Ein Denkmal für Tibor Pákh!

27. November 2025 Magyar Nemzet von Gábor Mező

Er kämpfte für uns alle, er war der, der sogar seinen Feinden vergab, er betete auch für sie.

„Lieber Gott, verlass mich nicht!“ – so könnte Tibor Pákh (1924–2022) stumm gebetet haben, als er zum wiederholten Mal ans Elektroschockgerät angeschlossen wurde, um seinen Geist, seinen Glauben, seine Seele aus ihm herauszuschocken. Auch seinen Widerstand. Seine Resistenz war nicht melancholisch – um hier mit meiner Krasznahorkai-Bildung anzugeben –, sein Widerstand war klar, glücklich und frei. Er ertrug alles, nicht nur um seiner selbst willen, sondern deswegen, damit uns etwas von unserer eigenen Seele noch erhalten blieb, damit Kádár und Aczél sie nicht vollständig verschlingen konnten, damit wenigstens noch jemand über József Mindszenty reden konnte, über die Unbeugsamkeit des letzten Fürstprimas Ungarns, darüber,

dass man durchhalten kann, dass man frei und ungarisch bleiben kann.

Und das auch in einem antihumanistischen sozialistischen Regime. Selbst in den angeblich glücklichen 80er-Jahren, als die Nieren von Gymnasiasten von der Polizei brutal zusammengeschlagen wurden, als Referendare auf dem Land buchstäblich für immer „versenkt” wurden, weil sie es gewagt hatten, an eine Hauswand zu schreiben: „Russen, geht nach Hause!” Die Belohnung? Halb totgeschlagen werden, „medizinische Behandlung”, Einweisung in eine Anstalt. Das war die „fröhliche” Zeit von Lángos und Würstchen (sog. Gulaschkommunismus) als die ungarische Gesellschaft zur Denunziation gezwungen wurde, Mütter zeigten ihre Kinder, Kinder ihre Mütter, Freunde ihre angeblichen Freunde an, ein Großteil von ihnen wurde bedroht und erpresst, während die gewitzte, nur noch dem Namen nach „sozialistische“ Elite bereits nach Westen blinzelte (Guten Morgen, liberale SZDSZ!), während der eher linientreue Teil dieser „Elite” die schutzlosen Wanderer der Freiheit schlug, prügelte und beschimpfte.

Tibor Pákh blieb standhaft, gab weder die Ideen von 1956 noch die Freiheit auf, strebte nicht nach Ruhm, und dementsprechend kennt ihn fast niemand, er ist für alle wichtig, aber kaum jemand kennt ihn. Und das ist nicht die Schuld der ganzen Gesellschaft. Es ist unsere Schuld. Wir, die wir ihn kennen, kannten. Wir haben nicht genug getan, damit auch andere ihn sehen können. Warum gibt es kein Denkmal für ihn, warum gibt es keine Gedenktafel, warum ist in Budapest keine Straße nach ihm benannt?

Der erste Gedanke dabei stammt aus der Kádár-Ära und der Zeit nach Kádár: Lasst uns die Politiker mobilisieren! Das ist das Kind in uns, das sagt: Der Staatssekretär, der Minister, Herr Viktor Orbán wird das schon regeln, wir sagen es dem Lehrer, unserer Mutter, unserem Vater, unserem Ehemann, unserer Ehefrau, na los, ergreift endlich Maßnahmen! Der zweite Gedanke ist die wahre Lösung: Wir sind keine Kinder mehr, wir dürfen nicht auf sie warten, das ist nicht ihre Aufgabe. Tibor Pákh sollte über der Tagespolitik stehen, denn er hat für alle gekämpft, er war es, der sogar seinen Feinden, denen, die ihn gequält haben, vergeben hatte, er betete sogar für sie. Es ist kein Zufall, dass sich auch ein anderer aufrichtiger Rebell gegen die Diktatur, der ursprünglich kommunistische György Krassó (1932–91), auf seine Seite stellte. Als Jude und antikommunistischer Ungar stellte er sich auf die Seite des „klerikalen Reaktionärs”.

Warum? Weil sie eine gemeinsame Sache hatten: Ihr Vaterland. In ihnen brannte dasselbe Feuer. Dasselbe Feuer, an dem auch der heute vergessene – ebenfalls linke – junge Sándor Bauer (1952–69) sich verbrannte.

„Verrückt!“ würden manche loskrähen, verrückt, denn er ist verbrannt, und „dieser Pákh” betet, er hat gebetet, sogar für die Seelen der Peiniger.

Damals haben sie ihn nicht nur beschimpft und beschmutzt, sondern auch geschlagen, geprügelt, zwangsbehandelt, ihm Rohre in den Hals gesteckt und ihm Gift, das sie Medizin nannten, in die Adern gespritzt, in der Hoffnung, dass der „Unruhige“ zur Vernunft kommen und verstehen würde, dass der Kommunismus „die Beste aller Welten“ ist.

Er blieb hartnäckig. Dabei hatte er alle Unmenschlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchlebt. Seine liebevolle Mutter, eine Pianistin, wurde Opfer der sowjetischen Besatzung. Er geriet zusammen mit seinem Bruder in Kriegsgefangenschaft und wurde in den Gulag verschleppt. Er überlebte und kehrte nach Hause zurück.

Sie haben ihnen alles genommen. Aufgrund der historischen Abstammung der Familie und der Parteizugehörigkeit ihres Vaters zur Kleinen Bauernpartei galten sie als Klassenfeinde.

Sie waren ehrliche, gebildete, tiefgläubige, Patrioten gegen Nationalsozialismus und Kommunismus. Diese wurden vom Bolschewikenmonster am liebsten ausgerottet. Sie waren die größten Feinde. Der aufrechte, unbestechliche, unerschrockene Teil der alten Elite.

Im Jahr 1956 wurden sie während des Massakers, oder wie er es nannte – und das ist die Wahrheit – während der „Jagd” auf dem Kossuth-Platz angeschossen. Er entging der Vergeltung nach 1956, und er gab nicht auf, sondern schickte Dokumente in den Westen; ernste, enthüllende Schriften an die UNO. Das Netz der Informanten entlarvte ihn. Seine Vernehmungspersonen suchten nach seinen Komplizen. Er ging auch keine Verhandlungen mit ihnen ein. Es ist erschreckend und erhebend zugleich, das Protokoll zu lesen.

FRAGE: Welche Person hat Ihre Briefe illegal außer Landes gebracht?

ANTWORT:

Ich bin nicht bereit, über die Person zu reden, die meine Briefe illegal außer Landes gebracht hat. Ich habe dieser Person mein Wort gegeben, dass ich ihren Namen niemandem nennen werde, und ich halte mich an mein gegebenes Wort.

So antwortete er, immer und immer wieder. Was haben sie wohl zwischen den Verhören mit ihm gemacht? Oder währenddessen? Er war ein dünner, zerbrechlich wirkender Jurist, der mehrere Sprachen sprach. Stellt euch das vor Wut verzerrte Gesicht des Peinigers vor. Der Gute kann so ins Gesicht des Bösen lachen. Leicht, klar, mit einer Ehrlichkeit, die selbst die verdorbenste Seele erschüttern und verunsichern kann.

Genau diese Helden muss eine Diktatur als Erstes brechen.

Ist er ein Held? Tibor Pákh hat sich selbst nie als Helden gesehen. Krassó natürlich auch nicht. Selbstverständlich blieb er auch nach der 1963 ausgerufenen, als allgemein bezeichneten Amnestie in Haft, weil man ihn weiter festhielt. Er protestierte gegen diese Lüge der allgemeinen Amnestie, gegen die Ungerechtigkeit und die unmenschlichen Bedingungen. Er begann zu fasten, aber sie ließen ihn nicht, sie holten die Menschenpresse, die Seelenpresse und schließlich die unmenschlichsten Methoden hervor: Elektroschocks und Insulinbehandlung.

Glaubt mir: Das hätte uns höchstwahrscheinlich das Leben gekostet. Wenn nicht körperlich, dann sicher seelisch und geistig. Erinnert ihr euch an Jack Nicholsons Gesicht am Ende von „Einer flog über das Kuckucksnest“? Wie er in die Kamera schaut, ohne Verstand, ohne Seele? Ich sehe das Lächeln von Kádár und Aczél. Für sie wäre er das perfekte Geschöpf. Der umgewandelte Mensch. Das ist zukunftsweisende Unwissenheit. Im Hintergrund wurde bereits die Baracke gebaut.

„Wer rettet meine Seele?“ – singt der amerikanische Sänger in seinem wunderschönen Hit. Ich habe dieses Lied immer geliebt, aber erst jetzt kann ich die Antwort darauf geben: Tibor Pákh. Er war es. Auch wenn wir Ungarn das nicht wissen. Er hat immer gesagt: Der Heilige Geist habe ihn am Leben erhalten. Jetzt ist ein Buch über ihn erschienen, herausgegeben vom Verlag „Antológia“ in Lakitelek. Eine bescheidene, schöne Publikation voller großartiger Texte. Wir möchten, dass es in die Läden kommt. Nicht um unseretwillen. Um seinetwillen. Und um unseretwillen. Wir möchten, dass es vorne am Eingang oder zumindest in den Regalen ausgestellt wird, um damit zu zeigen, dass wir gemeinsame Anliegen haben,

dass wir gemeinsame Helden haben.

Ich sage es hier und jetzt: Wir möchten Tibor Pákh ein Denkmal setzen. Auf gemeinschaftlicher Basis. Wer möchte, findet uns. Wer möchte, unterstützt uns. Ich habe es bereits einige Male gesagt und werde es noch oft erwähnen: Wir sind nicht das Volk von Kádár, sondern die Nation von Tibor Pákh. Manchmal sind wir schutzlos, manchmal sind wir anfällig, manchmal sind wir leicht zu täuschen, und deshalb brauchen wir immer Menschen, die wie Fackeln leuchten und zu denen wir aufschauen können. Menschen, an deren „Glut” wir uns wärmen können.

Kommt! Versammelt euch! Die Zeit ist gekommen.

Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin

Autor, Gábor Mező ist unabhängiger Forscher, Journalist

MAGYARUL: https://magyarnemzet.hu/lugas-rovat/2025/11/szobrot-es-utcat-pakh-tibornak-gyertek-gyulekezzunk

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