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Ich war zu Hause

25. Dezember 2023 von Gábor Bayor

Einleitung zum Buch von István Fekete „Ich war zu Hause“

Das Buch Ich war zu Hause“ (Otthon voltam) ist eine Fortsetzung der Novellensammlung aus der Feder von István Fekete (1900-1970), die mit dem im Jahr 2021 veröffentlichten Buch „Mitternachtsgeläut begann. Auch diese Auswahl, wie das erste, bei der Deutschen Literaturgesellschaft im Mai 2021 erschienene Buch „Mitternachtsgeläut“, zeichnet ein vielfältiges Bild aus dem reichen Fundus der Schriften von István Fekete (1900-1970). Er ist ein Meister in der Beschreibung des (Land)lebens in Ungarn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und weiterhin einer der meistgelesenen Autoren in Ungarn.

István Fekete wuchs auf dem Land auf und wurde später Agraringenieur. Er arbeitete lange auf einem großen Gut als Verwalter. Später, schon während des zweiten Weltkrieges, bekam er eine Anstellung im Landwirtschaftsministerium in Budapest, wo sein Aufgabengebiet die Weiterentwicklung der ungarischen Landwirtschaft war, sodass er mit dem ländlichen Leben weiterhin verbunden blieb. Es ist also nicht erstaunlich, dass das große Thema seiner Erzählungen das Leben in der ungarischen Provinz ist.

Er verarbeitete auch viel Autobiografisches in seinen Novellen. Seine Geschichten handeln oft von Kindheitserinnerungen. Aber auch die, welche keinen unmittelbaren Bezug zu seinem Leben erkennen lassen, beschreiben Situationen, die auf einem ungarischen Dorf oder in der Kleinstadt genauso vorkommen konnten.

In dieses Buch wurden Erzählungen aufgenommen, die bisher in deutscher Sprache noch nicht erschienen sind. Während für den ersten Band „Mitternachtsgeläut“ auch einige Geschichten neu übersetzt und überarbeitet worden waren, die in den 1980-er Jahren bereits in der ehemaligen DDR in verschiedenen Ausgaben („Das fehlende Jahr“ und „Immer im Kreis“) erschienen sind, und durch die damaligen politischen Vorgaben gewisse Veränderungen des ursprünglichen Textes sowie Auslassungen aufwiesen,

Bei der Übersetzung wurde – wie im ersten Buch schon geschehen – versucht, sich möglichst originalgetreu an den Ursprungtext zu halten. Wo es ging, wurden allerdings wegen des besseren Verständnisses die Namen der handelnden Personen eingedeutscht.

Als Quelle für die Übersetzungen diente die vom ungarischen Verlag Lazi (Szeged/Ungarn) herausgegebene Reihe der Schriften von István Fekete („Fekete István művei/István Feketes Werke”), die durch Nachforschungen in alten Zeitungen und Zeitschriften von József Horváth (Gyenesdiás/Westungarn) neu entdeckt und gesammelt worden waren. Der leider viel zu früh verstorbene Professor Gábor Sánta/Szeged hat dann die redaktionelle Bearbeitung dieser Bände vorgenommen.

Die Erzählungen hier haben im Gegensatz zum ersten Band weniger einen religiösen Bezug – auch wenn manche durchaus einen Wink in dieser Richtung geben -, sondern sie sind eher Beschreibungen von alltäglichen Geschehnissen. Wie immer benutzt der Autor eine Sprache, die den Leser in eine Gefühlslage versetzt, die die jeweiligen Situationen lebendig vor Augen führen. Seine Stilmittel wie die Personifizierung und die Emotionalisierung der Tiere, Pflanzen, Gegenstände, Jahreszeiten etc. sind auch in diesen Novellen vorhanden und erscheinen vielleicht für manche Leser etwas ungewöhnlich. Diese Beschreibungsform rührt von den vielen Tierromanen her (z. B. „Vuk – der kleine Fuchs“ oder „Lutra – Die Geschichte eines Fischotters“), die ebenfalls aus seiner Feder stammen.

Natürlich muss man – ebenso wie im ersten Band – eine gewisse Sensibilität nicht nur für die blumige Ausdrucksweise und den oben erwähnten Stil mitbringen, sondern auch für die zeitlichen und geschichtlichen Verhältnisse, damit man die Texte besser verstehen und sich in die jeweilige Gemütslage einfühlen kann.

István Fekete ist einer der meistgelesenen Autoren in Ungarn, veröffentlichte vor dem zweiten Weltkrieg zahlreiche Romane, Erzählungen, Bühnenstücke, Gedichte etc. Nach 1945 wurde er von den kommunistischen Machthabern zunächst mit Publikationsverbot belegt, und erst nach der Revolution im Jahr 1956 konnte er wieder Schriften veröffentlichen. Allerdings beschränkte er sich in dieser Periode hauptsächlich auf politisch unverdächtige Tier- und Jugendbücher.

Die ungarischen Kritiker bezeichneten seine Schreibart als „feenhaften Realismus“, d.h. wir erleben eine Darstellung der Welt nicht wie sie ist, sondern wie sie sein sollte. Der Autor versucht so  – teils mit seinem hintergründigen Humor – uns die Aussöhnung mit diesem undurchsichtigen, menschlichen Leben näherzubringen. Er selbst hat wirre Zeiten mit Höhen und Tiefen erlebt und ist trotzdem von seiner Überzeugung, die er als „das ewige Humanum“ bezeichnete, nicht abgekommen. In diesem Sinne liegt uns erneut eine Geschichtensammlung für besinnliche Stunden vor.

von Dr. Gábor Bayor

István Fekete: Ich war zu Hause (Erzählungen und Geschichten aus dem früheren Ungarn) Übersetzung: Dr. Gabor Bayor, Bautz-Verlag, 19,90 €.

Bildquelle: István Fekete Gedenkstätte, Kis-Balaton / Fenékpuszta / Diás-Insel

Ein Kommentar

  1. Dr. Bayor Gábor, Németországban élő magyar, nyugalomba vonult fogorvos, elkötelezett olvasója és fordítója Fekete Istvánnak. Nemes szándékával, hogy megismertesse a német kultúrkörökben a magyar irodalom egy szegmensét, az olvasói nemcsak megismerhetik a 20. századi magyar néplélek sokszínűségét, hanem betekintést nyerhetnek a vidéki emberek életébe, a magyarok gondolkodásmódjába. Az elbeszéléseket olvasva pedig megnyugvást, szépséget és tisztalelkűséget meríthetnek az írásokból.
    Ajánlom mindazoknak, akik egy csendes szobában, napi gondok súlyától szeretne eltávolodni és egy időre megfeledkezni.
    Horváth József

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