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Druschba-pipeline, die Trasse der Freundschaft

Krise um russisches ÖL: seit 4. August floß kein Erdöl mehr durch die „Freundschaftstrasse“ nach Ungarn. Ukraine hat die Öl-Lieferung aus Russland nach Mitteleuropa durch sein Land gestoppt Der ungarische Mineralölkonzern MOL hat den Ukrainern in dem Konflikt angeboten, die Transitgebühren an Stelle der Russen zu begleichen. Die Entspannung zeichnet sich ab.

13, August 2022 . Budapester Zeitung von RAINER ACKERMANN

Am Mittwoch, am 10. August gab MOL schließlich bekannt, die Zahlung sei erfolgt – die Transporte werden binnen weniger Tage wieder aufgenommen.

Ukrainer haben russische Zahlungen zurückgewiesen

Wie das Wirtschaftsportal portfolio.hu Dienstagmittag unter Berufung auf die Nachrichtenagenturen RIA und Reuters berichtete, habe die russische Transnjeft die Lieferungen aus technischen Gründen eingestellt:

Ukrainer hätten die Transitgebühren unter Hinweis auf die Sanktionen des Westens gegen Russland zurückgewiesen – konkret soll es sich um das Inkrafttreten des 7. Sanktionspakets handeln.

Betroffen von der neuartigen Blockade der „Druschba-Trasse II“ sind neben Ungarn auch die Slowakei und Tschechien. Die Lieferungen über die Nordroute der „Druschba-Trasse“, also via Belarus nach Polen und Deutschland, sollen nicht betroffen sein; dieser Abzweig verläuft nicht durch die Ukraine.

Forint leicht erschüttert

Als die Nachricht kurz nach Mittag am Dienstag publik wurde, stürzte der Forint um 3,5 Einheiten gegen den Euro und den Dollar ab – gegen den Euro bewegte sich die heimische Währung wieder auf 400 zu. Noch schlimmer traf es die MOL-Aktie, die binnen einer Stunde 5% ihrer Kapitalisierung verlor. Bis zum Handelsschluss konnte sich der Forint nur mäßig erholen, der am Vormittag trotz Rekord-Inflation nur eine Einheit zum Euro verloren hatte.

Am Abend bewegten sich die Notierungen um 397 HUF/EUR auf einem Wochentief. Gegen den Dollar wurde der Forint vor dem Wochenende so stark gehandelt, wie seit einem Monat nicht mehr (um 384 HUF/USD), am Dienstagabend kostete ein Dollar wieder 388,50 Forint. Am Mittwoch machte die MOL-Aktie die Hälfte der Vortagesverluste bereits wieder wett, der Druck auf den Forint nahm aber noch zu.

Strategische Vorräte für Monate

Die Reaktion der MOL-Gruppe ließ nicht lange auf sich warten. Das börsennotierte Unternehmen bestätigte gegenüber dem Nachrichtenportal index.hu bankentechnische Probleme.

Man habe der ukrainischen UkrTransNafta angeboten, die Transitgebühren an Stelle der Russen zu begleichen. Damit ließe sich das Problem umgehen, dass russische Transnjeft wegen der EU-Sanktionen nicht zahlen kann.

(Was laut den Russen übrigens bereits am 22. Juli nicht mehr möglich war.)

Die MOL-Gruppe bekräftigte zudem, dass sie über Reserven von mehreren Wochen verfügt. Diese Aussage wiederholte am Abend auch das Ministerium für Technologien und Industrie, das andeutete, Ungarn habe diplomatische Kanäle eingeschaltet, um die Lage zu bereinigen. Die strategischen Vorräte des Staates sollen für mehrere Monate hinreichend sein.

Die MOL-Gruppe erklärte weiterhin, die eigene Donau-Raffinerie in Százhalombatta bei Budapest ließe sich über die Adria-Öltrasse mit ausreichenden Rohstoffmengen versorgen.

Via Adria wären dabei auch russische Seelieferungen denkbar, die von den EU-Sanktionen noch bis Februar 2023 ausgeschlossen sind.

Akute Probleme würden sich aus den technischen Schwierigkeiten aber schon deshalb nicht ergeben, weil die Raffinerie derzeit bekanntlich ihrer jährlichen Großwartung unterliegt, merkte die Presseaussendung von MOL an.

MOL hat Transitgebühr überwiesen

Am Mittwochvormittag teilte MOL dann mit, man habe die Transitgebühr an Stelle der Russen an die Ukrainer ausgezahlt. Die slowakische MOL-Tochter Slovnaft gab eine ähnliche Pressemitteilung für das Nachbarland heraus. Die ukrainische Seite habe daraufhin zugesagt, dass die Lieferungen binnen weniger Tage wiederaufgenommen werden. Auch die russische Seite soll mit dieser Lösung einverstanden sein. Die schnelle Lösung ist wichtig, weil die Lage am heimischen Tankstellenmarkt ohnehin angespannt ist.

Der Bericht erschien in Budapester Zeitung: https://www.budapester.hu/wirtschaft/mol-aus-fuer-russisches-oel

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