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Warum sollte unsere Kultur aufgegeben werden?

28. Januar 2024 Magyar Hírlap von Károly Lóránt

Aus einem Brüsseler Viertel der Einwanderer melde ich mich, wo mir die Unterkunft, einem Freund zu verdanken, kostenfrei besorgt wurde. Ich bin aus dem benachbarten Laden gerade mit einem Stück Croissant und ein Liter Milch zurückgekehrt, wo mich eine Kopftuchdame bedient hat. Im Laden angenehme arabische Musik, auf den Straßen junge Mütter mit ihren Kinderwagen, an der Hand ihre halbwüchsigen Kinder, gerade auf dem Weg zur Kinderkrippe oder zur Schule. Es ist eine wahrlich ruhige Gegend mit lauter freundlichen Menschen, wo Mr. Ali im Laden nebenan mich bereits als einen Bekannten mit Bonjour begrüßt. Ihm komme ich, nach wenigen Tagen, wie bekannt vor und wurde sogar zum Kaffee eingeladen während ich auf dem Weg nach Haus in der Früh auf den Flughafentransfer gewartet habe. Es rieselt gerade in Brüssel, trotzdem erreicht man das Europäische Parlament von hier aus in nur zwanzig Minuten – zu Fuß.

Ich habe nichts gegen diese Menschen, sie sind nett und liebenswert. Was wird aber all das mit dorischen Säulen bis zu den gotischen Domen unserer Kultur zu tun haben? Es bietet keinen Platz für einen Aristoteles oder einen Newton oder einen Einstein. Es hat musikalisch nichts mehr mit einem Mozart, Beethoven oder Bartók gemein.

Kurz und bündig: es gehört uns nicht mehr. Weshalb sollte jedoch unsere Kultur aufgegeben werden?

Es hat mit den Ereignissen in den sechziger Jahren begonnen, die zwar mittlerweile der Geschichte angehören, gleichzeitig aber meiner Generation die durchlebte Alltagsgeschichte waren. Dies waren jene Jahre, als es uns zum ersten Mal erlaubt wurde in den aus den Kriegstrümmern wiederaufgebauten Westen zu reisen. Von diesem Erlebnis waren wir restlos überwältigt bis verzaubert. Die mit Waren vollgestopften Läden, schön gekleidete Menschen, Sauberkeit, Wohlstand, das Tonbandgerät der Marke, Grundig und die Autos von Volkswagen, etc.

Wir haben noch Europa gesehen! Das Europa ohne die Einwanderer, ohne die verübten Anschläge auf Christen und Juden, als man noch ohne Leibesvisitation und Durchleuchten an Board eines Flugzeuges gehen durfte.

Das rapide Wirtschaftswachstum rief einen Bedarf an immer mehr Arbeitskraft in Deutschland und anderswo hervor, dem nachzukommen die Gesellschaften vor Ort ausserstande waren. Ein weiteres Wohlstandsmerkmal war die fehlende Bereitschaft der Einheimischen, sich um die verachteten und schlecht bezahlten Stellen zu bewerben. Gastarbeiter  nach Europa zu holen war der Lösungsvorschlag. Und siehe mal, welch ein Glück! Die Lösung lag auf der Hand, da die Türkei damals junge Männer von Tatkraft, jedoch ohne Arbeit in Hülle und Fülle hatte. In Scharen sind die Türken damals in Ungarn zweimal im Jahr durchgezogen. Ende Juni sind sie auf dem Weg in den Heimaturlaub nach Hause gefahren, und Ende August dann wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Wegen aufkommender Strapazen haben sich viele Gastarbeiter für eine Niederlassung und später, um nicht vereinsamt zu leben, für eine Familienzusammenführung entschieden. Es sind mehr und mehr Menschen gekommen, nicht ausschließlich Türken und nicht ausschließlich nach Deutschland. Aus ihren Kreisen sind vor Ort, mit der Zeit, Kolonien geworden, wo die Neuankömmlinge die Jobs in den Geschäften ihrer Landsleute, deren der Deutschen vorgezogen haben.

Möge hier die Rede von Angela Merkel auf der Konferenz der Jungen Union zitiert sein:       

„Wir haben uns eine Weile lang in die Tasche gelogen. Wir haben gesagt, die werden schon nicht bleiben, irgendwann werden sie weg sein. Das ist nicht die Realität. Und natürlich war der Ansatz zu sagen, jetzt machen wir hier mal Multikulti und leben so nebeneinander her und freuen uns übereinander, dieser Ansatz ist gescheitert, absolut gescheitert!“

Infolge ihrer Überzahl werden die Posten in der Verwaltung in West-Europa immer häufiger von Einwanderern bekleidet. Der britische Ministerpräsident stammt aus Indien, der Bürgermeister von London ist pakistanischer Herkunft.

Gleich den Indianern in Amerika.  Chinesischen Touristen wird von arabischen Fremdenführern zur Schau gestellt, wie Europa anno dazumal war, wie ein weißer Mensch aussieht, und noch dazu, einer mit blauen Augen.  

Wie hat das alles begonnen?

Um einer Steigerung des Wirtschaftswachstums mithilfe der Energie, der Rohstoffe und der technischen Entwicklung gerecht werden zu können, hat man Gastarbeiter nach Europa geholt. Hätte man die ideale bis zu einer Mindestwachstumsrate soweit zurückgenommen, wo ihr die Produktivitätssteigerung auch ohne eingeführte Arbeitskraft gerecht werden kann, folglich hätte es keine Einwanderung gegeben, die europäische Kultur hätte sich auch bei Bevölkerungsrückgang doch  erhalten.

Die Jagd nach Wachstum hat nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Anfang genommen, als der sozialistische Block auf Biegen und Brechen bestrebt war, die Überlegenheit der sozialistischen Wirtschaft unter Beweis zu stellen, somit den Westen zu besiegen und das Wachstum der Wirtschaft in hohem Maße anzukurbeln. Allerdings wollte sich der Westen ja nicht übertreffen lassen. Um beim Aufbau des Sozialismus nicht zurückzubleiben, haben auch die sozialistischen Länder untereinander mit einem Wetteifer, um das Wachstum losgelegt. Der Ansatz ist bis heute maßgebend, da der wichtigste der Wirtschaftsindikatoren, neben dem Börsenkurs, das Wirtschaftswachstum ist. Über das Radio Kossuth werden die Kurse der börsennotierten Wertpapiere jeden Tag bekanntgegeben. Werden auch die BIP-Daten für das jeweilige Quartal vom KSH (Statistisches Zentralamt) veröffentlicht, wird auch das nachvollziehbar sein, wie Ungarn auf dem Weg des Kapitalismus voranschreitet.              

Es war eben dieser Ansatz, durch den die über viele jahrzehntelang andauernden  Probleme herbeigeführt worden sind. Angesichts der Ölpreiskrise 1973 ist ein Außenhandelsdefizit in Höhe von 600 Millionen USD in Ungarn entstanden. Um in der Zahlungsbilanz mit dem Ausland einen Ausgleich zu erzielen, wäre logisch gewesen, das auf 5-6 Prozent geplante Wirtschaftswachstum auf 4 Prozent zu begrenzen. Als Ergebnis würde die Einfuhr verringert, die Ausfuhr erweitert. Diesen Schritt wagte die politische Führung nicht. Nach Ansicht der schon damals aktiven, liberalen Ökonomen sollten Kredite aufgenommen werden, da, wie sie es behaupteten „eine Verschuldung in inflatorischen Zeiten angesagt ist“. Das Ergebnis war, dass, nachdem das Land 1978 an den Rand eines Staatsbankrottes geraten war, wurden die erforderlichen Einschränkungen durchgeführt. Wie es aussah, war es schon zu spät; wir waren mitten in der Schuldenfalle.

Da die liberalen Ökonomen der Ansicht waren, der Zahlungspflicht der Kredite durch Ausverkauf der Industrie nachzukommen, hat die damalige Verschuldung bis heute reichende Folgen. Die aktuell bestehende Struktur der ungarischen Industrie hat damals Gestalt angenommen. Das heißt, deren international wettbewerbsfähiger und dadurch die Außenhandelsbilanz bestimmender Teil ist in ausländischer Hand. Demzufolge läuft das Land auch aktuell Gefahr, den externen Änderungen äußerst ausgesetzt und wirtschaftspolitisch nicht sein eigener Herr mehr zu sein; nicht einmal in dem Maße, was die Brüsseler Zwangsjacke ermöglichen würde.  

Laut neuestem Ansatz soll ausländische Arbeitskraft, um die Sicherung des Wirtschaftswachstums, ins Land geholt werden.

Zwar sind sie keine Bösen, und sind eifrig, beschenkt werden sie aber, jenseits vom Arbeitslohn, mit unserem eigenen Land. Um das abzuwenden, ist es noch nicht zu spät. In den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik sollen eine Wirtschaftsstruktur und eine Wirtschaftswachstumsrate rücken, durch die als Langzeitprogramm die Entwicklung, aufgrund eigener Ressourcen, gewährleistet wird. 

Der Autor, Károly Lóránt ist Ökonom und Beirat des Nationalforums.      

Deutsche Übersetzung von Tamás Horváth      

MAGYARUL: https://www.magyarhirlap.hu/velemeny/20231123-csutortok-delelott-orszagomat-egy-szazalekpont-gdp-novekedesert

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