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Über einen Pannonischen Mandelbaum

18. März 2025

Janus Pannonius: Über einen Pannonischen Mandelbaum

Herakles sah nicht im Garten der Hesperiden dergleichen,
noch hat Alkinoos dies Ithakas König gezeigt -
was bei milderem Klima absonderlich wäre, die rauhe
Erde Pannoniens bringt dennoch das Wunder hervor:
Waghalsig steht da im Winter ein Mandelbäumchen in Blüte,
aber die Knospen des Lenz knickt schon der grimmige Frost.
Glaubtest du, Phyllis, die Schwalbe des Frühlings so nah, oder war dir,
weil Demophonso lang zaudert, das Leben verhaßt?


Aus dem Lateinischen übersetzt von Volker Ebersbach

Janus Pannonius (1434-1472) war ein Neffe von Johannes Vitéz, des Kanzlers und führenden Diplomaten von János Hunyadi, der später Bischof von Großwardein (Nagyvárad, heute Oradea) und schließlich Erzbischof von Gran (Esztergom) wurde. Vitéz machte es seinem Neffen möglich, in Italien zu studieren, um seine eigene dichterische Begabung zu entwickeln. Einem Namen machte er sich zunächst mit gepfefferten Epigrammen, zwischendurch auch mit erotischen und obszönen Gedichten.

Nach seinem Heimkehr, 1458, schrieb er statt der früheren eher durch Einfälle und Formkunst brillierenden Epigramme von reicher Lyrik getragene Elegien. Mit seinen Gedichten voller Besorgnis und Schreckenbilder wegen der türkischen Bedrohung, voll glühender Heimatsliebe, rührendem Schmerz über den Tod seiner Mutter, Verzweiflung über seine sich ständig verschlechternde Krankheit machten ihn zum ersten tiefempfindenden, einen persönlicher Ton anschlagenden, großen ungarischen Lyriker.

Janus Pannonius wurde zum Vorbild der ungarischen Humanisten. Seine Gedichte wurden kopiert und im 16. Jahrhundert vielfach von ungarischen und ausländischen Humanisten publiziert.

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