25. November 2022, von János Latorcai
Der 25. November ist der Tag des Gedenkens an die in die Sowjetunion deportierten ungarischen politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter. An diesem Tag im Jahr 1953 kehrten 1.500 politische Gefangene aus der Sowjetunion nach Hause zurück.
Sie gehörten zu den rund 800.000 Ungarn, die ab Herbst 1944 als Kriegsgefangene in die Sowjetunion deportiert oder zu jahrelanger Zwangsarbeit interniert worden waren
oder die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Gulag-Gefangenenlager zur Zwangsarbeit „Malenkij Robot“ verbannt wurden.
Wir erinnern uns an diejenigen, die unter dem Vorwand des „Malenkij Robots“ zusammengetrieben und größtenteils in die Industrieregion Donbass jenseits der Ukraine, entlang des Don, gebracht wurden, wo sie in Bergwerken, Fabriken, Kolchosen, Eisenbahnlinien und auf verschiedenen Großbaustellen arbeiten mussten. Die meisten starben dort, weit weg von ihrer Heimat. Der harte russische Winter, die schrecklichen Arbeitsbedingungen und die erniedrigende Behandlung brachten sie um.
Sie waren Opfer des unmenschlichen sowjetischen kommunistischen Regimes
– wie auch die fast 30 Millionen Bürger der Sowjetunion, die ebenfalls vom kommunistischen Regime zum Tode verurteilt wurden.
Die Opfer des „Malenkij-Robots“ waren aber nur ein Bruchteil der deportierten ungarischen Zivilbevölkerung. Der andere, kleinere Teil setzte sich aus politischen Gefangenen zusammen. Ihr Schicksal war noch schlimmer. Sie wurden nach Ostsibirien gebracht, wo sie viele weitere Jahre unter noch schlimmeren Bedingungen verbringen mussten. Der Ort der Verbannung war so weit entfernt und ihre Strafen so lang, dass kaum jemand unter ihnen wirklich daran glaubte, dass sie eines Tages in ihre Heimat zurückkehren würden.
Unter diesen politischen Gefangenen war die Zahl der Überlebenden noch geringer als bei den Opfern der Zwangsarbeiter.
János Rózsás, der den Gulag erlebt hatte, beschrieb die Rückkehr der politischen Gefangenen und ihre Aufnahme in der Heimat wie folgt: Ohne viel Aufhebens wurden wir namentlich von den Waggons in die auf den ungarischen Gleisen wartenden Wagen umgeladen. Der Zug fuhr mittags ab, die uns begleitenden unbewaffneten russischen Soldaten sprangen ab, winkten mit ihren Mützen und wünschten uns eine gute Reise. Der Zug rollte sanft über die damalige Behelfsbrücke über die Theiß. Es folgten rührende Momente.
„Wir sangen die Nationalhymne und beschlossen, dass wir, sollten wir irgendwo landen müssen, das liebe Land Ungarn küssen würden…“
Leider folgten auf die große Freude über die Rückkehr in die Heimat bald die Torturen der ungarischen Sowjetzeit, die Gefängnisse der Staatssicherheitsdienst, die Internierung und die ständigen Schikanen der Polizei.
Dieser Tag erinnert an alle unsere Landsleute, die ihr Leben für das Vaterland, für ihre ungarische Identität, für ihre politische oder religiöse Überzeugung oder für ihre Herkunft gegeben haben. Der Tag gedenkt all derer, die in die Sowjetunion verschleppt, ihrer Menschen- und Bürgerrechte beraubt und in einem fremden Land, Tausende von Kilometern von ihrer Heimat entfernt, unter unmenschlichen und erniedrigenden Bedingungen zur Zwangsarbeit gezwungen wurden.
Autor, János Latorcai ist Vizepräsident des ungarischen Parlaments
Datenbank der Deportierten, erreichbar seit 25. Februar 2021: https://adatbazisokonline.hu/gyujtemeny/szovjetunioba-elhurcoltak