für Deutschland geworden,

nicht zu einem ausgelagerten Produktionsstandort, so Zollmann.

Matthias Rößler sagte in seiner Festrede, dass kein besserer Ort für die Jubiläumsfeierlichkeiten hätte gefunden werden können als Budapest – die Stadt der Brücken sei ein Symbol für das Miteinander. Rößler erinnerte sich an seinen ersten Besuch in Ungarn im Jahr 1973, als er erstmalig die Gelegenheit hatte, Bücher zu kaufen, deren Erwerb in der DDR verboten war. Wie die vorherigen Redner erinnerte auch Rößler an 1989 als das Jahr, in dem Deutschland und Ungarn gemeinsam Weltgeschichte schrieben. In Bezug auf das Deutschland der Gegenwart wies er darauf hin, dass

vor allem die Westdeutschen ihrer historischen Erfahrungen wegen nicht ohne Bedenken mit den Werten der Familie, der Religion und der Nation umgehen könnten.

Jedoch gälte es, den Dialog stets auf Augenhöhe zu führen, „in guten wie in schlechten Zeiten“. Rößler betonte, dass die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Ländern, zugleich Ansporn sein müssten, weiterhin gemeinsam für die europäischen Interessen zu arbeiten, die man jetzt nicht mehr auf dem Schlachtfeld, sondern am Verhandlungstisch vorantreibe.

In seiner Rede hob Gergely Gulyás hervor, dass mit Blick auf die Vergangenheit der beiden Länder es allen Grund zum Optimismus gebe. Beide Völker haben unter der Teilung gelitten und ähnliche historische Erfahrungen gemacht. Hinsichtlich der gemeinsamen europäischen Zusammenarbeit meinte Gulyás, dass es unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas gebe. Wichtig hierbei sei, dass sich alle Mitgliedstaaten daran hielten, was in den Verträgen festgeschrieben ist. Solange man sich über Rahmen für die Zusammenarbeit und dessen Einhaltung einig sei, könne man größere Probleme abwenden, so der Minister. Seiner Ansicht nach gehe es nicht darum, bestehende Unterschiede in den Mittelpunkt zu rücken, denn an wesentlichen Grundeinstellungen der Gesellschaften lasse sich wenig ändern. Vielmehr sei es wichtiger, die Geschichte des jeweils anderen zu kennen und weiter zusammenzuarbeiten, so Gergely Gulyás. Er zeigte sich auch zuversichtlich,

dass die langjährige Allianz, die gute und schlechte Zeiten überdauert hat, trotz aller momentanen Rückschläge und Streitigkeiten fortbestehen könne.

Im Anschluss an die Veranstaltung konnten die Teilnehmer den Abend bei einem Empfang gemeinsam ausklingen lassen. Die Jubiläumsfeier wurde von zahlreichen Pressevertretern mitverfolgt.

Autorin, Tünde Darkó ist Mitarbeiterin des Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit, MCC

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