Der Primas von Ungarn, Kardinal Mindszenty, lenkte die Aufmerksamkeit des Außenministers auf die von den Tito-Partisanen begangenen Gräueltaten in den folgenden Briefen von 17. Juli 1946.
an den Herrn Außenminister János Gyöngyösi Sehr geehrter Herr Minister!
Eine Delegation von drei Männern aus Délvidék (südliche Teile des historischen Ungarns/Woivodina) und von einem aus einem Internierungslager bei Újvidék (Neusatz/Novisad) geflohenen Ungarn, haben mir diese Berichte gebracht, wovon Kopien beigefügt sind. Falls notwendig, stelle ich die Originale zu Ihrer Verfügung.
Hochachtungsvoll Kardinal Mindszenty, Primas von Ungarn, Bischof von Esztergom
Die beigelegten Berichte:
- 1. Bericht: Die Situation der Ungarn in Jugoslawien im wahren Licht.
Seitdem Herbst 1944, als die Partisanenarmee in das Südland einmarschierte, ist die ansässige ungarische Bevölkerung einer ständigen und unaufhörlichen Verfolgung ausgesetzt. Ungefähr 50 bis 60 tausend Menschen wurden einzig und allein aus dem Grunde umgebracht, weil sie Ungarn waren. Diese armen Seelen hatten keine andere Schuld. Die Jugoslawen vertrieben tausende von Menschen aus dem Land nach Ungarn entweder nur mit dem, was sie auf dem Leibe trugen oder mit 20 kg Gepäck pro Person. All ihre bewegliche Habe oder Immobilien mussten zurückgelassen werden und wurde konfisziert. Kürzlich kamen nach einer längeren Pause wieder 900 vertriebene Familien auf den Bahnhof von Szeged-Rókus an. Sie hatten nur 100 kg Gepäck pro Familie bei sich. Auch ihre einzige Schuld bestand darin, dass sie als Ungarn geboren worden waren.
Ende 1944 und Anfang 1945 befanden sich viele Ungarn in Internierungslagern. Dort wurden sie so schlecht ernährt, dass viele von ihnen vor Hunger starben. Wir könnten eine lange Namensliste aufstellen, aber da wäre der Sache nicht dienlich, denn sie würde die zurückgebliebenen Verwandten in Batschka neuen Verfolgungen aussetzen.
Das Leben der ungarischen Bevölkerung in Jugoslawien ist untragbar geworden. Noch heute leben Tausende und Abertausende in permanenter Angst verschleppt zu werden. Augenzeugen berichten, dass selbst heute noch Ungarn an unbekannte Orten verschleppt werden, von wo sie niemals zurückkehren. Ihr Hab und Gut wird geplündert. Keiner von den Ungarn in Jugoslawien kann wissen, wann er an der Reihe ist. Seit kurzem wird auch der gesamten ungarischen Bevölkerung die Vertreibung nach Ungarn angedroht. …
- 2. Bericht: Das ungarische Schicksal im Südland (Batschka, Bánát)
Der Völkermord an den Ungarn geht weiter. Seitdem Einmarsch der Partisanen verloren ebenso viele Ungarn ihr Leben in dem Gebiet der Theiß wie die Deutschen in der ganzen Woivodina. In dem Dorf Bezdán, dessen Bevölkerung fast nur aus Ungarn bestand, massakrierten die Partisanen unter der Führung eines Partisanenweibes 48 Männer. Die Leichen vieler Männer wurden niemals gefunden, so da die Anzahl der Männer, die deportiert wurden, ehr groß sein soll. In Palánka wurde auf dem Areal der Abdeckerei fünfzig Mann in einer Nacht hingerichtet; sie ruhen in einem Massengrab, In Csurog und Zsablya wurde die gesamte ungarische Bevölkerung ausgerottet einschließlich der Kinder, Frauen und alten Leuten.
Ungefähr 40 bis 50 tauend Ungarn wurden ermordet nur weil sie Ungarn waren. … Ungefähr 30 tausend Ungarn wurden von den Partisanen an unbekannte Orte verschleppt.
Die Partisanen plünderten auch auf ungarischem Territorium. Sie propagierten dort sogar eine Abspaltung der Gebiete vom Mutterland und Angliederung an Jugoslawien. Ständig verschwinden dort noch heute Ungarn spurlos. Die Ungarn werden systematisch um ihr Hab und Gut gebracht, entweder durch Beschlagnahme ihres Besitzes oder durch die Handlung von Einzelpersonen.
Ungarn sind systematisch in Konzentrationslage verschleppt worden. Dort wurden sie regelmäßig blutig geschlagen. Diese bekundet ein Augenzeuge, der fliehen konnte. Die Gefangenen aus dem Lager werden für schwere und erniedrigende Arbeit verliehen, wobei sie regelmäßig blutig geschlagen werden. …
Kinder, Kranke und alte Leute wurden in Todesläger gebracht. Solche Todesläger waren im Banat das Lager Knityanin (Rudolfgnad) sowie in Batschka in Jarek, Gákovó und Krusevlye. Im Banat waren zeitweise 30 000 inhaftiert und ungefähr 20 000 in einem der Läger in der Batschka. Das Leben dort war die reine Hölle. Im Winter bekamen die Häftlinge nur alle zwei Tage eine warme Mahlzeit. Sie bestand aus Maisgrütze in heißem Wasser gekocht. Manchmal bekamen sie auch eine Erbsensuppe ohne Erbsen und Salz. Brot gab es kaum. Tausende bekamen Durchfall und dann brach Typhus aus, Tausende krepierten ohne ärztliche Hilfe und Medizin.
Partisanen und Häftlinge, die keine Schuhe hatten, nahmen die Schuhe der Toten. Die Leichen wurden einfach aus dem Lager geworfen. Im Lager Jarék waren es an einem Tag 80 Tote. Nach ein paar Monaten 6700. Die Toten wurden lange Zeit nicht in das Sterberegister eingetragen und in Massengräber verscharrt. Kirchliche Beisetzungen kamen nicht in Frage.
In Neusatz gab es einen richtigen Sklavenmarkt. Die Sklaven waren die ungarischen Gefangenen. Um fünf Uhr morgens präsentierten sich im Lager Männer und Frauen in zwei getrennten Kolonnen ihren zukünftigen Arbeitgebern. Um halb sechs Uhr schritten diese die Front ab, selektierten und nahmen sie mit. Da kamen nur solchem die nur nach Frauen und Mädchen Ausschau hielten. Diese „Arbeitgeber“ kamen von den militärischen Einheiten. Die Fälle von Syphilis waren erschreckend hoch. Die Lager verkauften 8- bis 10-jährige ungarische Kinder als Schweinehirten.
Die protestantischen und katholischen Kirchen wurden als Lagerhallen benutzt. Die Partisanen demolierten die Gemeindekirchen und zerstörten die heiligen Statuen und Kreuze in den Dörfern und schändeten die Friedhöfe, Kein Priester durfte sich den 30 000 Insassen des Lagers im Banat nähern. Es wurde ihnen nicht erlaubt die heilige Messe zu lesen oder Sterbenden die Sakramente zu verabreichen, denn dies war eine reaktionäre Arbeit. In der Diözese Kalocsa fielen 16 Priester dem Terror zum Opfer.
Aber wenn wir uns über alle diese Dinge hinwegsetzen, müssen wir uns bewusst sein, dass wir den Krieg verloren haben. Wir sind uns gleichfalls bewusst, dass die Welt sich auf dem Wege zur Demokratie befindet.
Wir hoffen, dass in naher Zukunft die verschiedenen Völker in einer wirklichen Demokratie ohne Angst und Schrecken zusammenleben können. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker wird früher oder später verwirklicht werden.
mit patriotischen Grüßen: die Bürger von Batschka, im Januar, 1946
Archivnummer: KÜM 3622 (Bé) Esztergom, den 17. Juli 1946.