Search

Ge(nde)rmania

14. Juli 2021 Magyar Hírlap von ANDRÁS KELEMEN

Obwohl der französische Präsident Macron sein Bestes gibt, um mit feinem Gespür die Rolle des europäischen Führers von Deutschlands Merkel zu übernehmen, sehen wir, dass es seit Napoleons Versuch eines Weltreichs keine französische Chance mehr gibt. Auch dann nicht, wenn der Brexit die britische Insel aus dem heimischen Spiel verdrängt hat.

Deutschland hatte das Messer in der Kehle der gewaltsamen Einigung Europas in zwei Weltkriegen, aber weil es selbst seine siegreichen Feinde brauchte, hat es den klassischen Clausewitz-Spruch, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, in den Wind geschlagen – und ist durch den militärischen Rückzug in den Schatten der Vereinigten Staaten mit seiner wiedergewonnenen Wirtschaftskraft zur Führungsmacht der Europäischen Union geworden.

Merkels politisches Gewicht war also so groß, dass sie im Namen Europas handeln konnte.

Das war in der griechischen Finanzkrise der Fall, aber auch, als sie sich auf einen Deal mit Erdogan einließ, um die Migrantenkrise zu reduzieren (und die Europäische Kommission bestenfalls die Bedingungen, die Merkel ihr auferlegt hatte, nicht erfüllen konnte). Dieses germanisch dominierte Westeuropa mag es nicht, wenn seine Mitglieder unabhängig sind, besonders wenn es sich um neuere Mitglieder handelt. Bundeskanzler Kohl war den Ungarn noch dankbar, dass sie die deutsche Einheit vorantrieben, doch dann wendete sich das Blatt.

Die deutschen Leitmedien überhäufen uns mit Verleumdungen. Sie strömt auch auf Themen ein, die wir zu Recht als unsere eigenen betrachten.

Wir sagen: Wenn Sie einen Kredit aufnehmen wollen, werden wir Sie nicht aufhalten. Wenn Sie treibende Massen aus dem Nahen Osten und Afrika aufnehmen wollen, ist das auch Ihre Sache (solange Sie uns da rauslassen). Obwohl Sie mit dem tödlichen Schatten der Covidenepidemie auf bürokratische, unehrliche und unverantwortliche Weise umgegangen sind, um Impfstoffe zusammen zu bestellen, haben wir für uns selbst schnell die Lücke gefüllt – und wir sind bereit, anderen mit unseren Überschussvorräten zu helfen. Und ja: Wir mischen uns nicht in Ihre Familienpolitik ein, aber wir wollen unsere Kinder in unseren eigenen Familien großziehen.

Sagen wir, aber vergeblich. Die „großen Jungs“ wissen, dass nicht nur schlechte, sondern auch gute Beispiele ansteckend sind.

Sie befürchten, dass die ungarische Praxis für die Mehrheit der Europäer attraktiv werden könnte.

Nun, um das zu verhindern, müssen die Kräfte der Welt alles tun, um das „ungarische Ghetto“ auszurotten. Natürlich ist es auch klar, dass hinter der deutschen Nachfrage andere Kräfte stehen. Es gibt das Gefühl eines historischen Schnäppchens, das bis heute lebendig ist: Die Deutschen haben zwar ihren eigenen materiellen Wohlstand geschaffen, aber sie haben die Idee einer Nation, ja ihre deutsche Zukunft aufgegeben. (Auf biologischer Ebene ist die schwindende Kinderzahl ein Indiz dafür.) Dennoch sind sie zu fürchten: Wir haben gesehen, wie schon die Vereinigung ihres Landes im Westen Abscheu hervorgerufen hat. Deutschland kann stärker werden, aber es muss unter Kontrolle gehalten werden.

Es gibt also eine steuernde Kraft hinter und über den Mauern von Merkels Deutschland.

Anzeichen dafür gab es gegen Ende des goldenen Zeitalters, das mit Adenauer begann. Ich denke da zum Beispiel an das tödliche Attentat auf den Präsidenten der Deutschen Bank im Jahr 1989. Danach vervielfachten sich diese Phänomene. Die riesigen Bußgelder, die die Wirtschaftskraft von BMW und Volkswagen gelähmt haben, könnten ebenfalls eine solche Warnung sein.

Die erstaunliche Nachricht, dass die USA zwischen 2002 und 2013 Merkels Telefon abgehört haben, ist dem frommen Journalisten bekannt geworden. Vor diesem Hintergrund ist das Schwanken von Merkels Politik leicht zu verstehen: Erst erklärt die Kanzlerin 2010, dass der Multikulturalismus gescheitert ist, dann verkündet sie 2015 die unbegrenzte Aufnahme und macht Selfies mit den einströmenden Migranten, um dann in die Türkei zu eilen, um die Flut der Ankommenden zu stoppen.

Merkel ist das Musterbeispiel eines Politikers, der taktisch reagiert – und die Konsequenzen ignoriert. (Ein gutes Beispiel ist der übereilte Ausstieg aus der Atomstromerzeugung in Deutschland.) Deshalb schrieb Stefan Aust 2018 in der Welt,

Merkel sei „die Mutter aller Probleme“: mit ihrer Handlungsunfähigkeit sei verantwortlich für die deutsche Politik.

Und die Dankbarkeit gegenüber dem ungarischen Volk kann man vergessen. Wir sehen das zum Beispiel an den Chaoten im Europäischen Parlament und an der Wendung von Manfred Weber, dem Vorsitzenden der EVP, gegen uns. Eine wichtige Rolle bei diesem Umschwung spielte natürlich die Tatsache, dass, so wie Merkel die CDU auf die andere Seite wechselte, so war es Webers Aufgabe, die Europäische Volkspartei nach links zu verschieben.

Alles deutet darauf hin, dass der andere Deutsche, der Niederländer Mark Rutte, unbeholfen auf den Punkt gebracht hat:

Ungarn muss in die Knie gezwungen werden.

Das wichtigste Werkzeug dabei ist natürlich Geld. Der deutsche Außenminister Heiko Maas sagt, dass die Veto-Drohungen Ungarns und Polens die EU „in Geiselhaft“ genommen haben und dass die vorgeschlagene Antwort darin besteht, politische Bedingungen an die EU-Zahlungen zu knüpfen. Aber sie dachten auch, dass das Spektakel der Organisation der Wahlen nächstes Jahres ein Schocker sein würde. Die polizeilichen Schikanen gegen ungarische Fans bei der Ankunft in der Münchner Allianz-Arena und die Unterbrechung des Singens der ungarischen Hymne waren bereits eine Manifestation der neuen Wunderwaffe, des Genderwahns.

Dann kam der 7. Juli, der Debattentag der EP-Sitzung, der sich an uns richtete. Die Arbeit der kommenden slowenischen Präsidentschaft war bereits in Vorbereitung. Am Tag der Debatte selbst schloss sich schließlich auch die Präsidentin der EK, Ursula von der Leyen, den Angreifern an. Sie nannte das Kinderschutzgesetz eine Schande und forderte eine Änderung dieser Maßnahme, die ausdrücklich in die nationale Zuständigkeit fällt. Und wenn eine deutsche Großmutter mit sieben Kindern Gender-Propaganda in Kindergärten und Schulen einführen will,

dann sehen wir hier wieder die für die deutsche Geschichte so charakteristische Missachtung von Grenzen.

Aber dieser Anti-Ungarismus ist auch Antigermanismus. Kürzlich hörte ich die Nachricht, dass ein germanischer Fernsehsender plant, eine „neutralisierte Nachrichtensendung“ zu produzieren! Um die Brüsseler Politico zu zitieren: „Nachrichten in Deutschland werden jetzt geschlechtsneutraler sein, kündigten acht führende deutsche, österreichische und Schweizer Nachrichtenagenturen am Montag [21. Juni] an.Das bedeutet auch, dass die deutsche Grammatik umgeschrieben wird und das Geschlecht entfernt wird. Genau wie in Amerika würden die Statuenstürmer die Geschichte umschreiben und den weißen Mann auslöschen.

Bislang haben wir gesehen, wie Deutschland blindlings abdriftet. Und

wenn Deutschland verloren geht, könnte ganz Europa zusammenbrechen.

Deshalb war die ungarische Verantwortung bei der deutschen Wiedervereinigung von großer Bedeutung. Und deshalb hat sich unser Ministerpräsident, die Schranken der verzerrenden Lügen und Nachrichtensperren durchbrechend, nun direkt an die deutschlesende Öffentlichkeit gewandt, indem er Ungarns Vorschläge für die Zukunft der Europäischen Union in Form einer bezahlten Anzeige in Bild veröffentlichte. 

Autor, Dr. András Kelemen ist Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten a.D. und Vizepräsident des Nationalen Forums

Originaltext: https://www.magyarhirlap.hu/velemeny/20210714-gendermania

Bildquelle: Auswärtiges Amt  

2 Kommentare

  1. War höchste Zeit ,endlich mal Sachen offen und ehrlich auszusprechen. Es ist eine tolle Idee die deutschen über die wahreit zu informieren, Quellen zu benutzen die nicht von gut bezahlten skrupellose Journalisten von den linksliberale interne(ungarische) opposition übernommen wurden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert