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Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen

19. Januar 2023

Die ungarische Nationalversammlung hat im Jahr 2012 ohne Gegenstimme den 19. Januar zum Gedenktag für die Vertreibung der Ungarndeutschen ausgerufen. Die Parlamentsentscheidung ist ein eindeutiger Beleg für das Interesse Ungarns an einer Aufarbeitung seiner Geschichte. Ungarn ist das einzige Land, aus dem Deutsche verrtieben wurden, und das sich zu seiner Verantwortung bekennt.

In den 1940er Jahren war das Prinzip der Kollektivschuld allgemein anerkannt. Für die Gräueltaten des Dritten Reiches wurden anstatt der jeweiligen Regierungen das deutsche Volk bzw. die deutschen Minderheiten verantwortlich gemacht. Die Potsdamer Konferenz im Jahre 1945 erlaubte die Umsiedlung von deutschen Volksgruppen, aber machte sie nicht obligatorisch. Immerhin wurde die Vertreibung oft als eine Entscheidung der Großmächte hingenommen.

Der Plan der Vertreibung entstanden gleich nach dem Ende der Kämpfe, die meisten Parteien unterstützten ihn. Neben dem Prinzip der Kollektivschuld spielte auch die Notwendigkeit der Bodenreform eine Rolle, deren Grundlage die von den Deutschen entnommenen Grundstücke bildeten. Den Platz der Ausgesiedelten übernahmen die aus der Tschechoslowakei und Rumänien vertriebenen Ungarn von jenseits der Grenze, dies verursachte natürlich ernste Spannungen in den Dorfgemeinschaften.

Die ungarische Regierung beantragte ursprünglich von der Alliierten Kontrollkommission nur die Aussiedlung ehemaliger Volksbund-Mitgliederaber später war Grund genug auf die Liste zu geraten, wenn man an der Volkszählung im Jahre 1941 sich als Angehörige/r der deutschen Nationalität bekannt oder Deutsch als Muttersprache angegeben hatte. Die Großmächte hatten die Absicht, dass die Aussiedlungen „organisiert und human” abliefen, aber das war überhaupt nicht der Fall.

Die Vertreibung begann im Januar 1946 in der Gemeinde Budaörs, nahe zu Budapest und wurde dann in vielen Dörfern fortgesetzt. Die Deutschen durften nur eine Minimalmenge an Habseligkeiten mitnehmen, ihr Vermögen, Haus mussten sie hinterlassen. Sie wurden in Rinderwagons unter unmenschlichen Umständen nach Westen transportiert. Am 1. Juni 1946 wurden die Transporte in die amerikanische Zone von den Amerikanern gestoppt. In dieser Phase mussten ca. 170.000 Deutsche Ungarn verlassen. Es wurden weiteren 50.000 Ungarndeutschen in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands transportiert, ab 1947 bis Sommer 1948 gingen weitere 33 Transporte aus Südungarn in die sowjetische Besatzungszone. Viele flüchteten von hier in die Westzonen, einigen gelang es auch, in die Heimat zurückzukehren.

Es gehört zu der Wahrheit, dass es auch auf der Seite Ungarns Proteste gegen die Aussiedlung der Deutschen gab. Der Name von István Bibó soll hier vor allem erwähnt werden, der in seinem Memorandum 1945 den Gedanken der kollektiven Verantwortung verurteilte: „Wir tun jetzt mit ihnen nichts anderes als vor einem Jahr mit unseren Juden.“ Aber nicht nur er, sondern auch die Kirchen griffen Partei für die DeutschenKardinal Mindszenty erhob in seinem Hirtenbrief seine Stimme im Interesse der Deutschen. Auch die Parteien, so die Partei der Kleinlandwirte und die Sozialdemokratische Partei missbilligten die Aussiedlung.

Die Vertreibung der Deutschen war ein riesiger Verlust für Ungarn. Als ordentliche Staatsbürger haben sie jahrhundertelang mit ihrem Fleiß zum Wohlstand des Landes beigetragen.

Das Schicksal der Hiergebliebenen war ebenfalls schwer. Durch die Vertreibung verloren die Ungarndeutschen praktisch ihre gesamte Intelligenz bzw. Führungselite. Die Bezeichnung „Schwabe” war viele Jahre lang ein Schimpfwort, das Nationalitätenbildungswesen wurde zerstört. Die Vertreibung blieb bis zur Wende Tabuthemen.

Mehr darüber: https://www.kas.de/hu/web/ungarn/laenderberichte/detail/-/content/19.-januar-gedenktag-fuer-die-vertriebenen-ungarndeutschen

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