8. Oktober 2025. Mandiner von Zoltán Veczán
Als Militärgouverneur von Ungarn ließ Haynau unter dem Deckmantel eines Kriegsgerichtsverfahren dreizehn ungarische Generäle und Patrioten ermorden, die am Ende des Krieges ihre Waffen niedergelegt hatten. Die brutale Vergeltung der österreichischen Regierung erfüllte ganz Europa mit Entsetzen und Empörung”.
Vor 1848 war Ungarn in Europa kaum sichtbar. Unser Land wurde neben Niederösterreich, Mähren oder Böhmen als eine Provinz des Österreichischen Kaiserreichs betrachtet und in der ausländischen Presse oft nur als Transleithanien erwähnt. Über das Königreich Ungarn jenseits der Leitha und das Fürstentum Siebenbürgen wurde in den westlichen Zeitungen kaum berichtet.
Die Presse war in erster Linie politik- und interessensorientiert und erst in zweiter Linie werteorientiert. Ein gutes Beispiel dafür ist die internationale Presseresonanz auf die brutalen Vergeltungsmaßnahmen, die auf den Freiheitskampf folgten. Die überwiegende Mehrheit der Meinungsartikel sicherte den Ungarn ihre uneingeschränkte Solidarität zu.
Die Artikel über den ungarischen Freiheitskampf wurden im Wesentlichen danach verfasst, ob die jeweilige Zeitung der neuen nationalistischen und liberalen bürgerlichen Linie oder dem höfischen Konservatismus diente.
Von einer unabhängigen Presse konnte zu dieser Zeit keine Rede sein. Die europäische Öffentlichkeit reagierte auf die Nachricht vom ungarischen Freiheitskampf gemischt.
Einerseits gab es Länder, die den Freiheitskampf offen ablehnten – selbstverständlich die Mitglieder der Heiligen Allianz und ihre Presse: die Konservativen des Habsburgerreichs, des Russischen Zarenreichs und Preußens, die sich gegen die „Rebellion” in Ungarn stellten, da ihr Ziel die Aufrechterhaltung der dynastischen Ordnung und die Erhaltung der monarchischen Systeme war. Sie sahen in den Ungarn nur Unruhestifter. Ähnlich feindselig war auch die Presse der kroatischen, serbischen und transsylvanischen Sachsen, die von Wien gegen die Ungarn ausgespielt wurde und zu dieser Zeit bereits existierte. Nicht nur, weil sie daran interessiert waren, dass der Status quo erhalten blieb und die Ungarn ihnen gegenüber nicht an Stärke gewannen, sondern auch, weil der Austroslawismus eine wichtige Rolle spielte, wonach die slawischen Völker des Reiches mit Hilfe der Österreicher an Stärke gewinnen konnten.
Auf der anderen Seite standen die westlichen Großmächte, die unsere revolutionären Ideen zwar aus Überzeugung unterstützten, sich aber aus Eigeninteresse nicht auf die Seite der 48er stellten. Die Briten würdigten Lajos Kossuth in ihrer Presse als „ungarischen Cromwell”, und die Pressefreiheit, die Befreiung der Leibeigenen und die öffentliche Lastenverteilung entsprachen alle den traditionellen Werten des klassischen englischen Liberalismus. Sie unterstützten die ungarischen Revolutionäre moralisch, waren jedoch nicht bereit, direkt mit ihnen zu verhandeln. Finanziell und militärisch leisteten sie keine Hilfe, da sie das Österreichische Kaiserreich als Eckpfeiler des europäischen Machtgleichgewichts betrachteten.
Die Amerikaner schickten sogar einen Sonderbeauftragten in unser Land und wären sogar bereit gewesen, das unabhängige Ungarn anzuerkennen, aber letztendlich haben auch sie sich nicht für die ungarische Sache engagiert. Kossuth war bei den Nordstaaten beliebt, aber den Sklavenhalterstaaten im Süden gefiel beispielsweise die Befreiung der Leibeigenen nicht. Auch Frankreich gehörte zu unseren Unterstützern, die radikalen Linken, die für soziale Rechte kämpfenden Massen und damit auch die linke Presse sympathisierten stark mit der ungarischen Regierung.
Die dritte Gruppe bildeten Kreise, die sich offen für den Freiheitskampf einsetzten: die Wiener Opposition, die Aufständischen in Norditalien, das Königreich Sardinien-Piemont und die deutschen Liberalen. Sie stimmten nicht nur in ihren Werten, sondern auch in ihren Interessen mit uns überein.
Die liberalen Befürworter einer großdeutschen Einheit, die die deutschen Provinzen Österreichs integrieren wollten, sahen beispielsweise in der Unabhängigkeit der Ungarn eine Erleichterung für die Verwirklichung des deutschen Einigungsstrebens.
Unsererseits hätte die Entstehung eines Großdeutschlands den Schwerpunkt des verbliebenen Reiches nach Budapest verlagert, was die Position der Magyaren gegenüber den Nationalitäten gestärkt hätte.
Auch das Osmanische Reich unterstützte die Ungarn grundsätzlich, da es sowohl an einer Schwächung Österreichs als auch des russischen Zarenreichs interessiert war.
Es ist allgemein bekannt, dass der ungarische Freiheitskampf aufgrund der russischen Intervention scheiterte. Die Russen und Österreicher unterzeichneten im Juni 1849 ein gegenseitiges Auslieferungsabkommen,
sodass die ungarischen Offiziere vor ein österreichisches Kriegsgericht gestellt werden mussten, obwohl sie ihre Waffen nicht vor den Österreichern, sondern vor dem russischen General Rüdiger niedergelegt hatten. Die Österreicher kannten keine Gnade.
Wie reagierte die gebildete Welt darauf, dass die militärischen Anführer des Freiheitskampfes von den Österreichern, die aus eigener Kraft nicht siegen konnten, mit brutaler Grausamkeit niedergemetzelt wurden?
Die Geschichte der Märtyrer von Arad erschütterte die Welt. (Das nächste Mal erhielt die ungarische Geschichte 1956 eine solche Unterstützung im Westen.)
Die Hinrichtung der dreizehn (plus drei) Offiziere und des ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und die darauffolgenden Repressalien schockierten Europa zutiefst.
Einerseits, weil die meisten europäischen Aufstände niedergeschlagen wurden, aber nirgendwo in Europa gab es Vergeltungsmaßnahmen in diesem Ausmaß, auch nicht während der früheren ungarischen Revolutionen und Freiheitskämpfe. Die Österreicher, die aus eigener Kraft nicht siegen konnten und die Hilfe der Russen in Anspruch nahmen, richteten die meisten der als Kriegsgefangene geltenden Offiziere nicht mit Gewehrkugeln hin, sondern mit dem Strick, wie es für gewöhnliche Kriminelle und Pferdediebe üblich war.
Die Empörung über die große Zahl der Hingerichteten, ihren hohen Rang und ihren grausamen Tod brachte Briten, Franzosen, Russen, Italiener und Türken vorübergehend auf eine Seite.
„Als Militärgouverneur von Ungarn ließ Haynau unter dem Deckmantel eines Kriegsgerichtsverfahren dreizehn ungarische Generäle und Patrioten ermorden, die am Ende des Krieges ihre Waffen niedergelegt hatten. Die brutale Vergeltung der österreichischen Regierung erfüllte ganz Europa mit Entsetzen und Empörung”, schrieb die Wochenzeitung Lewistown Gazette aus Pennsylvania im November.
„Ungarn ist zu einem Land der Trauer geworden: Die stolze, ritterliche Nation wurde durch die unaufhörlichen Schikanen der österreichischen Generäle gebrochen und gedemütigt (…). Wir bezweifeln vorerst noch die Nachrichten aus Arad, denn diese Tatsache würde Österreich in den Augen ganz Europas brandmarken“, schrieb die Kölnische Zeitung in ihrer Ausgabe vom 10. Oktober nach der Hinrichtung.
Die russische Presse jener Zeit bestätigte die historische Tatsache, dass Sankt Petersburg in Wien um Gnade für die „irregeführten” ungarischen Generäle gebeten hatte. Der russische Oberbefehlshaber Fjodorowitsch Paschkevic schrieb am 16. August in einem Brief an Kaiser Franz Joseph: „Mögen Worte der Vergebung und des Vergessens von der Höhe Eurer Majestät Thron erklingen.” Als Zar Nikolaus I. von den Hinrichtungen erfuhr, empfing er den österreichischen Botschafter nicht einmal.
Nach dem 6. Oktober verschlechterte sich das Ansehen der Österreicher nicht nur in den Augen der Ungarn, sondern auch in denen Europas. Es ist eine seltsame Ironie der Geschichte, dass gerade die Russen die Österreicher zu Europäertum und Gnade ermahnten.
Nach dem Buch Címlapon Magyarország – Hazánk története a nyugati sajtó tükrében 1848-2020, Transpress 2021.
Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin
FORRÁS MAGYARUL: https://mandiner.hu/kulfold/2025/10/aradi-vertanuk-orosz-osztrak-haynau