Suche

Springt man so mit „Freunden“ um?

Ferencváros
Magere Bilanz des Polizeigroßaufgebots: Drei Anzeigen. Foto: Sozialmedien/ Fradimob

10. März 2023 Budapester Zeitung von Rainer Ackermann

„Soll das ein Witz sein? Deutsche Bundespolizei stoppt den Fradi-Sonderzug! Unsere „Freunde“ im Westen belehren uns in Sachen Demokratie und Rechtsstaat.“

Am Donnerstagabend unterlag der ungarische Meister Ferencváros in der Europa League bei Bayer Leverkusen mit 0:2. Papierform gewissermaßen. Fradi versuchte, tapfer gegenzuhalten, doch die Werkself war insgesamt abgeklärter und hatte das nötige Glück auf ihrer Seite. Mal schauen, wie sich der Bundesligist in der hoffentlich vollbesetzten Puskás-Arena behauptet, wenn 65.000 fanatische Fans die Stimmung im Rückspiel so richtig aufheizen werden.

Lautstarke Ferencváros-Fans

Selbst die Welt stellte in ihrer Reportage nach dem gewonnenen Heimspiel fest: „Die über 2.000 Fans, die den ungarischen Meister begleiteten, waren phasenweise so lautstark, dass die Leverkusener Anhänger sich Mühe geben mussten, dagegen anzusingen.“ Leverkusen ist halt nicht Dortmund. In Budapest werden zumindest auf den Rängen andere Kräfteverhältnisse herrschen. Dass die Fradi-Fans in der BayArena überhaupt für Stimmung sorgen durften, haben sie aber gewiss nicht der bundesdeutschen Innenpolitik zu verdanken.

Die setzte nämlich 500 (!) Polizisten auf den Sonderzug an, sobald dieser bei Bad Schandau die tschechisch-deutsche Grenze passiert hatte. Diesen Zug hatte der Klub für knapp tausend Fans organisiert, und die wurden nun nacheinander auf den Bahnsteig geschickt, zur „Tiefenkontrolle“ –

so, als gäbe es in deutschen Stadien keine Einlasskontrollen mehr …

Das Bundesministerium von Nancy Faeser hatte die Polizeibeamten in die Spur geschickt, denn die Fradi-Fans gelten als „extrem gewaltbereit“, man sah mal wieder Deutschland in Gefahr. Tatsächlich wurden Taschenmesser, Böller und Masken gefunden. Es gab – nach zwei Stunden gründlichster „Arbeit“ – insgesamt drei (!) Anzeigen. Während deutsche Leitmedien von einer Routineaktion schreiben, hatten die betroffenen Fans einen ganz anderen Eindruck.

Anti-Antifa mit Luftballons

Das Durchwühlen ihres Gepäcks und die Leibesvisitationen empfanden sie eher als Schikane. Und das war wohl auch auch das Ziel dieser Aktion: den „Gegner“ zu demütigen. Der Klub Ferencváros beschwert sich nun offiziell bei der UEFA, aber es ist schon klar, dass dieses Eingreifen des deutschen Polizeistaates „verhältnismäßig“ gewesen sein wird.

Das ungarische Außenministerium unter Leitung des fußballbegeisterten Péter Szijjártó musste alle konsularische Unterstützung aufwenden, damit die Fans wegen der gründlichen Polizeiarbeit gegen gemeingefährliche Elemente am Ende nicht noch das Spiel verpassen. Im Stadion ließen sich die ungarischen Fußballfans ihren Frust jedenfalls nicht mehr anmerken; mit Luftballons signalisierten sie den Ordnern, wie die Anti-Antifa tickt.

Moralisierende Gastgeber

In den Sozialforen aber brodelte es. Springt man so mit „Freunden“ um? Können die Deutschen – nach dem peinlichen Regenbogen-Theaterstück bei der EM 2021 – überhaupt noch anständige Gastgeber sein? Sollten die Leverkusener Fans in Budapest die Gastfreundschaft der Antiterrorzentrale TEK erfahren? All diese Fragen gingen den Leuten so durch den Kopf, im Angesicht eines Großaufgebots deutscher Polizei-Hundertschaften, die sich an einem Sonderzug abarbeiten.

Hätte die Frau Innenministerin die Ungarn nicht besser mit einem Fahndungserfolg beglücken sollen? Seit nunmehr einem Monat ruht still der See; so lange ist die internationale Fahndung nach den Terroristen ausgeschrieben, die in Budapest eine Menschenjagd mit acht zum Teil Schwerverletzten veranstalteten.

Die größten Zellen der internationalen Antifa-Bande, die für diese Anschläge verantwortlich zeichnete, sind laut Ermittlern in Deutschland zu Hause. Drei mutmaßliche Täter, bekannt mit Namen und Adresse, werden steckbrieflich gesucht. Ist es zu viel verlangt, dass Nancy Faeser lieber ihre eigentliche Arbeit machen sollte?

Dieser Kommentar erschien in Budapester Zeitung: https://www.budapester.hu/sport/ferencvaros-schikane-gegen-ungarische-fussballfans/

MAGYARUL a történet: https://ulloi129.hu/2023/03/11/mintha-azt-vartak-volna-hogy-lesz-valami-balhe-vagy-hogy-lekessuk-a-meccset/

Ein Kommentar

  1. Die deutschen Fans sind doch wohl viel gefährlicher. Ich sage nur: Eintracht Frankfurt. Mich ödet diese zweierlei Maß der deutschen Behörden und Medien an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert