6. November 2024
Auszug aus dem Interview mit Viktor Orbán am 3. 11. in der Sendung „Sonntagszeitung”
Wir haben eine starke Woche vor uns. Eine starke Woche für die Geschichte der gesamten westlichen Welt. Vor einer Woche hatte ja die östliche Welt einen Gipfel. Es gab einen Weltgipfel in Kasan. Das sind die Länder, die BRICS genannt werden. China, Russland, Indien, Brasilien, Südafrika. Sie haben sich jetzt erweitert, es sind jetzt mehr, etwa zehn Länder, und sie haben sich in Kasan versammelt. Das war die Weltwirtschaft des Ostens. Das ist nicht zu unterschätzen, denn vor zwanzig Jahren wäre das keine ernstzunehmende Nachricht gewesen, aber heute müssen wir sagen, dass diese Länder einen größeren Anteil an der Weltwirtschaftsleistung haben als die westliche Weltwirtschaft. Die Ostländer haben sich also zusammengesetzt und beschlossen, was sie tun werden.
Und nächste Woche kommen also in Ungarn die westlichen Länder zusammen.
Nächste Woche findet in Budapest ein westliches Weltgipfeltreffen statt. Wir werden etwa vierzig europäische Staats- und Regierungschefs zu Gast haben. Dies ist das größte diplomatische Ereignis in der Geschichte Ungarns.
Ich weiß, dass es mit Unannehmlichkeiten verbunden sein wird. Ich entschuldige mich im Voraus, vor allem bei denjenigen unter Ihnen, die in Budapest leben. Aber auch der Verkehr auf dem Flughafen wird nicht einfach sein. Aber es werden letztlich doch 45-47 Staats- und Regierungschefs hier sein. Nicht nur die EU-Staats- und Regierungschefs, die Deutschen, die Franzosen, die Niederländer, sondern auch die Briten, die nicht der EU angehören, und die Türken, die Kaukasier, die Länder des nördlichen und westlichen Balkans.
Es wird also ein westliches Gipfeltreffen sein, bei dem wir uns mit zwei Dingen befassen müssen. Die Präsidentschaftswahlen in den USA werden nur zwei Tage zuvor geschehen, und die europäische Wettbewerbsfähigkeit, die sich derzeit in einem ziemlich schlechten Zustand befindet und abnimmt, diesen Trend muss man umkehren. Wir erwarten auch den ehemaligen italienischen Herrn Ministerpräsidenten Draghi, den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, weil er eine große Studie zu diesem Thema geschrieben und Vorschläge formuliert hat. Auch diese werden wir hier in Budapest diskutieren.
Am spannendsten wird aber zweifellos die US-Präsidentschaftswahl sein. Ich habe zu Beginn des Jahres gesagt, nicht aufgrund irgendeiner zufälligen Überlegung, sondern aufgrund der Deutung der Vorzeichen, dass das Kräfteverhältnis in der westlichen Welt am Ende des Jahres ein ganz anderes sein wird, als das, in dem wir uns zu Beginn des Jahres befanden.
So habe ich es zuerst in der Rede zur Lage der Nation gesagt. Und genau das ist eingetreten, denn die Europawahlen haben zur Bildung der Patriotischen Fraktion im Parlament geführt, eine neue Kraft ist in Europa entstanden, die, wie ich glaube, bald die Mehrheit stellen wird, und
in Amerika dreht sich der Wind. Die Demokraten gehen, die Republikaner kommen. Donald Trump wird wieder Präsident werden. Und das bedeutet, dass bis zum Ende des Jahres die politischen Kräfte im Westen, die für den Frieden sind, in der Mehrheit sein werden.
Heute gibt es im Westen eine Mehrheit, die für den Krieg ist. Nach den US-Wahlen wird es meiner Meinung nach eine Mehrheit für den Frieden geben. Heute gibt es in der westlichen Welt eine Pro-Migrationspolitik. Nach den US-Wahlen wird es mit den Patrioten hier in Europa eine migrationsfeindliche Mehrheit im Westen geben, die die Migration abschaffen will. Und heute gibt es in der westlichen Hemisphäre auch in Bezug auf die Gender-Frage, in Bezug auf die Zerstörung der traditionellen Familie und der Propagierung dieser neuen Formen des Zusammenlebens eine Pro-Gender-Welt. Das wird sich ab nächsten Dienstag ändern, und die Patrioten und Donald Trump in Amerika werden gemeinsam eine traditionelle Pro-Familienpolitik betreiben.
Es steht also ein großer Wandel in der westlichen Welt bevor. Es gibt eine neue Mitte, glaube ich. Es gibt eine neue Mehrheit.
Die große Mehrheit der Menschen ist für den Frieden, gegen die Migration und gegen Gender. Das sind die Kräfte, die wir, Patrioten, in Europa repräsentieren, und ich denke, das sind die Kräfte, die am Dienstag in den Vereinigten Staaten an die Regierung kommen werden.
Wir, Europäer müssen uns also zusammenreißen, wir müssen das in Budapest machen, und wir müssen begreifen, dass, wenn es in Amerika einen friedensfreundlichen Präsidenten gibt, was ich nicht nur glaube, sondern ich lese die Zahlen so, aber wir werden es am Dienstag sehen. Ich lese die Zahlen anders als das, was ich normalerweise in Ihrem Radio oder im ungarischen Radio höre, dass es ein knappes Rennen ist. Das ist nicht das, was ich sehe. Wenn also das eintritt, was wir erwarten, und
wenn Amerika sich für den Frieden einsetzt, kann Europa nicht auf der Seite der Kriegsbefürworter bleiben.
Die Last dieses Krieges, in den sich Europa meiner Meinung nach in unverantwortlicher Weise hineingestürzt hat und in den die Führer der europäischen Institutionen Europa hineingezogen haben, kann Europa ganz einfach nicht allein tragen. Wenn die Amerikaner zum Frieden übergehen, dann müssen wir uns auch anpassen.
Das werden wir in Budapest besprechen.
Zsolt Törőcsik befragte Ministerpräsident Viktor Orbán zur Lage der ungarischen Wirtschaft, zur Bedeutung der Präsidentschaftswahlen in den USA und zum diplomatischen Hochbetrieb der nächsten Woche. Auszug aus dem Interview am 3. November in der Sendung „Sonntagszeitung” [„Vasárnapi Újság”] von Rádió Kossuth