Die Kommunisten sind unter uns!

27. Oktober 2025 exxpress.at von Bence Bauer

Vor 69 Jahren ereignete sich ab dem 23. Oktober 1956 der weltweit bekannte Ungarnaufstand. Mutige Bürger kämpften gegen sowjetische Panzer und gegen Unterdrückung, Fremdherrschaft und Kommunismus. Sie traten ein für Demokratie, Souveränität und Freiheitsrechte.

Während in Ostmitteleuropa nach 1989 der Kommunismus und der Totalitarismus erfolgreich niedergerungen wurden, zeigen sich im heutigen Westeuropa gefährliche neokommunistische Tendenzen.

Kaum zu glauben, doch der Kommunismus und die ihm eigenen totalitären Ansätze in Staat, Gesellschaft und Politik feiern immer mehr fröhlich Urständ. Westeuropa, das zu großen Teilen seit 80 Jahren keine Unrechtsherrschaft, keine Unterdrückung, sondern nur Frieden, Freiheit und Wohlstand kannte, ist bequem und selbstgefällig geworden und hat sein Gespür für totalitäre Bedrohungen der freiheitlichen Gesellschaftsordnung verloren. Anders ist es in Mittelosteuropa: Durch die Diktaturerfahrung sensibilisiert, sind die Menschen in diesen Ländern viel feinfühliger mit realen Bedrohungen ihrer Freiheit und ihrer Lebensumstände. Es ist gerade das Gegenteil davon wahr, was immer gesagt wird:

Ungarn, Polen, Tschechen, Slowaken und Ostdeutsche haben gerade keine Vorliebe für autoritäre Tendenzen, sondern sind bekannt für Freiheitsliebe, Patriotismus und gesunden Menschenverstand.

Dass in zahlreichen Ländern in Westeuropa wieder kommunistisches Gedankengut gefeiert wird, mag nur auf den ersten Blick verblüffen. In Wahrheit ist dies nichts anders als ein Produkt einer wohlstandsverwahrlosten und identitätslosen Gesellschaft, die sich in diesen fatalen Utopien neue Glaubenssätze zusammenreimt. Diese Lehren sind zutiefst demokratiefeindlich und freiheitsverachtend. Ihr Bekenntnis zu Umverteilung, Verstaatlichung, Verbotskultur, Regelungswahn, Ausgrenzung, Bespitzelung und Kontrolle „unserer Demokratie“ durch selbsternannte Sittenwächter einer moralisierenden Hybris und eines woken Selbstbewusstsein bedienen einen totalitären Grundreflex. Dies trifft insbesondere auf Deutschland und Österreich zu, tonangebend sind diesbezüglich die Linkspartei, die Grünen und nun auch die KPÖ.

Einengung der Diskursräume

In diese Tendenz reiht sich nahtlos ein die Einengung der Diskursräume, die Cancel Culture, die Kontaktschuld, die Identitätspolitik und die auf einer moralischen und moralisierenden Ebene vorgetragene wertebasierte – oder noch schlimmer: feministische – Außenpolitik, in der auch anderen Ländern Europas und der Welt dieser Lebensentwurf aufzudrücken versucht wird. Dabei wird mit dieser Herangehensweise an den Grundfesten der eigenen Demokratie gerüttelt.

Wenn Medien und Parteien verboten werden können, andere ausgegrenzt und verächtlich gemacht, nur weil deren Inhalt einigen wenigen nicht passt, ist mehr als verräterisch.

Dass allen Ernstes der deutsche Staat „Meldestellen“ für Denunziation der eigenen Bürger einrichtet, es staatlich „zertifizierte“ Meinungen gibt und die Beleidung von Berufspolitikern strafrechtlich strengstens geahnt wird, muss aufhorchen lassen.

So haben die Kommunisten auch angefangen.

„Wehret den Anfängen“ – müsste man fast schon rufen. Mittlerweile glauben fast die Hälfte aller Deutschen, nicht mehr frei ihre Meinung sagen zu dürfen. Kaum zu glauben, doch gerade in Ostmitteleuropa hat man nach den Schrecken der Naziherrschaft und des 40 Jahre währenden Kommunismus gelernt, mit staatlichen Obrigkeiten, Autoritäten und vermeintlichen Wahrheiten äußerst vorsichtig zu sein. Auch ist man gewahr, dass wohl meistens das Gegenteil zutrifft, was alle so sagen. Der von Ostmitteleuropa bezwungene Totalitarismus und Kommunismus müssen uns immer eine Warnung bleiben!

Autor, Bence Bauer ist Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit im Mathias Corvinus Collegium

Quelle: Exxpress https://exxpress.at/meinung/freitag-bence-bauer-die-kommunisten-sind-unter-uns/?

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