11. April 2023
Der Tag der ungarischen Poesie wird traditionell jedes Jahr am 11. April gefeiert. Dieses Datum ist der Geburtstag von Attila József (1905-1937), dessen Gedichte einer der wichtigsten Elemente der ungarischen Literatur sind.
Dieser Tag wird jedes Jahr mit Aufführungen, Buchpräsentationen, Dichter Treffen und Wettbewerben gefeiert. Kinder, Erwachsene, Studenten und Schauspieler rezietieren überall klassische und zeitgenössische Werke, aber auch Dichter interpretieren ihre Gedichte. An den Budapester Bushaltestellen und in den U-Bahn-Stationen sind in den letzten Tagen überall Gedichtzitaten zu lesen.
Aus diesem Anlass möchte ich Ihnen ein Gedicht von Endre Ady (1877-1919) präsentieren, damit Sie die friedliche ungarische Mentalität, aber auch die Gründe des berühmten ungarischen Widerstandes besser verstehen können.
Endre Ady: Herkules wider Willen
Trottel wollen mich fallen sehen
Feige, das wäre ich selbst zu gern
Kein Herkules, kein Widerstehen.
Ließen diese Zwerge mich allein,
Das elende,blöde Gesindel,
Bei Gott, ich würde vernichtet sein.
Sie schwätzen nur, schwafeln und hetzen
Verderben sich selbst und treiben mich
Zu neuer Glut und scharfen Sätzen.
Wie gern würd’ ich mich selber hassen,
Doch was soll ich tun, sie hassen mich,
Ich kämpfe, weil sie mich nicht lassen.
Gern würd’ ich meine Wunden pflegen,
Mich tief verkriechen, fliehen, klagen,
Doch diese Brut – mir überlegen?
Siegen muss ich aus blanker Not,
Herkules sein, ganz notgedrungen,
Verspäten werden sich Traum und Tod.
Niemande, Gnome, Witzgestalten,
Stille und Achtung helfen im Kampf,
Sie werden mich unsterblich halten.
Deutsche Übersetzung von Wilhelm Droste
MAGYARUL: