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Das Testament des Fürsten István Bocskay, 1606

2. Januar 2023 Historische Quelle von István Bocskay

„Wir schätzen die Freiheit unseres Glaubens, unseres Gewissens und unserer alten Gesetze üb er alles Gold.“

Ich, István Bocskay, von Gottes Gnaden Fürst der Ungarn und Siebenbürgen, Graf der Székler. Obwohl ich durch die Heimsuchung des Herrn seit so langer Zeit die durch Krankheit verursachte Hinfälligkeit meines Körpers kenne, da ich die Herrschaft des Todes über alle Stände ohne Ansehen der Person und die unbestimmte Stunde seines Eintritts kenne, setze ich mein Testament auf.

Wir bestimmen und bitten mit väterlicher Liebe alle unserer Untertanen in unserem lieben Vaterlande, die kleinen und großen, dass sie uns in diesem Zustand Glauben schenken, dass im vergangenen Jahre Blutvergießen und Missstände in unserm lieben Vaterlande auftraten, war nicht unserem Willen, unserem Rat und unserem Wohlgefallen, denn wir trachteten nicht nach seinem Verderben, sondern wir wären viel eher gewesen, unserm Vaterlande das Leben zu opfern, wenn die Zeit es so mit sich gebracht hätte.

Im Gegenteil, wir waren Tag und Nacht bereit, so ein Dienst irgend von uns gefordert wurde, auch als wir unwürdigerweise, ohne jeden wahren Grund, unserer vielen Güter beraubt waren und jenseits der Grenzen fast wie ausgestoßen lebten; – ja, einst setzten wir sogar unseren Kopf, unser Leben persönlich aufs Spiel, obwohl wir während dieser Zeit unseres Besitzes verlustig erklärt waren.

Schließlich griff ich in diesem verbannten Zustande – als mich seine römische kaiserliche Majestät, die ich mir ehedem durch viele nützliche, denkwürdige und für die ganze Christenheit nützliche Taten verbunden hatte, deren Beamten aber mit scharfen Schwertern, Waffen und Kanonen meine Burgen ohne jedes Recht besetzt und mich von der Seiten Seiner Majestät vertrieben hatten – zum Schutze meines Lebens gegen die Heere Seiner Majestät zu den Waffen und versuchte mein Glück im Kampfe für meine gerechte Sache. Gott stand mir in meinem offenbaren Rechte bei und segnete meine Angelegenheiten, als ich keine Zuversicht mehr hatte, noch irgendeine menschliche Hoffnung bestand, …

alsbald aber wählte mich auch ganz Siebenbürgen in den gleichen Stand, in dem mich bald darauf einer der beiden mächtigen Kaiser, der türkische, auch krönte und in dem mich der andere bestätigte und so zum Reichsfürsten machte. Für diese wunderbare große Wohltat, die mir widerfuhr, schulde ich Gott dem Herrn während meines ganzen Lebens, bei Tag und bei Nacht, unaufhörlichen Dank. …

Mein Herz ist erfreut und ich Danke Gott, dass ich meine Untertanen in einem von jedem Feind befreiten Zustand zurücklassen kann…

Danach wende ich meinen Verstand, als der wahre Freund meiner Nation und meines Vaterlandes, den allgemeinen Zuständen zu und hinterlasse meinen Rat und mein Dafürhalten mit gutem Gewissen und schreibe ihn nieder. Sowohl unsere siebenbürgischen als auch ungarischen Untertanen sollen in schöner Eintracht leben. Mit väterlicher Liebe ermahne ich die Siebenbürger, sich niemals von Ungarn, auch wenn sie einen anderen Fürsten haben, loszureißen.

Wenn die Fürsten, wie es in Siebenbürgen, oder Ungarn zu sein pflegt, wechseln, so mögen die Republiken an der Einheit im Sinne der Konföderation festhalten, und was die Zeit auch bringt, sollen sie sich gemeinsam über das Gute und gemeinsam über das Böse trauern. In allem seien sie einander Schutz und Schirm, denn es ist bekannt, Misstrauen vernichtet auch große Reiche, durch Eintracht können selbst kleine groß werden. Auch die Ungarn brachte Eintracht von fremder Erde hierher in ihr Land, sie war es, die sie auf diesen fremden Boden pflanzte, groß machte und lange Zeit blühend erhielt; das Misstrauen aber verdarb, zerstückelte sie, und brachte ihr diese Tage, die wir jetzt erleben; welch schlechten Geschmack verursachten wenige Jahre in unseren Mündern, Jahre, in denen der Ungar seine Brüder bekriegte, zu unserer Schande, zu unserem Schimpf vor jedem Volke, selbst vor unserem Feinde; behüte Gott jedes christliche Gewissen vor dieser Sünde; ja selbst nur vor dem Gedanken an sie.

Wir sehen aber folgenden Weg, der geeignet ist, die Eintracht ewig zu erhalten: sollten die Fürsten auch wechseln, so möge dies immer durch freie Wahl geschehen, die beiden Staaten sollen niemals gegeneinander – angestachelt oder aufgehetzt von jemanden – trachten.

Wenn Gott es aber geben sollte, dass die ungarische Krone in ungarische Hände gelangt und ein ungarisches Königtum entsteht, so mahnen wir die Siebenbürger, nicht nur sich von den Ungarn loszureißen oder sich dagegen zu stemmen, sondern es mit ganzer Kraft zu unterstützen und sich in demselben Sinne nach alter Weise dieser Krone zu unterstellen. Wenn Ungarn und Siebenbürgen sich einst konföderieren könnten, würden es sehr loben…

Wir mahnen unser edles Land Siebenbürgen, als unser teures Vaterland, ja, um seine ewige Dauer zu sichern, zwingen wir es bei Gott zu einer einzigen Sache, dass es nämlich der Székler Nation die von uns gegebene Freiheit belassen möge; wir mahnen auch unseren Nachfolger, auf dies besonders bedacht zu sein, da wir die gegenwärtigen und kommenden Zustände kennen. Auf diese Weise wird sowohl das Land gewinnen, als auch die Herrschaft des Fürsten dauerhafter sein. Das Széklertum aber ermahnen wir besonders, als unseren lieben Untertan, dass es treu seinem Vaterlande dienen und nach der Erhaltung der Ungarischen Nation streben möge, indem er das Land in schöner Eintracht erhält. Dass es sich nicht wieder mit ungarischem Blut beflecke, und nicht nach dem Verderben des ungarischen Adels trachte; damit sein ruhmvoller Name und guter Ruf vor allen Nationen erhalten bleibe.

István Bocskay (1557-1606) gewählter Fürst Siebenbürgens und Ungarns war einer der reichsten ungarischen Feudalherren der Zeit, ein hervorragender Feldherr, der im 15-jährigen-Krieg (1593-1606) gegen die Türken manche Siege errang. Er kämpfte für die Glaubensfreiheit der Protestanten in Ungarn, und führte einen siegreichen Freiheitskrieg des Ungarntums gegen die Habsburger (1605-6), der mit einen Freiheitskrieg dem Wiener Frieden (1606) endete. Sein Testament wurde zu einem grundlegenden Element des ungarischen politischen Denkens.

BOCSKAY TESTAMENTUMA MAGYARUL: https://adatbank.ro/html/alcim_pdf9831.pdf

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