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Die heilige Elisabeth von Ungarn und Thüringen

19. November 2023 Budapester Zeitung von Josef Makovitzky

Die heilige Elisabeth ist eine der bekanntesten und beliebtesten Heiligen des Mittelalters. Elisabeth stammt aus dem ungarischen Königshaus der Árpáden. Sie wurde am 7. Juli 1207 in Sárospatak (Ungarn) geboren. Ihr Vater war der ungarische König, András II. (1205-1235), ihr Bruder ist später der ungarische König Béla IV. (1235-1270) geworden. Elisabeth wurde in Buda getauft.

Mit vier nach Thüringen

Im Alter von vier Jahren brachte man sie nach Thüringen, weil sie mit Hermann, dem Sohn des Grafen von Thüringen, verlobt wurde. Solche dynastischen Frühverlobungen stellten zur damaligen Zeit eine übliche Praxis dar. Dies war der Wunsch ihrer Mutter, die in der ungarischen Geschichte als Gertrudis von Andechs-Meranien bekannt ist. Die kleine Braut kam mit einem prächtigen Gefolge und einem Schatz an Mitgift nach Thüringen.

Elisabeth kam nach Eisenach, auf die Wartburg. Um ihre Erziehung kümmerten sich der Graf des Landes Thüringen und seine gläubige Frau. Der ausgewählte Verlobte von Elisabeth, Hermann, starb 1216 unerwartet im Alter von 19 Jahren. Er wurde durch seinen jüngeren Bruder Ludwig, der einer ihrer liebenswürdigen Spielkameraden war, ersetzt. Im Jahre 1221 feierten sie in Eisenach eine prächtige Hochzeit. 1222 kehrte Elisabeth mit ihrem Mann nach Ungarn zurück.

Als Krankenpflegerin tätig

In den Jahren danach gebar sie ihre drei Kinder: Hermann (28. März 1222), Sophie (20. März 1224) und Gertrudis (29. September 1227). Nach der Geburt ihres ersten Kindes gründete Elisabeth ein Heim für verwaiste Kinder und half den Armen, zunächst in Gotha. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes gründete sie ein 28-Betten-Krankenhaus in Eisenach, in dem sie selbst in der Krankenpflege tätig war.

Als Vasall des deutsch-römischen Kaisers Friedrich II. musste sich ihr Mann, der Landgraf Ludwig, 1225 an einem Kreuzzug beteiligen. Seine Frau Elisabeth übernahm während seiner Abwesenheit das Regieren im Land Thüringen.

Ihre Familienmitglieder waren besorgt über ihre „Extravaganz“, aber ihr Ehemann, Graf Ludwig stand ihr bei und genehmigte alles bei seiner Rückkehr nach Thüringen.

Bei seiner Krönung versprach Kaiser Friedrich II. dem Papst Innozenz III. einen abermaligen Kreuzzug ins heilige Land, nach Jerusalem. Dies betraf auch den Grafen der Thüringer, Ludwig. Elisabeth selbst nähte das Zeichen der Kreuzfahrer auf die Kleidung ihres Mannes. Von da an trug sie Trauerkleidung. Ludwig starb an der Pest, die am 11. September 1227 im Lager der Kreuzfahrer ausbrach. So konnte er seine Tochter Gertrude, die am 29. September geboren wurde, nicht mehr kennenlernen.

Heiratsantrag von Kaiser Friedrich II. ausgeschlagen

Ludwigs Brüder, Henrik Raspe und Konrad, verhielten sich ungerecht zu Elisabeth. Die 20-jährige Witwe wurde des Rechts beraubt, ihr Vermögen und die Einkünfte aus den Ländereien ihres Mannes zu verwalten.

Der Bruder ihrer Mutter, Eckbert, Bischof von Bamberg, der spätere Fürstbischof, nahm sie auf seine Burg Pottenstein und schlug Elisabeth vor, wieder zu heiraten. Kaiser Friedrich II. machte ihr einen Heiratsantrag, doch Elisabeth lehnte eine erneute Heirat ab.

Für kurze Zeit durfte sie auf die Wartburg zurückkehren, doch auf Anraten der Familie zog sie nach Marburg an der Lahn. Sie wurde Mitglied des Dritten Ordens des heiligen Franziskus und trug fortan ein einfaches graues Kleid. Obwohl sie wiederholt von ihrem Vater, König András II., eingeladen wurde, kehrte sie wegen der Erziehung ihrer Kinder nie mehr nach Ungarn zurück.

Tod und Heiligsprechung

Als sie im Jahre 1231 starb, wurde ihr Sarg vom deutschen Kaiser und sieben Kurfürsten getragen. Nach ihrem Tod ereigneten sich in der Nähe ihres Grabes viele Wunder. Papst Gregor IX. sprach sie 1235 an demselben Ort heilig, an dem sieben Jahre zuvor Franz von Assisi heiliggesprochen worden war. Die Zeremonie endete mit einer Predigt des Papstes. Der Text seiner Predigt war wahrscheinlich derselbe wie der, den der Papst in den folgenden Tagen an Beatrix von Kastilien schickte. Darin fasst er Elisabeths edle Taten zusammen und stellt sie als Vorbild für Beatrix dar.

Im Jahr 1235 wurde in Marburg an der Lahn mit dem Bau der Kirche St. Elisabeth über ihrem Grab begonnen, die 1283 fertiggestellt wurde. In Ungarn wurde die erste Kirche zu Ehren von Elisabeth im Auftrag ihres Bruders Béla IV. (1235-1270), des zweiten Gründers von Ungarn nach der Verwüstung durch die Tataren, in Kápolna erbaut. Das bekannteste Bauwerk zur Erinnerung an die heilige Elisabeth ist jedoch die St. Elisabeth-Kathedrale in der Bergbaustadt Kassa (Kaschau, Košice). Die Verehrung der heiligen Elisabeth wurde von deutschen Bergleuten aus Thüringen zurück nach Ungarn gebracht.

Konrad von Thüringen, der Schwager Elisabeths, übernahm im Auftrag des Deutschen Ritter-Ordens die Kosten für die Heiligsprechung.

Ebenfalls mit finanzieller Unterstützung des Ordens wurde mit dem Bau der Elisabethkirche in Marburg an der Lahn begonnen. Sie steht noch heute und gehört zu den schönsten gotischen Kirchen in Deutschland. Die feierliche Heiligsprechung von Elisabeth fand zu Pfingsten 1235 im Dominikanerkloster in Perugia statt. Danach verbreitete sich die Verehrung Elisabeths bei den Dominikanern in Mittelitalien. Auch der Elisabethkult in Ungarn und Tschechien im 13. Jahrhundert kann teilweise mit dem Dominikanerorden in Verbindung gebracht werden.

Durch die Tochter König István V., Königin Mária, verbreitete sich der Elisabeth-Kult im 14. Jahrhundert in Neapel. Sie war wahrscheinlich die Patronin des Gemäldezyklus, der das Leben der heiligen Elisabeth in der Kirche Santa Maria Donna Regina in Neapel darstellt.

2007 weltweites Gedenkjahr

Ihr Festtag wurde 1670 in den römischen Kalender aufgenommen, und zwar am Tag ihres Begräbnisses, dem 19. November. Im Jahr 1969 wurde der Kalender reformiert. Damit verschob sich der Tag ihres Todes auf den 17. November. Der Gedenktag in Ungarn blieb jedoch beim ursprünglichen Datum, dem 19. November. Im Jahr 2007 wurde ihr auf der ganzen Welt ein Gedenkjahr gewidmet.

In den Kirchen der Bergbaustädte von Oberungarn, heute Slowakei, finden sich zahlreiche Gemälde der heiligen Elisabeth von Ungarn / Thüringen. Sie wird sowohl von der katholischen als auch der evangelischen Kirche verehrt. Ihr Name ist besonders mit der Betreuung von Leprakranken verbunden.

Ein berühmtes Altarbild von Hans Holbein dem Älteren (1465?-1524) zeigt Elisabeth in einer Pflegeszene und ist heute eines der berühmtesten Wahrzeichen der alten Pinakothek in München. Ich verzichte auf eine ästhetische, kunsthistorische Beschreibung des Bildes, stelle aber als Arzt fest, dass es die Köpfe dreier Leprakranker zeigt, die zu den Füßen der Heiligen hocken. Elisabeth gießt mit ihrer linken Hand wahrscheinlich Wein aus einem Krug in einen ihrer Leprabecher.

Elisabeth von Ungarn
Elisabeth bei der Versorgung von Leprakranken. Gemälde von Hans Holbein, d. Ä., ca. 1516.*

Das Bild wurde von keinem Geringeren als dem berühmten deutschen Pathologen Rudolf Virchow medizinisch interpretiert, der bestätigte, dass das Bild drei Leprakranke zu Füßen der heiligen Elisabeth zeigt, alle drei in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit. Virchows Interesse an der Arbeit der heiligen Elisabeth zur Unterstützung der Kranken und Mittellosen ist nicht zufällig, da er selbst einer der Pioniere der Sozialmedizin war.

Autor, Prof. em. Josef Makovitzky, lehrt u.a. an den Universitäten Heidelberg und Freiburg/i.Br.

* Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek München

Originaltext: https://www.budapester.hu/geschichte/elisabeth-von-ungarn-thueringer-landgraefin-mit-ungarischen-wurzeln/

Bildquelle: Grab von Heiligen Elisabeth in Marburg

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