19. November 2025 von Béla Halász
Am 19. November 1946 begann die Deportation der Ungarn aus dem zur Tschechoslowakei angeschlossenen Oberungarn nach Tschechien zur Zwangsarbeit. Die Deportation dauerte bis Ende Februar an. Etwa 43.000 Ungarn, darunter alte Menschen, schwangere Frauen, Kranke, Behinderte, Säuglinge wurden in Viehwaggons bei minus 25 Grad Celsius verschleppt, die wenige Jahre zuvor zur Deportation der Juden gedient hatten. Dieser Tag ist ein Trauertag für alle Ungarn in der heutigen Slowakei.
Gedenken wir mit Ehrfurcht unserer Märtyrer, die lieber ihre ungarische Identität und die Deportation in Kauf nahmen, als ihre Nation zu verleugnen!
Am Beispiel der zum Bezirk Somorjai gehörenden Orte Szemet (Kalinkovo) und Gútor (Gutor) zeigen wir, wie dies in der Realität ablief: Am 16. November 1946 umzingelten Militäreinheiten die Dörfer und verkündeten, dass ein Teil der Bevölkerung nach Tschechien umgesiedelt werden würde. Anhand einer vorab erstellten Namensliste wurden die Familien von einem Soldaten und zwei Zivilisten mit dem Beschluss über ihre Arbeitsdienstverpflichtung in Tschechien konfrontiert.
Die gewaltsame Verschleppung der Ausgewählten fand zunächst am 19. November in Szemet statt. An diesem Tag wurde eine Ausgangssperre verkündet, die Widerstandleistenden wurden mit Gewehrkolben zusammengeschlagen und gefesselt, die Passiven wurden mit Gewehrläufen auf die Lastwagen gezwungen, dann wurden ihre Habseligkeiten und etwas Lebensmittel hinterhergeworfen.
In Gútor verlief zunächst alles ähnlich wie in Szemet. Bis zum 19. November, als in dem Dorf die Hölle losbrach. Als die Einwohner von Gútor sahen, dass die Bewohner des benachbarten Dorfes Szemet gefesselt und blutüberströmt durch ihr Dorf getrieben wurden, erschraken sie und versuchten, mit Booten auf die ungarische Seite der Donau zu fliehen.
Die tschechoslowakische Grenzpolizei, die auf dem Donaudamm patrouillierte, eröffnete das Feuer auf die etwa 240 Flüchtlinge und schoss dem 48-jährigen Ferenc Schindler, der in Richtung Ungarn ruderte, in den Rücken, der noch am Ort des Geschehens starb.
Ein Teil der Flüchtlinge gelangte trotz des Salvenfeuers nach Ungarn. Diejenigen, denen dies nicht gelang, versteckten sich an verschiedenen Orten im Dorf. Bei der Razzia am nächsten Tag, dem 20. November, wurden sie jedoch einzeln aufgegriffen und vom Bahnhof in Somorja ebenfalls in Richtung Tschechien gebracht.
Der Fall von Gútor wurde laut dem slowakischen Informationsamt durch die ungarische Propaganda ausgelöst, die die ungarische Bevölkerung zu „unüberlegten Handlungen” anstachelte. Mit keinem Wort wurde erwähnt, dass Ferenc Schindler von tschechoslowakischen Soldaten erschossen wurde.
Der Fall von Gútor ist nur einer von vielen. Fast überall, in allen vierundzwanzig damals von Ungarn bewohnten Bezirken, aus denen die Ungarn nach Tschechien deportiert wurden, ereigneten sich ähnliche Fälle.
In diesen Tagen gedenken wir nicht nur Ferenc Schindler, sondern allen unseren bereits verstorbenen und noch lebenden Landsleuten, die unter den Qualen der Deportationen gelitten haben!
Autor, Béla Halász ist der Bürgermeister der Stadt Gútor in der Slowakei