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Die Zerstörung der Normalität ist zur täglichen Praxis geworden

27. Dezember 2021 Magyar Nemzet von ZOLTÁN W.-NEMESSURI

Kanon und Sekten. Dieses geniale Gegensatzpaar wirft mehr Fragen auf, als es möglich ist, in einem einzigen, dicken Band beantwortet zu werden.  Die beiden Konzepte sind so alt wie die Menschheitsgeschichte, aber ihr Inhalt ändert sich. Ihre Determinante, der Zeitgeist, bewegt sich in unterschiedliche Richtungen. Meistens in Richtung Wahnsinn, Dekadenz und religiös-ideologischer Fanatismus, während der Pendel nur schwer zurückschwingt. Dies ist der Fall seit dem Untergang der griechischen Stadtstaaten, des Römischen Reiches, der Inquisition, des Bolschewismus, des Nationalsozialismus, des sich über drei Kontinente ausbreitenden Eroberer-Islam, der Kolonialreiche und der frühgeborenen Staatsgebilde.

Aber die Menschheit ist unfähig, diese Lektion zu lernen. „Nie wieder Krieg!“ – sagen sie schon seit Jahrhunderten. Unterdessen hat sich eine der dümmsten Phrasen überhaupt, der „Friedenskrieg“, bis zur Auflösung der Sowjetunion und der staatlichen Diktaturen hartnäckig gehalten. Mit anderen Worten, sie dient auch heute noch als Deckmantel für eine gewaltsame wirtschaftlich-politische Expansion.

In der Kunst ist das nicht anders. Der zügellose Extremismus ist auf dem Vormarsch, der sich selbst vom Kult zum Kanon erklärt, d.h. zu Trends, die von einem Teil der Richter gebilligt werden. Wenn es sich nur um einen Wettbewerb handeln würde, hätte niemand etwas dagegen. Es geht um kurzlebige Moden, die zerbröckeln, erneut aufflammen und schließlich aussterben, die aber dennoch solange das Gefüge der Gesellschaft erfolgreich zu zerstören vermögen. In der Vergangenheit war der Aufstieg der antiken Kultur und dann der Länder, die die europäische Kunst wiederbelebten, entscheidend: Italien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, die deutschen Niederlande, das zaristische Russland und nicht zuletzt Ungarn, aber heute gibt es vor der USA kein Entrinnen, – mit gewissen lobenswerten Ausnahmen – vor ihren materiellen und lügnerischen oder zumindest kitschigen Darstellungen, die weltweit exportiert werden. Von der Propagierung der Homoerotik bis hin zu einer Art umgekehrtem Rassismus wird sie auf die gewalttätigste Art und Weise präskriptiv.

Es ist der politische und kulturelle Imperialismus einer schmalen Schicht, der sich wie eine Seuche ausbreitet.

Sie wäre nicht einmal der Rede wert, wenn sie nicht von einer mächtigen finanziellen und politischen Unterstützung begleitet würde, die alles vom Sport über die Massenkultur, das Bildungswesen und die Justiz bis hin zu den Einkaufsgewohnheiten zerreißt und bespuckt. 

Dieses Phänomen ist nicht wirklich neu, denn es reicht vom stalinistischen Barock über Albert Speers Nazi-Biotop-Architekturstil bis hin zu den widerkehrend wilden Auswüchsen der Moderne. Die früher allenfalls trendige Fiktion – z.B. die Volksnahen -Urbanisten – dient seit geraumer Zeit direkten politischen Zwecken und wird nicht einmal verheimlicht.

Religionen, Glaubensvorstellungen und Rituale werden seit langem als Kulte bezeichnet, und Kanons sind ihre anerkannten und akzeptierten Darstellungen. Heute sind die beiden jedoch sehr verworren.

Ihre blinden oder bezahlten Anhänger schreien nach Ausgrenzung, sei es in der Literatur, in der bildenden Kunst, im öffentlichen Leben, in allen Bereichen, wo es eine Gegenkultur gibt. Die jüngste Manifestation ist die so genannte kritische Rassentheorie, d. h. der militante Kulturmarxismus, die Ausbreitung von Gendertheorien und die wütende Verleugnung von Werken und Stilen, die seit Jahrtausenden als wertvoll angesehen werden. Wir wundern uns nicht mehr über die Umschreibung von Werken, das Abreißen von Statuen, die Umbenennung von öffentlichen Räumen und sogar von Produkten und Firmennamen als „rassistisch“. Dies war das Schicksal der jahrhundertealten Apotheke in Wien, die an den Mohren adressiert war, aber es ist auch das Schicksal von Dutzenden historischer Apotheken in Deutschlang, die ebenfalls nach dem Mohren benannt sind.

Natürlich hat die linksextreme-wildliberale Machtübernahme eine Vorgeschichte, die so weit in die junge Vergangenheit zurückreicht wie die anderen Gewaltexperimente. Ihr frühester und erfolgreichster Theoretiker, Antonio Gramsci, ein Begründer der Kommunistischen Partei Italiens, und der ausgesprochene Stalinist Palmiro Togliatti, entwickelten gemeinsam eine Methode, die von der Kultur über die Bildung und die Justiz bis hin zur totalen Umgestaltung der Lebensweise reichte und die nicht nur von der Sowjetunion angewandt wurde. Es waren (auch) ihre Gründungsprinzipien, die zur Entstehung des Euro-Kommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Schaffung der Terrorbrigaden, vor allem in Deutschland und Italien, führten. Einer ihrer Nachfolger, der amerikanische Politaktivist Saul Alinsky, Autor des Buches „Die 12 Regeln der Radikalen“, fasste in einer richtigen kleinen Bedienungsanleitung zusammen, wie man Unruhen schürt („Attack, attack from all directions…“ und „Look for ways to increase insecurity“), kurz gesagt, die Gesellschaft destabilisiert. Seine Methode wird seit langem von Geheimdiensten vom KGB bis zur CIA angewandt, aber

Alinsky war der erste, der sie in die Praxis linksextremer „zivilgesellschaftlicher“ Organisationen einführte.

Der sanfte Hippiekult der 1960er Jahre und der innovative und integrative literarische, musikalische und künstlerische Ansatz der Beat-Bewegung wurden zu einer offenen Verhetzung, ähnlich der des russischen Anarchisten Bakunin, mit starker internationaler Unterstützung.

In jüngster Zeit hat sich dieses Überschreiten der Grenzen der Normalität von einem kranken Experiment der „Sensibilisierung“ zu einer täglichen Praxis entwickelt.

Im Westen sind Homoerotik und sogar Pädophilie in alle Lebensbereiche eingedrungen, von Kindergärten und Schulen bis hin zu Hochschulen und der Justiz. Sie hat sich zu einem eigenen Genre in Film, Literatur, bildender Kunst und populärer Musik entwickelt. Jüngstes Beispiel dafür ist der Film „Titane“, der bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, was das Publikum schockierte und empörte. Die Regisseurin Julia Dicourna nahm den Preis mit den Worten entgegen: „Danke, dass Sie die Monster hereingelassen haben“. Kurzum:

Der mehr oder weniger geschlossene Kult einer auffälligen Zwergminderheit ist zum Kanon geworden,

so sehr, dass er in Ungarn – zumindest unseren Kindern zuliebe – gesetzlich eingeschränkt werden musste.

Das beunruhigendste europäische Beispiel für diesen neuen Zeitgeist sind die fast zensorisch ausgrenzenden deutschen Medien mit ihren schwerwiegenden Verzerrungen des öffentlichen Lebens und selbsternannten Richtern. Dazu gehören eine Reihe von Angriffen auf die nationalstaatliche Souveränität, die Abkehr vom traditionellen Familienmodell, die Propagierung einer unkontrollierten Migration, die absolute Darstellung der Klimasituation und nicht zuletzt der direkte politische Einsatz von Kunst. Gleichschritt, marsch! Ein vertrautes Bild aus der Vergangenheit, nicht wahr?

Ein Professor namens Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, beschreibt ein solches Verhalten wie folgt:

„Ein Deutschland, wo die Politik vom postmodernen Liberalismus bestimmt wird, ist eine Last für Europa“.

Krause erkannte, dass eine selbstzerstörerische Propaganda, die vom Kult zum Kanon wird, leicht die Ressourcen des Kontinents, seinen sozialen Frieden, seine kulturellen Errungenschaften, all das Schöne und Gute, das unsere Jahrtausende des Kampfes hervorgebracht haben, aufzehren kann. Ostmitteleuropa hört (vorerst) zu, aber die große Frage ist, welche Wendung der Kampf weiter westlich nehmen wird.

Autor, Zoltán W.-Nemessuri ist Schriftsteller

Deutsche Übersetzung von Dr. Gergely Muraközi

MAGYARUL: https://magyarnemzet.hu/velemeny/2021/12/a-normalitas-szetrombolasa-na

pi-gyakorlatta-valt

3 Kommentare

  1. Wie wahr! Ich erlebe hier in meiner deutschen Großstadt schrecklichste Dekadenz:
    Jetzt kenne ich schon vier lesbische Pfarrerinnenpaare, die alle 1-2 künstlich gezeugte
    Kinder haben. Der Vater ist also zu einem Bienenmännchen degradiert. Sage ich, dass
    jedes Kind doch einen Vater braucht, werde ich allerheftigst angegriffen mit bösen
    Worten. Auch, ich sei im Mittelalter steckengeblieben! –Wenn das so weitergeht
    (denn viele Jugendliche sind Anhänger von Lesbenpaaren mit künstlichen Kindern),
    wird sich eine solche Lebensweise rasch ausbreiten, und die traditionelle Familie ist
    nahezu oder ganz dem Untergang geweiht. 500-1000 Kinder mit einem einzigen Vater.
    Und in der nächsten Generation heiraten zwangsläufig UNBEWUSST Halbgeschwister!

  2. Diese Schrumpfform unserer Kultur, welche die ärgsten Perversionen geradezu zelebriert, ist selber zutiefst pervers und diabolisch. Léon Wurmser zitiert in seinem Buch „Das Rätsel des Masochismus“ Berlin, Heidelberg, New York, 2. Aufl. 1993) in einer Fußnote auf S. 222 aus einem Aufsatz von J. Chasseguet-Smirgel (1991, Sadomasochism in the perversions; some thoughts on the destruction of reality. J Am Psychoanal Assoc 39:399-415): „… the Sadian universe is one of confusion, chaos, mixture, inverted and abolished values … such an universe amounts to an eradication of the genital dimension, rooted in differences and a scale of values … it is a world established as the exact counterpart to the world of the Bible based on division, separation and differentiation.“ Die zitierten Einsichten sind zwar aus der psychoanalytischen Untersuchung und Behandlung von perversen Individuen gewonnen. Doch findet sich damit auch sehr treffend beschrieben, was im Tollhaus Deutschland sich, von den USA her kommend, seit etlichen Jahren an destruktiver Dynamik zunehmend kollektiv entfaltet. Das, was einst in den 60er Jahren als Kulturrevolte von „unten“ begann, ist längst von „oben“, d.h. von perversen Eliten des staatlich alimentierten Kultur- und Wissenschaftsbetriebs, in Dienst gestellt und wird von den herrschenden politischen Parteien und Akteuren der „Zivilgesellschaft“ (einschließlich der deutschen Amtskirchen) mit massiver Unterstützung durch die Mainstreammedien geradezu diktatorisch propagiert. Der Ausdrücke „Kulturrevolution“ und „Gehirnwäsche“ auf diese Phänomene anzuwenden, in denen das Unterste zuoberst gekehrt und den unkritischen Massen als das neue „Normal“ eingehämmert wird, ist aus meiner Sicht keine Übertreibung.

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