7. Juli 2025 Geopark.hu von Gergely Ancsin
Zweihundert Jahre nach dem Abriss der ersten Mühle können wir das Verschwinden des natürlichen Zustands des Balatons (Plattensee) und den bittersüßen Geburtstag des neuen Balatons zählen.
Vor rund 200 Jahren geschah ein ganz besonderes Ereignis: 1822 wurde die ein Jahr zuvor bereits abgebrannte Wassermühle in Siófok endgültig abgerissen. Das Verschwinden dieses Gebäudes veränderte das Schicksal des Balatons grundlegend.
Aber warum war der Abriss dieses scheinbar unbedeutenden Gebäudes so entscheidend, und was waren die Gründe für seine Zerstörung? Um die Antwort zu finden, müssen wir in die Zeit nach der 150 Jahre dauernden Türkenherrschaft (18. Jh.) zurückgehen.
Abgesehen von den Landschaftselementen, die seit Jahrtausenden die Tätigkeit des Menschen darstellen (Siedlungen, Wege, Ackerland, Weinberge), war eine der wichtigsten landschaftsgestaltenden Tätigkeiten jener Zeit die Wasserregulierung, die im Balatongebiet große Auswirkungen hatte (die andere war die Ausrottung der natürlichen Vegetation).
Nach der osmanischen Zeit, also
nach der Türkenbelagerung des mittleren Ungarns befand sich das Gebiet im Zustand der Verwüstung:
In der transdanubischen Region um den Balaton herum herrschten Umweltbedingungen, die heute unvorstellbar erscheinen. Das 18.000 km² große, völlig verwilderte Sumpfgebiet, zu dem auch die Uferlandschaft gehörten, war die meiste Zeit des Jahres fast unpassierbar. Nicht nur die benachbarten Komitate, sondern oft auch die nahe beieinander liegenden Dörfer waren monatelang von einander und von der Außenwelt abgeschnitten. Aufgrund der Topographie konnte das Hochwasser nicht abgeleitet werden, so dass es in den Tälern eingeschlossen wurde.
Hinzu kam der Bau von Wassermühlen an kleinen Wasserläufen, die mit Dämmen gestaut werden mussten, damit das Wasser weiterfließen konnte, was die Versumpfung noch verstärkte. In den dichten Sümpfen brüteten Millionen von Stechmücken, und ein Großteil der Landschaft wurde zu einem ungesunden Lebensraum, in dem Malaria und Milzbrand grassierten. Für all dies gab es viele Gründe, der wichtigste war die Tatsache, dass sich nach den turbulenten Jahrzehnten der türkischen Besatzung (1526-1699), der Befreiung (1699) und des Rákóczi-Unabhängigkeitskrieges (1703-1711) jahrzehntelang die Fragen des Landbesitzes ungeklärt hinzogen und es keinen wirklichen Eigentümer der Ländereien gab. Solange diese Situation nicht bereinigt wurde, war es nicht möglich, groß angelegte Wasserwirtschaftsarbeiten und die Flussregulierung durchzuführen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit der Trockenlegung von Sümpfen und der Regulierung von Flüssen deutlich.
Die nun fest stehenden sesshafteren Besitzer der Sumpfgebiete wollten ihr bisher brachliegendes Land (am liebsten mit öffentlichen Geldern) in die Wirtschaft einbringen, und die rastlose, landschaftsgestaltende Bevölkerung erhoffte sich wieder bessere Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und hegte Hoffnung auf finanziellen Gewinn. Diese Absicht entsprach weitgehend den Zielen der Wiener Staatskanzlei, die zur Erhöhung ihrer Staatseinnahmen die Wirtschaft und den Außenhandel vor allem in den von den Türken zurückeroberten Gebieten nach dem Vorbild Englands, Frankreichs und der Niederlande ankurbeln wollte, was wiederum eine Verbesserung der Verkehrs- und Transportbedingungen und eine Produktivitätssteigerung notwendig machte.
Zu diesem Zweck wurden im ganzen Land riesige, äußerst ressourcenintensive und über die Jahrhunderte andauernde Wasserregulierungen in Angriff genommen, wobei in der Region des Balatons spezielle Wasserregulierungsverbände (oder faktisch Wasserentnahmeverbände) gegründet wurden. Die Entschlossenheit des Wiener Hofes zeigt sich darin,
dass gegen Ende des Jahrhunderts die fast vollständige Trockenlegung (!) von Balaton auf der Tagesordnung stand.
Der nach Samuel Krieger benannte und von Maria Theresia genehmigte Plan zielte auf nichts Geringeres als die Beherrschung des Wassers und die Schiffbarkeit des gesamten Transdanubiens.
Der Protagonist unserer Geschichte ist der am 3. August 1842 gegründete „Balatonmelléki Somogymegyei Vízlecsapoló Társulat“ (Wasserentnahmegesellschaft neben dem Balaton im Komitat Somogy), später (ab 1888) „Balaton-Mutter-Wasserregulierungsgesellschaft“ genannt. Nach dem Abriss der oben erwähnten Wassermühle von Siófok im Jahr 1822 kaufte der Verein 1847 die Wassermühle des Domkapitels von Veszprém bei Balatonkiliti, die er 1848 zusammen mit dem Damm abriss. Anschließend ließ er für den noch natürlichen Sió-Fluss einen 1615 Meter langen Kanal vom Mühlenstandort nach Siófok bauen. Diese scheinbar unbedeutenden Investitionen hatten eine dramatische Wirkung:
Nach der Beseitigung der Mühle in Siófok sank der Wasserspiegel des Sees um etwa einen Meter, und nach dem Abriss der Mühle in Balatonkiliti und dem Bau des Kanals sank der Wasserspiegel um weitere 1,47 Meter im Vergleich zum durchschnittlichen Wasserstand der damaligen Zeit!
Das Schicksal dieser beiden Mühlen und des Balatons war also eng miteinander verknüpft, und ihr Verschwinden war somit von großer Bedeutung. Zweihundert Jahre nach dem Abriss der ersten Mühle können wir also das Verschwinden des natürlichen Zustands von Balaton und den bittersüßen Geburtstag des neuen Balatons zählen.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Landschaft von Balaton radikal verändert, und es begann eine umfangreiche Wasserregulierung, nicht zuletzt um den Bedürfnissen des Badebetriebs und des Tourismus gerecht zu werden. Das heutige Erscheinungsbild des Sees ist zu einem großen Teil das Ergebnis menschlicher Eingriffe: Der Wasserstand wird durch Schleusen kontrolliert, wodurch die früher viel größeren Schwankungen beseitigt wurden; die Sümpfe wurden trockengelegt und ausgetrocknet, ein großer Teil des Seeufers wurde mit Beton und wellenbrechenden Felsformationen gezähmt, und
heute gibt es kaum einen Uferabschnitt, an dem nicht die Hand des Menschen zu sehen ist.
Die Ufersiedlungen, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben und zu Ferienanlagen umfunktioniert wurden, erstrecken sich über Dutzende von Kilometern, insbesondere am Südufer. In ihnen stehen Tausende von Ferienhäusern an schachbrettartig angelegten Straßen, ihre Bewohner und Nutzer sind weitgehend von Touristen und Badegästen ersetzt worden, und was eine traditionelle Volkskultur hätte sein können, ist verschwunden. Die Landschaft ist von Straßen, Eisenbahnen, Kanälen und Stromleitungen durchzogen. Zum Glück gibt es trotz alledem noch etwas vom einzigartigen Natur- und Kulturerbe der Region, das es zu bewahren gilt, ja, das ist die Pflicht des modernen Menschen, sie zu erhalten und zu präsentieren.
Quelle: http://www.geopark.hu/home/bakony-balaton-geopark/ember-es-taj/2261-200-eves- szabalyozott-balaton
Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin